Kein fröhlicher Geburtstag
Zu Pfingsten fällt der Blick auch auf die Institution Kirche.
Am Wochenende wird großer Geburtstag gefeiert. Es ist das „Wiegenfest“der Kirche – so jedenfalls wird das Pfingstgeschehen gedeutet. Der heilige Geist erleuchtet die versammelten Jünger, und dann geschieht das Wunder: Sie beginnen in vielen Sprachen zu predigen, und alle Menschen können sie verstehen. An Pfingsten zieht die Botschaft Jesu in die Welt hinaus.
Aber es ist nicht auch der fröhliche Geburtstag einer Institution, deren zunehmend die Gläubigen und auch die Priester abhanden kommen? Die immer weniger die Menschen zu erreichen scheint, die vom Skandal des sexuellen Missbrauchs geschüttelt
wird und bei manchen damit das letzte Vertrauen einbüßt? An der Botschaft liegt es nicht. Die ist so barmherzig, hoffnungsfroh und revolutionär wie am ersten Tag. Doch in welcher Form das Evangelium künftig verkündet werden soll und kann, darüber gibt es viele Fragen und viele Ideen und noch mehr Unsicherheiten. Die Diskussionen sind notwendig. Sie dürfen aber nicht alles sein. Kirche ist nicht das Wichtigste, weil Kirche immer nur dem Glauben dient. Alle Strukturfragen, die in Deutschland demnächst auf dem sogenannten synodalen Weg zur Sprache kommen sollen, müssen letztlich die Frage danach sein, wie Glauben im 21. Jahrhundert am besten gelebt werden kann. „Sende aus deinen Geist, und das Antlitz der Erde wird neu“, lautet der Kehrvers eines schönen Kirchenliedes zu Pfingsten. Welche Zuversicht dieser Ansprache innewohnt! Damit wird das Schicksal der Welt aber nicht einfach und bequem an den Schöpfer delegiert. Es bleibt die Aufgabe der Christen. Das ist eine gewaltige Herausforderung, die ohne Hoffnung kaum zu meistern ist. Der Geburtstag der Kirche sollte Anlass sein, sich auch dieser Tatkraft wieder stärker zu besinnen.