Werber sollen sich am Überflieger wohlfühlen
An der Plockstraße entsteht der Bürokomplex Mizal. Die WPP-Gruppe, zu der unter anderem die Agentur Grey gehört, zieht ein.
Viele staunten, als die Werbeagentur Grey vor gut zehn Jahren von der Corneliusstraße zur Roßstraße zog. Der Wechsel stand für Aufbruch und neue Zeiten, die jetzt nochmals ganz anders geworden sind. Der Kuchen für klassische Werbung ist kleiner geworden, die Digitalisierung hat andere Formen und Firmen der Kommunikation und Marktbearbeitung entstehen lassen. Am Platz der Ideen ist Grey heute nur eine von vielen WPP-Töchtern. Der weltweite Branchenführer (130.000 Mitarbeiter) hat sich nun entschlossen, seine Kräfte an der Völklinger Straße/ Plockstraße zu bündeln. Ende 2021 soll der Umzug für mehr als 2500 Mitarbeiter stattfinden.
Düsseldorfer werden sich über den Standort vielleicht ein wenig wundern, denn bislang ist er einer zum Vorbeifahren. Wer mit dem Auto vom Südring kommt und in den Medienhafen möchte, nimmt vor der Einfahrt in den Tunnel nach links den Überflieger zur Plockstraße.
Das große rechteckige Grundstück zwischen Plockstraße und Bahnstrecke wird nun zu einem Bürostandort, der laut Entwickler Codic besondere Qualitäten hat. Der Entwurf der Düsseldorfer Architekten Eller + Eller jedenfalls macht neugierig. Die Baukörper sind nebeneinander angeordnet. Sie haben Fassaden mit bodentiefen Fenstern und Innenhöfe, sind aber unterschiedlich hoch: vier, fünf und elf Geschosse. Auf 15.000 Quadratmetern entstehen knapp 38.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche.
Was bringt die Zukunft? Diese Frage stellten sich Guido Knümann, Geschäftsführender Gesellschafter von Codic, und sein Assistent Ron Haßler, als sie das Projekt angingen. „Mizal“ist ein Kunstwort und setzt sich aus den Sternennamen Mizar und Alcor zusammen. Es war jedoch alles andere als eine himmlische Fügung, die Codic und WPP zusammenbrachte. „Was wir gesucht haben, hatte der Entwickler schon vorgedacht“, sagt Marcel Abel, Geschäftsführer von JLL, der für WPP in der Landeshauptstadt auf Flächensuche ging. „Wir haben uns getroffen.“
Das Codic-Team ist um die Welt gereist und hat sich große Firmenzentralen von den Vereinigten Staaten bis nach Hongkong angeschaut. „Die Digitalisierung ist die Überschrift über allem“, sagt Knümann. Ein Headquarter müsse heute sehr flexibel zu nutzen sein, je nach Entwicklung im Markt sollen Einheiten wachsen und auch wieder schrumpfen können: Großraumbüros und eine Sprinklerung, die Abtrennungen für den Brandschutz überflüssig macht, sind jedoch die Voraussetzung dafür. Nach der ersten Präsentation reagierten die potenziellen Mieter gleich positiv. „Man sagte uns, wir hätten WPP hundertprozentig verstanden“, sagt Guido Knümann.
Baulich bedeutet dies bei Mizal bis zu 3200 Quadratmeter große Flächen ohne Unterteilungen. Für das Wohlgefühl sorgen viele Balkone sowie eine 3600 Quadratmeter große begehbare und begrünte Dachlandschaft. Mark Read, CEO von WPP, schwärmt von einem „Arbeitsumfeld von Weltklasse“. Die Mediaagenturen Mediacom, Wavemaker und Mindshare ziehen ein, zudem Agenturen wie Grey, Ogilvy sowie Scholz & Friends. Der Vertrag hat 15 Jahre Laufzeit. WPP eröffnet 2021 auch in Paris einen Campus, Amsterdam ist bereits in Betrieb, Madrid und Mailand folgen noch dieses Jahr.
Die klassische Tiefgarage (mit 241 Plätzen) wird mit einem vollautomatisierten Parksystem (285 Plätze) kombiniert. Zudem sind insgesamt 159 Radstellplätze vorgesehen. Parallel zu den Bahngleisen wird der Hemmersbachweg zu einem Boulevard Richtung Medienhafen ausgebaut.