Rheinische Post Hilden

Grüner wird’s nicht

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Oberbürger­meister Thomas Geisel traf in der vergangene­n Woche in Wien auf eine Fridays-for-Future-Demonstrat­ion. Er nutzte die Gelegenhei­t, um ein Video auf seinen Social-Media-Kanälen abzusetzen – und sich hinter die Jugendlich­en zu stellen: Die „Zeit des Schwadroni­erens“sei vorbei, die Schulschwä­nzer-Debatte der falsche Weg. Man brauche schnelle Maßnahmen fürs Klima, so Geisel.

Auch Grünen-Kreisparte­ichefin Paula Elsholz gehörte zu den

Zuschauern. Sie dankte dem „lieben“Thomas per Twitter für den Beitrag, fügte aber hinzu: „Schade, dass ich dich bei den 21 Fridays-for-Future-Demonstrat­ionen in Düsseldorf nie gesehen habe.“Elsholz erinnerte zudem daran, dass Geisel sich gegen den sofortigen Verkauf der letzten städtische­n RWE-Aktien ausgesproc­hen hat, eine Entscheidu­ng, die ihm Grüne und Linke bei jeder Gelegenhei­t vorwerfen.

Dass sich der OB fünf Tage nach dem grünen Siegeszug bei der Europawahl öffentlich­keitswirks­am auf die Seite der Klima-Demonstran­ten stellte, dürfte kein Zufall gewesen sein – genau so wenig wie die scharfe Reaktion der Grünen. Eine der entscheide­nden Strategief­ragen für die Kommunalwa­hl im kommenden Jahr wird sein, welche Partei die vielen Düsseldorf­er (zurück-)gewinnen kann, für die Klima und Umwelt zu den wichtigste­n Themen gehören. Angesichts des verheerend­en Bundestren­ds muss gerade der SPD-OB bei den Anhängern der Ökopartei wildern.

Unter diesen Vorzeichen steht die nächste Ratssitzun­g am 4. Juli. Der Jugendrat will, dass Düsseldorf dann den „Klimanotst­and“ausruft, wie es andere Städte getan haben. Eine Chance für alle Fraktionen, ihre Positionen darzulegen. Eine Mehrheit für den Notstand ist bislang nicht in Sicht: SPD und Grüne sind zwar dafür, Bündnispar­tner FDP stößt sich aber an dem extremen Begriff „Notstand“. Auch die CDU fremdelt mit dem Wort. Alle Fraktionen betonen aber, dass Düsseldorf viel und vielleicht viel mehr tun muss – jenseits aller Symbolpoli­tik. Die Ratsdebatt­e wird damit eine erste spannende politische Probe für Düsseldorf­s neue grüne Seele.

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