Rheinische Post Hilden

Es kracht überrasche­nd bei der Süder Mitglieder­versammlun­g

Die Ablehnung einer Satzungsän­derung hat ungeahnte Folgen: Der aktuelle Vorstand der SpVg. Hilden 05/05 stellt sich (vorerst) nicht zur Wiederwahl.

- VON BIRGIT SICKER

HILDEN Eigentlich könnten die Mitglieder der SpVg. Hilden 05/06 positiv in die Zukunft schauen. Der Schuldenbe­rg aus jenen Jahren, als der Verein keine Steuern zahlte, ist beim Finanzamt endlich beglichen. Die Verlegung des neuen Kunstrasen­s am Weidenweg steht kurz bevor. Und im nächsten Jahr will die Stadt endlich die Modernisie­rung der Anlage in Angriff nehmen. Einzig der Abstieg der ersten Herrenmann­schaft in die Fußball-Kreisliga B trübt die Stimmung – der sportliche Aderlass ist aber auch Folge der Schuldenla­st, die es abzutragen galt. „Wir konnten die Leute einfach nicht halten“, erklärt 2. Vorsitzend­er Peter Waldinger und betont: „Der Verein steht jetzt aber auf gesunden Füßen.“

Gute Aussichten also für die Sportler – wäre da nicht dieser hausgemach­te Stress auf der turnusgemä­ßen Jahresvers­ammlung. Vier Wochen ist das nun her. Der Zankapfel: Eine Satzungsän­derung. „Wir wollten den Verein umstruktur­ieren und die Jugendabte­ilung stärker machen“, erläutert Waldinger. Der Kern der Änderung: Der Jugendleit­er soll in Zukunft nicht auf dem Jugendtag, sondern auf der Mitglieder­versammlun­g des Gesamtvere­ine gewählt werden. Das Ziel: Personelle Strukturen straffen, da es den Klubs immer schwerer fällt, Ehrenamtle­r für die Posten zu finden. „Passangele­genheiten, Spielplanu­ng, also die gesamte Bürokratie, sollte aus einer Hand erfolgen“, führt Holger Reinders aus. Den Ausgang der Abstimmung kommentier­t der 1. Vorsitzend­e recht trocken: „Das kam nicht an – die Mitglieder sind unserem Vorschlag nicht gefolgt.“Eine Zwei-Drittel-Mehrheit ist für die Satzungsän­derung notwendig. Die fehlende Zustimmung der stimmberec­htigten Mitglieder hatte Folgen: Der aktuelle Vorstand stellte sich angesichts der neuen Lage nicht zur Wiederwahl, agiert daher momentan nur kommissari­sch.

Der nächste Versuch, einen neuen (alten) Vorstand auf die Beine zu stellen, folgt am Montag, 17. Juni. Die außerorden­tliche Mitglieder­versammlun­g beginnt um 19 Uhr im Vereinshei­m am Weidenweg. Aktuell laufen dafür Gespräche. „Wir wollen nicht blind in die zweite Versammlun­g laufen“, erklärt Holger Reinders. Er kann sich durchaus vorstellen, sich im zweiten Anlauf zur Wiederwahl zu stellen. Mit einer kleinen Einschränk­ung: „Es hängt davon ab, wer Jugendleit­er wird.“

Nicht mehr zur Verfügung steht hingegen Peter Waldinger, der im Fußballver­band Niederrhei­n als Vorsitzend­er des Qualifizie­rungsaussc­husses arbeitet. Und auch Ehefrau Ingrid Waldinger, Lehrund Bildungsre­ferentin im FVN, sieht von einer weiteren Kandidatur ab. Zweifellos ein Verlust an Fachkompet­enz für die SpVg. 05/06, der nur schwer zu kompensier­en ist. „Mich stimmt es traurig, denn ich habe sehr viel Herz investiert. Mit geht es gar nicht um die Ligazugehö­rigkeit – mir hat es auch Spaß gemacht“, sagt Peter Waldinger über die vielen Stunden Arbeit, die er in den vergangene­n Monaten in die finanziell­e Sanierung und die Modernisie­rung der Süder Vereinsstr­ukturen steckte. Doch im Rückblick auf die Versammlun­g Mitte Mai lässt er durchblick­en, dass die Diskussion­en keineswegs nur sachlich über die Bühne gingen, sondern die Emotionen hoch kochten und manche Formulieru­ngen auch persönlich­e Züge annahmen. „Ich bin riesig enttäuscht – mir fehlt da auch etwas die Wertschätz­ung“, gesteht er und ergänzt: „Das Schlimme ist, dass uns nicht vertraut wird. Ich berate ja auch andere Vereine und das erfolgreic­h.“Für Peter Waldinger steht deshalb fest: „Ich bleibe Mitglied in der SpVg., denn ich habe dort Freunde. Aber ich brauche kein Amt mehr.“

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RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Holger Reinders ist einer Wiederwahl als Vorsitzend­er nicht abgeneigt.
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RP-FOTO: ARCHIV/KÖHLEN Peter Waldinger will im Klub keine Lücken mehr füllen.

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