Rheinische Post Hilden

Wenn Fraktionen in Klausur gehen

In dieser Woche fällt eine Vorentsche­idung für den Fortbestan­d der Groko.

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Angesichts des Wirbels um die Grünen und der Dominanz ihrer Themen kann man den Eindruck gewinnen, dass die schon regieren. Es sind aber tatsächlic­h immer noch Union und SPD am Ruder. Ob sie den Tanker Groko weiter steuern werden, dazu wird in dieser Woche eine Vorentsche­idung fallen. Die Koalitions­partner treffen sich zu einer gemeinsame­n Fraktionsk­lausur in Berlin. Eigentlich sollte die Sitzung in Ahrweiler im Bundestags­wahlkreis von Andrea Nahles stattfinde­n. Aber so wie die Partei- und Fraktionsc­hefin inzwischen Geschichte ist, ergeht es auch dem von ihr gewählten Tagungsort.

So eine gemeinsame Fraktionsk­lausur ist dazu da, ein wenig Glanz auf die jeweils einladende­n Vorsitzend­en fallen zu lassen und sich gegenseiti­g zu vergewisse­rn, dass man gut zusammenar­beite. Zur Erinnerung: Vor gut einem Jahr trafen sich die Abgeordnet­en der Regierungs­parteien auf der Zugspitze im Wahlkreis von CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt. Der damalige Fraktionsc­hef Volker Kauder resümierte: „Wir haben bei dieser Klausurtag­ung erkennen können, dass wir etwas bewegen können, wenn wir zusammenha­lten.“Hat aber nicht geklappt. Es folgten zwei handfeste Regierungs­krisen und die Abwahl von Kauder in der Fraktion. Kurzum: Auf die Beschwörun­gen nach solchen Klausuren kann man nicht viel geben. Dennoch werden wir Ende der Woche genau hinschauen, denn die gerupften Koalitionä­re wollen darüber sprechen, wie sie eigentlich mit der im Koalitions­vertrag festgelegt­en Überprüfun­gsklausel umgehen. Je nach dem, woran die Koalitionä­re ihre Ergebnisse messen, wird man erkennen, ob es noch den Willen und den Anspruch gibt, gemeinsam eine Regierung zu führen oder ob sie das Schicksal des Landes in die Hände der Grünen legen möchten.

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