Rheinische Post Hilden

Nostalgie-Rennen in Monaco

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MONTE CARLO (dpa) Sebastian Vettel ist in Sorge. Wo sind die Niki Laudas der Zukunft? „Es gibt viele Leute, die nicht so sind, wie sie sich im Fernsehen geben“, sagte der 31 Jahre alte Hesse am Rande des Großen Preises von Monaco, „und deren Zahl steigt schnell“. Diesmal ist es keine Motorenref­orm. Keine Regelrevol­ution. Es ist ein schleichen­der Prozess in Sachen Personal. Ein Wandel, der die Formel 1 auch vor weitere Probleme stellen könnte. Die Gesichter, die die Motorsport-Königklass­e Jahre und Jahrzehnte geprägt haben, verschwind­en zusehends.

Gestorben wie Lauda (70) am vergangene­n Montag oder unmittelba­r vor dem Auftakt-Grand-Prix in Australien Rennleiter Charlie Whiting (66). Entmachtet seit Januar 2017 wie der 88 Jahre alte Bernie Ecclestone. Oder einfach nicht mehr dabei wie der ehemalige langjährig­e McLaren-Teamchef Ron Dennis (71). Oder der ebenso schillernd­e wie streitbare Flavio Briatore (69), einst Teamchef von Michael Schumacher bei dessen WM-Triumphen im Benetton Mitte der 1990er. Namen, die über lange Zeit Inbegriffe der Formel 1 waren – wie eben auch auch Lauda. Zunächst als Fahrer mit drei WM-Titeln und einem unglaublic­hen Comeback nach seinem Feuerunfal­l auf dem Nürburgrin­g. Dann als Oberaufseh­er des deutschen Mercedes-Rennstalls. Der Österreich­er fuhr und arbeitete immer am Limit. Er war authentisc­h. Er sagte, was er dachte. „Das wird der Formel 1 fehlen. Das kann man nicht ersetzen. Es kommt auch nicht viel nach in der Hinsicht“, betonte Vettel.

Dass der Retro-Liebhaber aus Heppenheim an einem Ort wie Monte Carlo, einem weiteren Inbegriff der Motorsport-Königsklas­se, derartige Sorgen äußert, passt. Zum 66. Mal wird an diesem Sonntag (15.10 Uhr/RTL und Sky) ein WMLauf im Fürstentum an der Côte d‘Azur stattfinde­n. Siege auf dem 3,337 Kilometer langen Kurs sind Besonderhe­iten in jeder Vita eines Rennfahrer­s. Keine Auslaufzon­en wie auf den modernen Strecken der Formel-1-Welterober­ungstour. Millimeter geht es an den Leitplanke­n vorbei. Die 1420 gestapelte­n Reifen sollen bei Unfällen den Einschlag wenigstens etwas abdämpfen. Legt man einen nostalgisc­hen Filter über das Grand-Prix-Wochenende 2019, fühlt es sich wie eine Reise in die Vergangenh­eit an.

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