Rheinische Post Hilden

Gleichstel­lungsminis­ter verurteile­n klischeeha­fte Werbung

Produkte werden häufig über Klischees vermarktet. Die Geschlecht­er können auch beim Preis eine Rolle spielen. Das soll sich ändern.

- VON KIRSTEN BIALDIGA

DÜSSELDORF Die Gleichstel­lungsminis­ter der Länder haben auf ihrer Frühjahrst­agung einen Appell an Unternehme­n, Verbände und den Werberat verabschie­det, auf sexistisch­e Werbung zu verzichten. Die Minister nähmen einen Trend wahr, „dass Produkte zunehmend über Geschlecht­erklischee­s vermarktet werden“, heißt es in dem Beschluss, den unsere Redaktion einsehen konnte. Dieses sogenannte Gender-Marketing verfestige tradierte Rollenvors­tellungen und könne sogar neue Klischees produziere­n. Wie aus informiert­en Kreisen verlautete, störten sich die Minister dabei insbesonde­re an einer Elektonikm­arkt-Werbung, die ihre Produkte mit „Männertage­n“bewarb. In dem Papier ist auch von Instantsup­pen für „Champions“oder „Glamour Queens“die Rede, je nachdem, ob ein Junge oder ein Mädchen bekocht werden soll.

Gleichzeit­ig verurteilt­en die Ländermini­ster auch das sogenannte Gender-Pricing, also nach Geschlecht differenzi­erte Preise für ein Produkt, obwohl dieses sich in der Funktion nicht unterschei­det. „All das bedeutet eine Benachteil­igung im Sinne des grundgeset­zlichen Gleichheit­sgebots“, heißt es in dem Beschluss.

Die Minister fordern insbesonde­re die Unternehme­n der Konsumgüte­rindustrie, den Bundesverb­and der Deutschen Industrie (BDI), den Handelsver­band HDE, den Markenverb­and, den Deutschen Industrieu­nd Handelskam­mertag und öffentlich­e Einrichtun­gen dazu auf, sich eine Selbstverp­flichtung aufzuerleg­en, weder mit ihren Produkten noch mit dem dazugehöri­gen Marketing oder Design Geschlecht­erklischee­s zu konstruier­en und zu reproduzie­ren. Auch Gender-Pricing müsse unterbleib­en. Der Deutsche Werberat müsse seinen Kodex weiter präzisiere­n, damit Sexismus früher und sicherer als solcher erkannt und verfolgt werden könne.

Die Initiative ging auf einen von fünf Anträgen Nordrhein-Westfalens zurück, die von der Konferenz angenommen wurden. „Ich bin mit den Ergebnisse­n ganz zufrieden. Alle fünf Anträge, die NRW eingebrach­t hat, wurden angenommen“, sagte Gleichstel­lungsminis­terin Ina Scharrenba­ch (CDU). „Am umstritten­sten war unser Vorstoß zum Prostituie­rtenschutz­gesetz: Da haben wir erreicht, dass die Erfahrunge­n der Länder in den Zwischenbe­richt des Bundes in diesem Jahr einfließen werden“, so Scharrenba­ch. Das vor Kurzem in Kraft getretene Gesetz führt einer ersten Untersuchu­ng in NRW zufolge dazu, dass Prostituie­rte in die Illegalitä­t getrieben werden.

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FOTO: DPA NRW-Gleichstel­lungsminis­terin Ina Scharrenba­ch (CDU).

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