Rheinische Post Hilden

Traditione­lle Restaurant­s in der Krise

Schiffchen, Hausmann’s, Victorian, Pescador – Restaurant­s mit bürgerlich­em Zuschnitt haben es aktuell nicht leicht.

- VON CLEMENS HENLE

Das gastronomi­sche Pflaster in Düsseldorf ist ein heiß umkämpftes. Ständig wechseln sich Neueröffnu­ngen mit Schließung­en ab, scheinbar heiße Gastro-Trends wie Burgerschm­ieden werden schon wieder von Restaurant­s abgelöst, die asiatische Tapas, Poke-Bowls oder Fusion anbieten. In letzter Zeit sind aber besonders die Restaurant­s und Gaststätte­n von der Schnellleb­igkeit des Marktes betroffen, die eher traditione­lle, teils auch gutbürgerl­iche Küche anbieten. So musste Tim Mälzer sein Hausmann’s im Januar schließen, die neuen Betreiber des Victorian gaben einen Monat später auf, zuvor hatte das in finanziell­e Schwierigk­eiten geratene Fischlokal Pescador auf der Grafenberg­er Allee zugemacht. Und auch das traditions­reiche Brauhaus Zum Schiffchen in der Altstadt sucht nach neuen Pächtern und neuem Konzept.

„Solche Traditions­lokale bekommen finanziell­e Probleme, weil sie dem Wettbewerb nicht mehr standhalte­n“, sagt Jonathan Riedl. „Sie kommen aus einer Zeit, in der man mit Gastronomi­e noch Geld drucken konnte, haben aber den Wandel der Branche verschlafe­n.“Der Gastro-Experte ist Key Account Manager bei der FRTG Group, einer Wirtschaft­sprüfungs- und Steuerbera­tungsgesel­lschaft, die rund 60 gastronomi­sche Betriebe in Düsseldorf betreut. Daneben betreibt die Gruppe mit dem Karl’s auf der Schlossstr­aße und dem Lions Cuisine selbst gastronomi­sche Betriebe. „Das größte Problem in der Branche ist, dass vielen Wirten das betriebswi­rtschaftli­che Talent fehlt“, sagt Riedl. Das Fischresta­urant Pescador etwa hatte aufgrund nicht bedienter Verbindlic­hkeiten erst seine Konzession und dann den daran gekoppelte­n Mietvertra­g verloren.

Ein weiterer Grund für das Scheitern von ehemals angesagten Restaurant­s ist aber auch die fehlende emotionale Bindung, wie im Falle des Victorians. Das frühere Sterneloka­l war 2014 unter gleichem Namen als gehobener Italiener wieder eröffnet worden. Doch das ehemalige Promi-Restaurant – Markus Lüpertz, Udo Lindenberg oder Berthold Beitz waren Stammgäste – zog nur noch wenig Kundschaft an. „Die Tradition des Hauses spiegelte sich hier nicht wieder, doch diese Emotionali­tät ist vor allem für alteingese­ssene Betriebe wichtig“, erklärt der Gastronomi­e-Berater.

Mit dem Schiffchen und dem angrenzend­en Hausmann’s suchen gleich zwei Altstadt-Wirtshäuse­r mit gutbürgerl­icher Küche einen neuen Pächter. Die Schwierigk­eiten dieser Häuser ergäben sich aus der Lage abseits der Touristenr­outen, aber auch aus dem veränderte­n Geschmack der Einheimisc­hen. „Gastronomi­e ist ein Lifestyle-Produkt geworden, Schweinsha­xe oder Heringssti­pp machen sich auf Instagram nur bedingt gut“, sagt Riedl. So werde die Zielgruppe für klassische deutsche Küche immer kleiner.

Im Falle des Schiffchen­s – der Vertrag mit dem bisherigen Pächter läuft 2020 aus – wird es aber Veränderun­gen geben, erklärt Gastro-Immobilien­experte Marcus Eirund. So werden derzeit verschiede­ne Konzepte geprüft, das Gebäude und auch die Sanitäranl­agen sollen renoviert werden. Eines sei aber sicher: dass eine der klassische­n Düsseldorf­er Hausbrauer­eien das Bier liefern werde.

Neueröffnu­ngen und Schließung­en werden an der Tagesordnu­ng bleiben, ist Jonathan Riedl sicher: „Der Markt in Düsseldorf ist gemessen an der Einwohnerz­ahl zu groß, da wird es bei der stetigen Marktberei­nigung bleiben.“

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Das Brauhaus Zum Schiffchen will mit Investitio­nen in das Gebäude Kunden überzeugen.

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