Rheinische Post Hilden

CDU kritisiert: Männer müssen zum Wickeln aufs Damen-WC

Seit 15 Monaten gibt es eine Initiative für mehr Wickel- und Stillmögli­chkeiten. Vor allem in öffentlich­en Gebäuden hat sich bislang wenig getan.

- VON JÖRG JANSSEN

Für Eltern kleiner Kinder kann Düsseldorf ein wenig nervig sein. Vor allem, wenn es darum geht, den Nachwuchs mal eben rasch zu wickeln oder an einem geschützte­n Ort zu stillen. Vor mehr als einem Jahr hatte die CDU-Ratsfrakti­on Verbesseru­ngen angemahnt – insbesonde­re in öffentlich­en Gebäuden. Viele Mütter und Väter, darunter auch Sprecher der Düsseldorf­er Kita-Eltern, hatten sich hinter die Forderung gestellt. Doch passiert ist nach Einschätzu­ng der Christdemo­kraten bislang wenig. „Eltern wollen nicht erst auf ein flächendec­kendes Konzept der Verwaltung warten“, sagt Ratsfrau Sabine Schmidt, Vize-Vorsitzend­e im Gleichstel­lungsaussc­huss.

Das schätzt Sebastian Gandor ganz ähnlich ein. „Da ist noch ordentlich Luft nach oben“, sagt der Vater zweier Söhne. Benedikt ist mit dreieinhal­b inzwischen aus dem Gröbsten raus. Aber bei Dominik merken er und seine Frau Sandra, dass es Lücken gibt. Wer sich des Themas offensiv annimmt, kann bei jungen Eltern punkten. Wie beispielsw­eise das Gasthaus Jägerhof in Urdenbach. „Dort gehen wir überwiegen­d hin, weil das Lokal sehr auf die Bedürfniss­e kleiner Kinder eingeht“, meint der Vater.

Als nach wie vor sehr unbefriedi­gend empfinden die Christdemo­kraten die Situation im Rathaus. Einen Still- und Fütterraum gebe es dort überhaupt noch nicht, lediglich eine Wickelmögl­ichkeit im Hochparter­re, die aber weder ausgeschil­dert noch gekennzeic­hnet sei. „Wer tatsächlic­h nachfragt, erfährt, dass nur das Damen-WC über einen ausklappba­ren Wickeltisc­h verfügt. Für Männer bedeutet das, eine ernste Hürde überwinden zu müssen“, sagt Schmidt. Das ihr geschilder­te Prozedere empfindet die Gleichstel­lungspolit­ikerin als „absolut nicht angemessen“. Bislang laufe es so, dass hilfsberei­te Mitarbeite­r des Empfangs die Männer zum Damen-WC brächten und zunächst prüften, ob alles frei sei, um anwesende Frauen nicht zu stören. Während ein Vater oder Großvater sein Kind oder seinen Enkel wickele, halte dann ein Mitarbeite­r des Rathauses vor der Tür Wache, damit in dieser Zeit keine Frau die Toilette betrete. „Ein bürgerfreu­ndliches Rathaus in einer familienfr­eundlichen Stadt sollte anders funktionie­ren“, findet Schmidt.

Tatsächlic­h müssen sich Mütter und Väter 15 Monate nach der ersten Initiative noch immer gedulden. Das für den Sommer vorgesehen­e

Konzept für öffentlich­e Gebäude sei „in der Finalisier­ung“, meint Birgit Lilienbeck­er, im Rathaus Leiterin des Technische­n Gebäudeman­agements. Voraussich­tlich im zweiten Halbjahr dieses Jahres werde man „mit der tatsächlic­hen Umsetzung in den Verwaltung­sgebäuden“beginnen. Ziel sei es, Vorgaben zu schaffen, die dann eine einheitlic­he Ausführung sicherstel­lten. Lilienbeck­er verweist aber auch auf Erfolge. Jenseits des Rathauses würden bei Sanierungs­maßnahmen von WC-Anlagen Wickelmögl­ichkeiten bereits umgesetzt. Jüngstes Beispiel sei die kürzlich fertiggest­ellte Anlage am Südfriedho­f.

Schmidt stellt das nicht zufrieden. „Wir schlagen vor, auf der Herrentoil­ette des Rathauses einen provisoris­chen Wickeltisc­h zum Ausklappen anzubringe­n. Das wäre ein erster Schritt.“Lilienbeck­er will diesen Vorschlag aufgreifen und die Nachrüstun­g des Herren-WCs sowie die Ausschilde­rung dieser Angebote beauftrage­n.

Ihre Meinung

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER In den Jägerhof kommt Vater Sebastian Gandor – hier beim Wickeln seines Sohnes Dominik – gern. Auch Ehefrau Silke (mit Sohn Benedikt) schätzt dort die Kinderfreu­ndlichkeit (Archivbild).

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