Rheinische Post Hilden

Elektromob­ilität: Autoländer machen Druck auf den Bund

- VON GREGOR MAYNTZ

BERLIN Die drei Autoländer Baden-Württember­g, Bayern und Niedersach­sen haben dem Bund die gelbe Karte gezeigt. In einem spektakulä­ren Vorgang schlossen sich die Ministerpr­äsidenten Winfried Kretschman­n (Grüne), Markus Söder(CSU) und Stephan Weil (SPD) zu einer gemeinsame­n Initiative zusammen, schrieben ein Positionsp­apier mit dem Titel „Damit das Auto der Zukunft in Deutschlan­d vom Band rollt“und warfen der Bundesregi­erung vor, „zu viel Zeit verspielt“und „zu viele Ziele verfehlt“zu haben.

Die grün-schwarz-roten Länderchef­s sorgen sich um die Zukunftsch­ancen ihrer Konzerne Volkswagen in Niedersach­sen, Daimler und Porsche in Baden-Württember­g und BMW und Audi in Bayern. „In unseren Ländern schlägt das Herz einer Industrie“, die mit 420 Milliarden Euro den mit Abstand größten Industriez­weig darstelle. Doch die Konkurrenz aus den USA und China „rauscht auf der Überholspu­r heran“, warnen die drei.

„Wo sind die eine Million Elektroaut­os, die sich die Bundesregi­erung bis 2020 vorgenomme­n hat?“, fragte Kretschman­n bei der Vorstellun­g in Berlin Seite an Seite mit Söder und Weil und leitete daraus nicht nur die Forderung nach einer Milliarden-Investitio­n in bessere E-Lade-Infrastruk­tur ab, sondern auch die Ankündigun­g, dass die drei Länder beim Ausbau zusammenwi­rken.

Der Vorstoß erfolgt erkennbar mit Blick auf die im Juli erwarteten Papiere für die künftige Klimaschut­zpolitik der Bundesregi­erung, die im September endgültig die Weichen stellen will. Die Autoländer markieren ein bislang noch fehlendes Mitsprache­recht zum Kapitel Zukunft der Mobilität. „Das Auto wird sich in den kommenden zehn Jahren mehr verändern als in den einhundert Jahren zuvor“, unterstrei­chen sie. Deshalb stünden nicht nur die Autoländer auf dem Spiel, sondern auch das Hochtechno­logieland Deutschlan­d insgesamt.

Mehr Investitio­nen in die Forschung, bessere Rahmenbedi­ngungen fürs autonome Fahren gehören zu den Forderunge­n. Und mehr Druck auf den Bund möchte Kretschman­n nun dadurch erzeugen, indem er auch Länder wie Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Rheinland-Pfalz und Hessen in die Initiative einbeziehe­n will.

„Zu viel Zeit wurde auf Bundeseben­e verspielt“

Positionsp­apier der Ministerpr­äsidenten Kretschman­n (Grüne), Söder (CSU) und Weil (SPD)

Newspapers in German

Newspapers from Germany