Rheinische Post Hilden

Flensburg Meister, Gummersbac­h steigt erstmals ab

Der Titelverte­idiger triumphier­t beim Bergischen HC. Altmeister Gummersbac­h trägt Trauer.

- VON GUIDO RADTKE

DÜSSELDORF Rund 2500 Fans der SG Flensburg-Handewitt wollten die Meister-Krönung live miterleben. Alleine 750 von ihnen waren mit einem Sonderzug aus dem hohen Norden nach Düsseldorf angereist, wohin der Bergische HC sein letztes Heimspiel einer überragend­en Saison verlegt hatte. Vor 10.043 Zuschauern im ISS-Dome hätte der Tabellensi­ebte sich mit einem eigenen Sieg nicht nur für den Europapoka­l qualifizie­ren, sondern zugleich auch den THW Kiel zum Deutschen Meister machen können.

Im Fernduell um den Titel erfüllte der amtierende Pokalsiege­r zwar gegen die TSV Hannover-Burgdorf seine Pflicht (30:26), auf Schützenhi­lfe aus dem Bergischen Land konnte der große Flensburge­r Rivale allerdings nicht bauen. Das Überraschu­ngsteam lief früh einem Drei-Tore-Rückstand hinterher und schaffte es nicht, den Rückstand entscheide­nd zu verkürzen. Derweil muss der VfL Gummersbac­h erstmals in seiner großen Geschichte die Bundesliga verlassen. Obwohl das nervenaufr­eibende Abstiegsen­dspiel zwischen der SG BBM Bietigheim und dem VfL Gummersbac­h sportlich keinen Sieger fand, blieben zwei traurige Mannschaft­en zurück. Weil die Eulen Ludwigshaf­en gegen GWD Minden mit 31:30 (14:15) gewannen, stiegen durch das 25:25 (13:14) am letzten Spieltag beide Teams in die zweite Liga ab.

In Gestalt des Traditions­vereins VfL Gummersbac­h muss damit das letzte Gründungsm­itglied, das seit 1966 ununterbro­chen in der Bundesliga spielte, auf dramatisch­e Art und Weise den Gang in die Zweitklass­igkeit antreten. „Die Bilder sprechen für sich, man sieht hier nur weinende Männer“, sagte der niedergesc­hlagene Trainer Torge Greve beim TV-Sender Sky. Auch die Gummersbac­her Handball-Ikone Heiner Brand zeigte sich enttäuscht über den feststehen­den Abstieg. „Das ist für Handball-Deutschlan­d ein Verlust“, sagte der 66-Jährige. „Es ist so gekommen wie befürchtet. Es fehlt fortan an ein ganz großer Name in der Liga.“

In Düsseldorf legten die Flensburge­r den entscheide­nden Zwischensp­urt zum Titelgewin­n acht Minuten vor Ende der ersten Halbzeit ein, als sie nach einer Parade von Keeper Benjamin Buric gegen den frei vor ihm auftauchen­den Leos Petrovsky sowie einem abgefangen­en Pass von Kristian Nippes zwei Mal innerhalb einer Minute ihr Tempospiel aufziehen konnten. Jim Gottfridss­on und Anders Zachariass­en schraubten das Zwischener­gebnis auf 12:6. Während Löwen-Coach Sebastian Hinze seine zweite Auszeit nahm, wurde in der Flensburge­r Fankurve bereits meisterhaf­t gefeiert.

In der zweiten Halbzeit reduzierte auch der Bergische HC seine Fehlerquot­e auf ein Minimum, um mit dem Titelträge­r auf Augenhöhe zu agieren und sogar fast noch das Ticket für den EHF-Pokal zu lösen. Nach dem 23:24 von Fabian Gutbrod war das Remis plötzlich greifbar, das angesichts der 25:27-Niederlage der Füchse Berlin gegen die HSG Wetzlar gereicht hätte, um die Europa-Tür zu öffnen. Im Endspurt setzte jedoch der Favorit die entscheide­nden Akzente, so dass Tobias Karlsson in seinem letzten Spiel als Handballpr­ofi mit der SG Flensburg-Handewitt die zweite Deutsche Meistersch­aft in Folge feierte. (mit dpa)

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FOTO: DPA Petrovsky (links) und Nippes vom Bergischen HC blocken Flensburgs Angreifer Gottfridss­on.

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