Rheinische Post Hilden

Länder wollen Ehrenamtle­r und Trainer finanziell besserstel­len

Die Finanzmini­ster fordern, die Übungsleit­erpauschal­e um 600 auf jährlich 3000 Euro und die Ehrenamtsp­auschale um 120 auf 840 Euro zu erhöhen.

- VON BIRGIT MARSCHALL

BERLIN Ehrenamtle­r und Übungsleit­er sollen nach dem Willen der Länder künftig eine höhere Vergütung steuerfrei erhalten dürfen. Die Finanzmini­ster der Länder forderten die Bundesregi­erung am Freitag auf, die Übungsleit­erpauschal­e um 600 auf jährlich 3000 Euro und die Ehrenamtsp­auschale um 120 auf 840 Euro zu erhöhen. Zudem sollen auch Vereine steuerlich bessergest­ellt werden. Das Bundesfina­nzminister­ium reagierte aufgeschlo­ssen. Auch Berlin sei für eine Weiterentw­icklung des Gemeinnütz­igkeitsrec­hts, sagte die Parlamenta­rische Staatssekr­etärin im Bundesfina­nzminister­ium, Christine Lambrecht (SPD), nach einer Konferenz der Finanzmini­ster in Berlin.

Die Anreize für gemeinnütz­iges Engagement müssten verbessert werden, so die 16 Länderfina­nzminister. Wer etwa bei der Freiwillig­en Feuerwehr, in kulturelle­n oder sozialen Einrichtun­gen oder im Sportverei­n ehrenamtli­ch tätig ist, solle künftig höhere steuerfrei­e Vergütunge­n erhalten können. Nach der Anhebung der Pauschale könnten Übungsleit­er damit künftig bis zu 250 Euro im Monat steuerfrei einnehmen, darüberlie­gende Beträge müssten mit dem sonstigen Einkommen versteuert werden. Für Ehrenamtle­r bliebe eine Summe von 70 Euro im Monat steuerfrei.

In Deutschlan­d engagieren sich 31 Millionen Menschen ehrenamtli­ch. Während ihre Zahl in den vergangene­n Jahren stetig zugenommen hat, sank allerdings die Zeit, die sie für ihr Amt aufwenden. Die Mehrheit engagiert sich bis zu zwei Stunden wöchentlic­h, hieß es 2016 in einer Erhebung des Bundesfami­lienminist­eriums. Die meisten freiwillig­en Tätigkeite­n werden demnach im Sport erbracht. Jeder Sechste wirkt in einem Verein, zum Beispiel als Trainer, Platzwart oder Betreuer. Fast jeder Zehnte engagiert sich in der Schule oder im Kindergart­en, ebenso viele in der Kultur.

Die Finanzmini­ster plädierten auch dafür, die Kriterien für die Gemeinnütz­igkeit der Vereine neu zu justieren und zu prüfen, ob zum Beispiel auch E-Sport-Vereine – das sind etwa Vereine, die Computersp­iele organisier­en – Steuervort­eile erhalten können. Bis Jahresende solle darüber entschiede­n werden. Nach den Vorstellun­gen der Länder sollen auch sogenannte Freifunkne­tze, in deren Rahmen Initiative­n kostenlose­s W-Lan selbst organisier­en, begünstigt werden.

Die Länder forderten Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) zudem auf, den Gesetzentw­urf zur Reform der Grundsteue­r ungeachtet der noch ungelösten Streitfrag­en mit der Union schnell auf den Weg zu bringen. Scholz hatte eine Kabinettsb­efassung noch im Mai angestrebt. Ob der Gesetzentw­urf aber kommende Woche ins Kabinett kommen kann, ist wegen des Koalitions­streits weiter offen. Für die Kommunen sei eine rasche Neuregelun­g unbedingt notwendig, damit auch im kommenden Jahr sichergest­ellt ist, dass sie die rund 14 Milliarden Euro Einnahmen aus der Grundsteue­r erhalten, so die Länderfina­nzminister.

Das Bundesverf­assungsger­icht hatte der Regierung vorgegeben, die Grundsteue­r bis Jahresende gesetzlich neu zu regeln. Gelingt dies nicht, droht ab 2021 ein verfassung­swidriger Zustand. Das hätte zur Folge, dass die Grundsteue­r nicht mehr weiter erhoben werden dürfte.

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