Yangyang verzückt Asia-Pop-Fans
In der deutschen Fan-Szene ist der 18-Jährige ein Star – denn er lebte in Düsseldorf und spricht Deutsch.
Wenn am Japantag Tausende aufwändig verkleidete junge Menschen durch Düsseldorf strömen, steht der Durchschnittsbürger staunend am Straßenrand und denkt: Wahnsinn, wie viel Liebe, Mühe und Energie Manga-Fans in ihre Kostüme stecken. Sie widmen sich mit Leidenschaft einer Kultur, die den meisten Deutschen vollkommen fremd ist und bleibt. Ähnlich ist es, wenn man sich erlaubt, für ein paar Minuten, Stunden oder Tage in die Fanszene der asiatischen Popmusik abzutauchen. Ob J-, K- oder C-Pop (aus Japan, Korea oder China) – deutsche Fans verehren ihre Idole von der anderen Seite des Planeten mit einem Fieber, das kaum zu begreifen ist. Zumal diese Idole das Gegenteil von greifbar sind.
„Klar, am Anfang habe ich auch gedacht: Wie kann man das nur gut finden?“, sagt Jessica Nowak. Die 22-Jährige sitzt mit ihrer Freundin Siham Laroub (21) in der Bakery My Heart mitten im Japanviertel. Beide scrollen durch ihre Twitterfeeds. Auf der Suche nach Fotos von Yangyang. „Unserem Yangyang“, wie die Fans ihn gerne nennen.
Die meisten Fans asiatischer Popmusik können Chinesisch, Japanisch oder Koreanisch weder sprechen noch lesen. Und die meisten asiatischen Popstars sprechen kein Englisch. Fans behelfen sich mit Untertiteln, wo vorhanden, oder Übersetzungsprogrammen, um herauszufinden, worüber ihre Stars in den zahllosen Webvideos sprechen oder singen. Wie durch ein Wunder schaffen sie es, sich in der komplexen Welt der asiatischen Popmusik zurechtzufinden. Doch nun hat der Himmel Yangyang geschickt, um die Welten zu vereinen. Ein Chinese, der in Düsseldorf gelebt hat, Deutsch kann. Mitglied der Gruppe WayV, einer von sieben, die im Januar der Öffentlichkeit vorgestellt wurden.
„Yangyang, unser Ehrenmann, wir supportieren dich!“, schreiben die Fans auf Twitter – und vermischen damit das Jugendwort des Jahres 2018 (Ehrenmann) mit Yangyangs Denglisch („supportieren“von engl. to support). Sie nennen ihn „Kaiser“und „Bretzelbruder“, fantasieren darüber, dass Yangyang die Würzsauce Maggi liebt und gern Döner isst. Alles in verrückter, überbordender Freude darüber, dass es endlich einen C-Pop-Star gibt, der ihre Sprache spricht. „Als das ein halbes Jahr vor dem Debut rauskam, ist das deutsche Twitter ausgerastet“, erzählt Siham.
Anfrage bei Label V, dem Management von Way V. Ob es möglich sei, Yangyang zu interviewen. Es folgen Verhandlungen per E-Mail – von Februar bis Mai. Dann ist es schließlich da: das kostbare Word-Dokument mit dem (wahrscheinlich) weltexklusiv ersten Interview von Popstar Yangyang mit einem deutschen Medium. (Ein Telefoninterview lehnte das Management ab.)
Er habe seine Teenager-Jahre in Düsseldorf verbracht, schreibt Yangyang. Mit elf sei er mit Mutter und Schwester in die Stadt gezogen. Die Internationale Schule in Neuss habe er besucht. „Ehrlich gesagt, ich vermisse die Schulzeit sehr.“Vor seinem Debüt habe er Düsseldorf bis zu zwei Mal im Jahr besucht. „Aber dieses Jahr habe ich es noch nicht geschafft.“Er hoffe aber, dass daraus noch etwas werde. „Wenn ihr mich auf der Straße seht, sagt mir gerne Hallo!“
Dass seine deutschen Fans seine Existenz mit zig Twitter-Accounts und einer Art Geheimsprache feiern, ist Yangyang bewusst – auch wenn er selten direkt darauf reagiert. „Ich sehe die lustigen Kommentare der Fans sehr häufig“, schreibt er. „Ich muss dann immer laut lachen, so dass meine Bandkollegen mich fragen, was los ist.“
Er würde gern mal mit WayV in Deutschland auftreten, schreibt er noch. Jessica Nowak und Siham Laroub wären zweifellos im Publikum.