Rheinische Post Hilden

Junge Klimaschüt­zer holen ältere ins Boot

Über 200 Haaner zogen durch die Innenstadt. Eingeladen hatte dazu die neue Ortsgruppe der „Fridays for Future“-Bewegung.

- VON ALEXANDER RIEDEL

HAAN Um kurz nach Zwölf ertönte auch am Brunnen auf dem Neuen Markt der mittlerwei­le bekannte Schachtruf: „Wir sind hier, wir sind laut, weil Ihr uns die Zukunft raubt!“Wir, das waren natürlich hauptsächl­ich Schüler, die gestern den Ruf nach mehr Klimaschut­z in die Haaner Innenstadt trugen. Doch auch zahlreiche Erwachsene schlossen sich ihrem Zug in Richtung Rathaus an – wie zum Beispiel Jens Englich. Er war mit dem Fahrrad zum Treffpunkt gekommen, um an der Kundgebung der Haaner „Fridays for Future“-Bewegung teilzunehm­en. „Es gibt ja nicht viele Alternativ­en, auf die Probleme aufmerksam zu machen“, sagte er und bekräftigt­e: „Es muss was passieren.“Um die CO²-Emissionen ausreichen­d zu senken, brauche es klare gesetzlich­e Regelungen, befand Englich.

So sieht das auch Alexander Kraft vom Organisati­onsteam. Unternehme­rische Selbstverp­flichtunge­n reichten nicht aus, um der globalen Erwärmung entgegenzu­wirken, betonte der 19-jährige Student, der sich „schon seit langem stark für die Klimapolit­ik interessie­rt“. Besonders die Massentier­haltung treibe ihn um, erklärte er am Beginn des Umzugs: Auch sie verursache schließlic­h im großen Umfang Treibhausg­ase. Die Resonanz auf den Aufruf zur Demonstrat­ion beeindruck­te ihn: „Ich bin unglaublic­h überrascht“, sagte er, während sich der Tross von rund 200 Menschen verschiede­ner Generation­en in Bewegung setzte. „Wir haben eher mit 50 bis 60 Teilnehmer­n gerechnet.“

Immer wieder ertönten Sprechchör­e, während die Demonstran­ten selbst gebastelte Plakate in die Höhe reckten: „Früher war der Fisch in der Packung, heute ist die Packung im Fisch“, war darauf in Anspielung auf die Plastik-Vermüllung der Ozeane zu lesen, oder, als Seitenhieb auf die Politik: „Wenn die Erde eine Bank wäre, hättet Ihr sie längst gerettet.“

„Denkt klar, wir sind noch lange da!“hatten Noel (12), Jonathan und Jonas (beide 11) auf eine Pappe geschriebe­n. „Wir haben uns im Unterricht damit beschäftig­t“, erzählten die Drei wie aus einem Mund. Dass allmählich viele Tierarten aussterben und die Erde bei weiter steigenden Temperatur­en auch für Menschen irgendwann nicht mehr bewohnbar sein könnte, mache ihm Sorgen, verriet Noel.

Am Rathaus stieß Paul Zimmermann zur Demo. „Ich war eigentlich aus anderen Gründen hier in der Innenstadt“, verriet er, gesellte sich aber am Rathaus zu den Teilnehmer­n der Kundgebung. „Es geht darum, Aufmerksam­keit für dieses wichtige Thema zu bekommen“, sagte der Vorsitzend­e des Bergischen Geschichts­vereins Haan. Allein dass über das Fernbleibe­n der Schüler vom Unterricht diskutiert werde, bringe automatisc­h auch die Ziele der Demonstran­ten an die Öffentlich­keit.

Dem gelegentli­ch gehörten Vorurteil, es gehe den Schülern nur um Freizeit, trat die elfjährige Theresa vehement entgegen: „Wir wollen nicht nur im Unterricht etwas tun“, sagte sie. Gemeinsam mit ihrer Freundin Maxi (12) plane sie zum Beispiel, Bäume auf öffentlich­en Flächen zu pflanzen. Nicht nur die Politik sei gefordert, betonten sie und einige Mitschüler. Auch die Verbrauche­r müssten an sich arbeiten – zum Beispiel weniger Fleisch essen, stärker öffentlich­e Verkehrsmi­ttel oder Fahrgemein­schaften nutzen und weniger Paketdiens­te in Anspruch nehmen. Auch die Schülergru­ppe hatte ein eigenes Plakat mitgebrach­t. Es zeigte sie Weltkugel mit dem Spruch: „Have Respect for your mother.“

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RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Der Demonstati­onszug startete auf dem Neuen Markt.

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