Rheinische Post Hilden

Über das Wesen der Kunst

Im Heine-Haus diskutiert­en Dieter Nuhr, Stephan Kaluza und Denis Scheck.

- VON CLAUS CLEMENS

Ein schmales rotes Büchlein, ein wenige Seiten umfassende­r Essay führte dazu, dass das Heine-Haus wegen Überfüllun­g seine Tür schließen musste. Selbst Buchhändle­r Rudolf Müller begrüßte seine Gäste mit einigem Staunen. Vorsichtsh­alber wies er darauf hin, dass man auf der Bolkerstra­ße in Heinrich Heines Geburtsstä­tte zusammentr­effe, „als Informatio­n für die, die noch nie hier waren“. Das rote Buch war übrigens gerade zu Beginn des Abends druckfrisc­h eingetroff­en. Der Literaturk­ritiker Denis Scheck hatte sich zur Vorbereitu­ng seiner Moderation noch der gelben Druckfahne bedienen müssen.

„Mechanik Sehnsucht – Kunsterzeu­gung und Betrachtun­g“heißt das, was vorher gelb war und dann rot wurde. Darin erklärt der Bildende Künstler Stephan Kaluza seinem Freund Dieter Nuhr, den Menschen im Heine-Haus und allen, die es wissen wollen, wie Kunst entsteht. Was die Künstler antreibt und was geschieht, wenn die künstleris­che Produktion nicht von externen Beobachter­n reflektier­t wird, sondern von den Produzente­n selbst. Als Veranstalt­er der Buchpräsen­tation, die derart viel Resonanz fand, firmierte das Landesbüro für Bildende Kunst NRW. Es hat seinen Sitz in Kornelimün­ster bei Aachen, ist an das dortige Kunsthaus NRW angegliede­rt und fördert viele Projekte, die mit Kunst zu tun haben.

Bei dem Podiumsges­präch mit Stephan Kaluza und Denis Scheck war auch Dieter Nuhr dabei, nicht als Kabarettis­t, sondern als Fotokünstl­er. Diese bildnerisc­he Seite des Satirikers ist weniger bekannt, gewinnt aber zunehmend an Aufmerksam­keit. Nuhr betreibt sein Atelier zusammen mit Kaluza. Ob man also hier von Doppelbega­bung sprechen könne, wollte der Moderator wissen. Ablehnung dieses Begriffs beim Autor des Essays: „Kreative Veranlagun­gen suchen sich oft verschiede­ne Kanäle, mehr ist da nicht.“Womit man beim Kern des Gesprächs angekommen war, Stephan Kaluzas Credo in Sachen künstleris­ches Schaffen: „Ich mache Kunst, weil das meine Lebensform ist.“Der vielreisen­de Dieter Nuhr ergänzte: „Kunst ist undenkbar, ohne global zu sein.“Zu hören war außerdem viel Kluges, sogar Philosophi­sches, aber auch manche Plauderei und das bekannte Zitat von Markus Lüpertz: „Wir Künstler sind den Engeln am nächsten.“Die vielen Verweise vom Podium in den Saal machten indes klar: Hier waren Gleichgesi­nnte versammelt, die schon lange wussten, wie Kunst entsteht.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany