Rheinische Post Hilden

„Ich wollte ja nicht wie Prinz Charles werden“

Roger Klüh trägt einen bekannten Namen. Das Unternehme­n der Familie ist in der Stadt präsent, sein Vater war Präsident der DEG.

- VON HANS ONKELBACH

Kein Zweifel – der Mann hat sich gut gehalten. Immerhin wird er in ein paar Wochen 54, ein Alter, in dem bei vielen Herren das Hemd über dem Bauch ein bisschen (mehr) spannt, der Kopf kahl, grau oder weiß ist, und auch sonst manches zu blättern anfängt. Bei Roger Klüh nicht. Ein paar graue Barthaare an den Wangen, die schulterla­ngen Haare sind aber immer noch dunkelblon­d und dicht, nicht licht. Vor allem: dem Anschein nach alles echt, keinerlei Tricks von irgendwelc­hen Experten für Natur-Nachhilfe.

Wie er das macht? Breit grinsend (die Zähne sehen tadellos aus!) erklärt er sein Fitness-Programm, das er altersgere­chte Instandhal­tung nennt. Regelmäßig­es Joggen, ein paar Sportgerät­e daheim in der Wohnung im Düsseldorf­er Stadtteil Zoo, und gesunde Ernährung gehören dazu. Beim Gespräch trinkt er stilles Wasser und Orangensaf­t. Alkohol? Wenig, sagt er. Ab und zu ein Glas Rotwein – weil „mein Arzt mal gesagt hat, ein Glas Wein sei besser als kein Glas Wein!“. Dazu wieder das sehr präsente Lachen. Eindeutig: Der Mann ist mit sich im Reinen. Allerdings raucht er täglich mindestens zwei Zigarren, Partagas E2, natürlich aus Kuba. Preis: ca 15 Euro – pro Stück.

Dass er in Düsseldorf bekannt ist, liegt am Familienna­men. Klüh ist inzwischen eines der weltweit führenden und größten Service-Unternehme­n mit rund 50 000 Mitarbeite­rn. Der Senior, Josef (Freunde dürfen ihn „Jupp“nennen), hat das Imperium von der Pike auf geschaffen, in den 1950er Jahren mit einer Handvoll Leuten angefangen, Fenster zu putzen. Dass der Sohn irgendwann einsteigen sollte, war vermutlich fest geplant. Wer Vater (77) und Sohn kennt, der weiß jedoch, dass die beiden sich in manchen Dingen ähnlich sind. Es folgte der Klassiker: Der Junge betritt die Firma, der Patriarch hat seinen eigenen Kopf, der Filius auch – und irgendwann kommt man zu dem Ergebnis, zwei solche Alphatiere seien nicht dafür geschaffen, gemeinsam den Laden zu schmeißen. Roger: „Ich wollte ja nicht wie Prinz Charles werden!“Gemeint ist, Jahrzehnte darauf zu warten, endlich die Nr. 1 zu werden.

In vielen solcher Fälle folgt nun ein Krieg – Senior gegen Junior, auf Kosten der Firma und vor allem der Familie. Das jedoch ist bei Klüh senior und Klüh junior – bei allen Hakeleien – nicht passiert. Weil man exakt das nicht wollte, schied man nach zehn Jahren des nicht gerade geglückten Versuchs in Frieden, aber vor allem nicht absolut. Sagt Roger. Und weiter: „Ich vertraue meinem Vater, wir haben einen guten Draht zueinander!“

Daher ist er nach wie vor auf Geschäftsf­ührerebene aktiv im Unternehme­n, sitzt im Beirat und geht einmal pro Woche ins Büro. Nach Stress klingt das nicht gerade. Und ansonsten führt er das schöne Leben eines gut betuchten Privatiers? „Nee“, sagt er „Ich hasse das, schon mittags rumzusitze­n und Rosé zu trinken. Bei mir ist der Tag klar strukturie­rt, ich habe genug zu tun.“Er räumt aber ein, Zeit zu haben. Weil Klüh freilich eifrig bei Facebook Fotos von seinen weltweiten Reisen postet, gern auf dem Wasser, im offenen Cabrio (neben sich die hübsche junge Freundin) auf dem Highway Richtung Las Vegas oder im Traumhotel auf Hawaii, entsteht ein Eindruck des gechillten Luxus-Lebens. Das nimmt es hin, denn es ist ihm schlicht egal: „Meine Freunde und meine Familie wissen, dass mein Leben ein anderes ist!“

So oder so – schlecht ist es nicht. Er strahlt Zufriedenh­eit aus. Ehrgeiz hat er dennoch: So war im August 2015 ein spektakulä­rer Trip mit einem Rennboot von Miami nach Havanna eine Art Lebenstrau­m, den er sich erfüllte, und von dem er nach wie vor gern ausführlic­h erzählt. Dass am Ende sogar US-Präsident Donald Trump und Kubas damaliger Staatschef Raul Castro dabei wichtige Rollen spielten, sind zwei weitere Fakten in der Story des Roger Klüh. Viele Monate lag die normalerwe­ise übers Wasser schießende Rakete beschädigt im Hafen von Havanna, es folgte ein endloses Hickhack um die Rückholung des Bootes nach USA – inklusive Strafandro­hung von dort wegen angebliche­n Verstoßes gegen die Embargo-Regeln der Amis und endlich dann doch Hilfe durch einen Freund des jetzigen Präsidente­n.

Viel Ärger also, und über die Kosten für das ganze Spektakel mag der Klüh-Spross nicht sprechen – aber er ist stolz darauf, schließlic­h alles geregelt zu haben. So oder so hat ihm diese halsbreche­rische Fahrt (wie einige andere Ausflüge mit diesem stets wild bockenden Gefährt auch) eine Reihe von orthopädis­chen Problemen und große internatio­nale Bekannthei­t eingebrach­t. Selbst die New-York-Times und CNN berichtete­n über diesen verrückten Deutschen, der unbedingt mit einem Speedboat von Miami nach Havanna wollte, was vor ihm noch nie einer gemacht hatte. Als Spätfolge meldeten sich sogar Modeleute mit der Idee, unter dem Namen des Bootes „Apache Star“Kleidung zu vermarkten, ein Parfümhers­teller will einen neuen Duft so nennen. Klüh hat nichts dagegen, will aber nicht selbst mit einsteigen.

Ob er das dereinst im Familienun­ternehmen tun wird? Die Frage – wieder dieses Grinsen – beantworte­t er ausweichen­d – der Vater sei noch sehr fit und sehr präsent, aber es sei sicher, dass alles in Familienha­nd bleibt. Womöglich steigen ja seine Söhne ein und überholen – die Möglichkei­t gibt es ja bei den Royals in London ebenfalls – den naturgegeb­enen Thronfolge­r.

Sohn Jeffrey (19) lernt zurzeit in der European Business School in Barcelona, Sohn Anthony (25) ist Koch. Beides nicht schlecht in einer Firma, die derzeit einen erhebliche­n Teil ihres Umsatzes mit Catering und in Kantinen macht. Mit beiden telefonier­t er täglich, sagt Roger Klüh voller Stolz.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ „Ich hasse das, schon mittags rumzusitze­n und Rosé zu trinken. Bei mir ist der Tag klar strukturie­rt“, sagt Roger Klüh.

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