Kredit soll Krise bei Vapiano beenden
Die Kölner Restaurant-Kette war einst ein Star der Branche. Doch nach dem Börsengang eröffneten die Manager viel zu schnell weitere Filialen und häuften hohe Verluste an. Nun soll ein neues Konzept die Rettung bringen.
KÖLN (dpa) Auf den Appetit der Deutschen ist Verlass. Jahr für Jahr geben die Bundesbürger mehr Geld aus für Pizza, Burger oder Sandwiches. 2018 kamen die 100 größten Gastronomie-Ketten hierzulande laut dem Fachmagazin „Foodservice“auf einen Umsatz von 14,5 Milliarden Euro, ein Plus von 5,3 Prozent. „Im Markt der Kettengastronomie ist Dynamik“, heißt es beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga). Die Aussichten seien auch 2019 positiv.
Doch während Gastroketten wie Burgerme, Dean & David, Peter Pane und L‘Osteria gesund wachsen, also den Umsatz auch auf gleicher Fläche steigern konnten, kriselt ausgerechnet der einstige Branchenprimus. Vapiano verkündet eine schlechte Nachricht nach der anderen – Gewinnwarnungen, Abgänge von Spitzenpersonal und tiefrote Zahlen. Ihren Jahresabschluss für 2018 verschob die Kölner Firma am Donnerstagabend schon zum dritten Mal, am 18. Juni soll es endlich so weit sein. Immerhin konnte ein wichtiger Kredit gesichert werden.
Bereits bekannt ist, dass der Konzernumsatz 2018 nach vorläufigen Zahlen bei 370 Millionen Euro lag. Auf gleicher Fläche, also ohne Neueröffnungen, war das ein Minus von einem Prozent. Das ist zwar nur ein kleiner Rückgang, angesichts des starken Wachstums in der Branche jedoch schlecht. Zumal tiefrote Zahlen hinzukommen: Laut Mitteilung vom Februar lag der Gesamtverlust „deutlich“unter dem Minus von 2017 (rund 30 Millionen Euro).
Die Lage ist also angespannt. Vor nicht einmal zwei Jahren sah das noch anders aus. Da herrschte Aufbruchstimmung. Zwar hatte es auch damals schon mitunter schlechte Laune gegeben. Mitarbeiter hatten über zu lange Arbeitszeiten und hohen Druck geklagt, Handyvideos von Mäusen bei Vapiano machten die Restaurantkette im Netz zu einem eher unappetitlichen Gesprächsthema. Doch mit dem Börsengang sollte 2017 eine neue Zeit eingeläutet werden. Der Finanzwelt schmeckten die Aktien jedoch nicht. Heute ist eine Aktie nur noch rund sechs Euro wert statt ursprünglich 23.
„Die Firma wollte zu schnell zu viel“, sagt Boris Tomic, Chefredakteur des Fachmagazins „Foodservice“. Vapiano ist inzwischen in 33 Ländern mit insgesamt 231 Restaurants aktiv, davon 82 in Deutschland. „Nach dem Börsengang war viel Geld in den Kassen, mit dem man „auf Teufel komm raus“einen Expansionskurs gefahren ist“, sagt Experte Tomic. Es wurden immer mehr Lokale aufgemacht, 2018 waren es mehr als 30. Selbst im australischen Städtchen Toowoomba leuchtete der markante rote Schriftzug.
„Das wahnsinnig schnelle Wachstum nach dem Börsengang war nicht immer hilfreich“, räumte zuletzt auch Vapiano-Chef Cornelius Everke ein. Der Manager hat seit Ende 2018 das Sagen in der Firma. Mit einem frischen Kredit will er den Laden umstrukturieren und verschlanken. Nach langem Ringen gab es am Donnerstagabend grünes Licht: Die Firma habe verbindliche Kreditzusagen über 30 Millionen Euro von Banken und Großaktionären bekommen, hieß es.
Der Manager will Abläufe vereinfachen und damit ein Problem beheben, das zuletzt immer wieder zum Ärgernis wurde: lange Wartezeiten. Er will die Menükarte anpassen und auf Klassiker setzen. Das heißt: Ausgefallene Gerichte wie Pasta mit Roquefort-Feige und Kaffee-Orange, die bis April angeboten wurden, dürfte es künftig wohl nicht wieder geben. Zudem will Everke das Angebot vereinfachen. Derzeit hat man bei Vapiano die Auswahl zwischen zwölf verschiedenen Pasta-Arten, ob Fusilli, Dinkel Spaghetti oder Pappardelle.