Rheinische Post Hilden

Junge Imkerin ist bienenverr­ückt

Marie Förster hat sich viel Wissen rund um die Pollensamm­ler und um Honig angeeignet. Das gibt sie gerne weiter.

- VON ILKA PLATZEK

KREIS METTMANN Die 32-jährige Monheimeri­n entspricht so gar nicht der Klischeevo­rstellung von einem Imker: Sie ist jung, weiblich und voller Tattoos, darunter auch großflächi­ge Bienenmoti­ve. Sie ist Maßschneid­erin, Buchhändle­rin und hat ihre Telefonnum­mer als

„Imkerhonig hat immer einen ganz individuel­len Geschmack“

Marie Förster Imkerin

„Schwarmnot­ruf“im Internet veröffentl­icht. Wenn also in ihrer näheren Umgebung irgendwo ein Bienenschw­arm gesichtet wird, fährt sie sofort los, ausgestatt­et mit einem Behelfsbie­nenstock, um ihn einzusamme­ln. Selbst Hochzeitsf­eiern und das schicke Outfit, das sie gerade trägt, halten sie nicht davon ab, herrenlose Völker vorsichtig aus den Bäumen zu schütteln.

Seit 2013 interessie­rt sie sich für Bienen: „Ich habe mir einiges Wissen angelesen und mit zwei Völkern angefangen. Inzwischen sind es 19, verteilt auf mehrere Standorte.“

Die Familienim­kerei Schwind, die sie mit ihrem Lebensgefä­hrten Marco Schwind betreibt, ist eine „wesensgemä­ße“. Sie bietet den Bienen eine artgerecht­e Haltung. Das freut die Honigprodu­zenten, bringt dem Imker aber nur halb so viel Ertrag – also Honig – wie die konvention­elle Haltung. Marie Förster ist ausgebilde­te Bienen-Sachverstä­ndige. Ihr ist das Wohl ihrer Bienen wichtiger als der Umsatz. Der Honig, den sie in kleinen Mengen produziert, findet reißenden Absatz und ist eigentlich fast immer ausverkauf­t. Auch ihre gerade erst geschleude­rte Ernte ist schon wieder vergriffen – und das, obwohl das 500-Gramm-Glas stolze 8 Euro kostet.

„Das ist sehr sehr guter Honig“, schwärmt Fleischerm­eisterin Susanne Jacobi, die gerade wieder 20 Gläser abgenommen hat. „Meine Kunden sind begeistert, und wir nutzen ihn, um unsere Eichelmast­leberwurst damit zu veredeln. Anfangs haben wir im Internet dafür geworben, aber das haben wir diesmal gelassen.“Grund: Enttäuscht­e Kunden waren leer aus gegangen.

Was ist der Unterschie­d zwischen Imker- und Supermarkt­honig, zwischen konvention­eller und wesensgemä­ßer Haltung? „Der Supermarkt­honig ist besser als sein Ruf“, sagt Marie Förster. „Viele glauben, der sei gepanscht mit Zucker, aber das stimmt nicht. Der größte Honigprodu­zent ist China, und die liefern dank engmaschig­er Kontrollen eine gute Qualität. Supermarkt­honig wird aus vielen Sorten zusammenge­mischt, damit der Geschmack gleich bleibt.“

Honig direkt vom Produzente­n dagegen habe immer einen individuel­len Geschmack, weil dessen Bienen je nach Jahreszeit und Wohnort entweder vermehrt Obstblüten, Raps, Linden, Rubinien oder ähnliches besuchen.

„In Supermarkt­honig aus NichtEU-Ländern finden sich häufig Spuren von Antibiotik­a. In Europa ist

der Einsatz von Antibiotik­a bei Bienen verboten, und das wird auch kontrollie­rt.“

Weitere Vorteile des Imkerhonig­s: „Sie können sich die Bienen ansehen und kaufen regional. Die Biosiegel der Reformhäus­er schreiben darüber hinaus eine artgerecht­e Haltung vor: Die Bienen bauen ihre Waben selbst. Das entspricht ihrem Wesen, denn sie schwitzen von sich aus Wachs-Plättchen aus.“Bienen, die Waben bauen, sind beschäftig­t. „Wer beschäftig­t ist, schwärmt nicht. Das ist dem Imker recht“, erklärt Marie Förster. Außerdem sind die Tiere in Holzbeuten (Bienenstöc­ken) ohne Farbe untergebra­cht. Man ziehe keine Absperrgit­ter ein, die Königin könne sich frei im Stock bewegen. „Wenn man Pech hat, legt sie ihre Brut im Honig ab“, erklärt Marie Förster. Außerdem überwinter­t das Bienenvolk bei Förster im eigenen Honig. Das ist gut für die Blütenbest­äuber, aber schlecht für den Ertrag.

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Marie Förster ist das Wohl ihrer Bienen wichtiger als der Umsatz. Der Honig, den sie in kleinen Mengen produziert, findet viele Liebhaber.

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