CDU kritisiert: Männer müssen zum Wickeln aufs Damen-WC
Seit 15 Monaten gibt es eine Initiative für mehr Wickel- und Stillmöglichkeiten. Vor allem in öffentlichen Gebäuden hat sich bislang wenig getan.
Für Eltern kleiner Kinder kann Düsseldorf ein wenig nervig sein. Vor allem, wenn es darum geht, den Nachwuchs mal eben rasch zu wickeln oder an einem geschützten Ort zu stillen. Vor mehr als einem Jahr hatte die CDU-Ratsfraktion Verbesserungen angemahnt – insbesondere in öffentlichen Gebäuden. Viele Mütter und Väter, darunter auch Sprecher der Düsseldorfer Kita-Eltern, hatten sich hinter die Forderung gestellt. Doch passiert ist nach Einschätzung der Christdemokraten bislang wenig. „Eltern wollen nicht erst auf ein flächendeckendes Konzept der Verwaltung warten“, sagt Ratsfrau Sabine Schmidt, Vize-Vorsitzende im Gleichstellungsausschuss.
Das schätzt Sebastian Gandor ganz ähnlich ein. „Da ist noch ordentlich Luft nach oben“, sagt der Vater zweier Söhne. Benedikt ist mit dreieinhalb inzwischen aus dem Gröbsten raus. Aber bei Dominik merken er und seine Frau Sandra, dass es Lücken gibt. Wer sich des Themas offensiv annimmt, kann bei jungen Eltern punkten. Wie beispielsweise das Gasthaus Jägerhof in Urdenbach. „Dort gehen wir überwiegend hin, weil das Lokal sehr auf die Bedürfnisse kleiner Kinder eingeht“, meint der Vater.
Als nach wie vor sehr unbefriedigend empfinden die Christdemokraten die Situation im Rathaus. Einen Still- und Fütterraum gebe es dort überhaupt noch nicht, lediglich eine Wickelmöglichkeit im Hochparterre, die aber weder ausgeschildert noch gekennzeichnet sei. „Wer tatsächlich nachfragt, erfährt, dass nur das Damen-WC über einen ausklappbaren Wickeltisch verfügt. Für Männer bedeutet das, eine ernste Hürde überwinden zu müssen“, sagt Schmidt. Das ihr geschilderte Prozedere empfindet die Gleichstellungspolitikerin als „absolut nicht angemessen“. Bislang laufe es so, dass hilfsbereite Mitarbeiter des Empfangs die Männer zum Damen-WC brächten und zunächst prüften, ob alles frei sei, um anwesende Frauen nicht zu stören. Während ein Vater oder Großvater sein Kind oder seinen Enkel wickele, halte dann ein Mitarbeiter des Rathauses vor der Tür Wache, damit in dieser Zeit keine Frau die Toilette betrete. „Ein bürgerfreundliches Rathaus in einer familienfreundlichen Stadt sollte anders funktionieren“, findet Schmidt.
Tatsächlich müssen sich Mütter und Väter 15 Monate nach der ersten Initiative noch immer gedulden. Das für den Sommer vorgesehene
Konzept für öffentliche Gebäude sei „in der Finalisierung“, meint Birgit Lilienbecker, im Rathaus Leiterin des Technischen Gebäudemanagements. Voraussichtlich im zweiten Halbjahr dieses Jahres werde man „mit der tatsächlichen Umsetzung in den Verwaltungsgebäuden“beginnen. Ziel sei es, Vorgaben zu schaffen, die dann eine einheitliche Ausführung sicherstellten. Lilienbecker verweist aber auch auf Erfolge. Jenseits des Rathauses würden bei Sanierungsmaßnahmen von WC-Anlagen Wickelmöglichkeiten bereits umgesetzt. Jüngstes Beispiel sei die kürzlich fertiggestellte Anlage am Südfriedhof.
Schmidt stellt das nicht zufrieden. „Wir schlagen vor, auf der Herrentoilette des Rathauses einen provisorischen Wickeltisch zum Ausklappen anzubringen. Das wäre ein erster Schritt.“Lilienbecker will diesen Vorschlag aufgreifen und die Nachrüstung des Herren-WCs sowie die Ausschilderung dieser Angebote beauftragen.
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