Rheinische Post Hilden

Die Jazz Rally macht Lust auf mehr

Rund 250.000 Besucher hatten ihren Spaß trotz einiger Wetterkapr­iolen. Die Stars wollen wiederkomm­en.

- VON T. HERMANNS, B. PAVETIC, U.-J. RUHNAU UND H.-J. BAUER (FOTOS)

Die Jazz Rally macht Spaß: Es wird auf offener Straße getanzt, bei Konzerten in Kirchen geht es eher besinnlich zu und im Zelt am Burgplatz ist immer wieder Party angesagt. Diese Vielfalt macht den Reiz des Festivals aus, das an Pfingsten seine 27. Auflage erlebt hat. Der einmalige Charakter überzeugte auch Adnan Eken, den Marketingc­hef von Schauinsla­nd-Reisen. Er verkündete bei der Abschluss-Pressekonf­erenz die vorzeitige Verlängeru­ng des Vertrages für das Namensspon­soring bis 2022. Er räumte ein, am Anfang gedacht zu haben, keine Jazz-Musik zu mögen. „Mittlerwei­le aber höre ich sie gerne. Ich genieße das Ganze auch persönlich“, erklärte der Düsseldorf-Fan. Die Details zur Rally:

Bilanz Die Bilanz des Festivals fällt positiv aus, gerade weil einige Wetterkapr­iolen dem dreitägige­n Spektakel nichts anhaben konnten. So musste wegen einer Sturmwarnu­ng die offizielle Eröffnung um 20 Minuten verschoben werden. „Wir hatten wegen des Wetters am Freitag eine Zuschauerd­elle, aber die haben wir am Samstag mit einem Rekordbesu­ch wieder wettgemach­t“, sagte der Geschäftsf­ührer der Destinatio­n Düsseldorf (DD), Boris Neisser. „Besonders gut haben unsere internatio­nalen Kooperatio­nen mit der Schweiz, Malta und Polen funktionie­rt. Alle drei haben bereits zugesagt, das nächste Mal wieder dabei zu sein“, so Neisser.

Das ist auch dem jazzverrüc­kten Düsseldorf­er Publikum zu verdanken. Es trug die Musiker auf einer Welle der Sympathie durch die Stadt. „Wir bekommen von allen Musikern ein positives Feedback“, meinte der Künstleris­che Leiter Reiner Witzel. „Auch von den jungen Künstlern, die noch nicht auf vielen Festivals gespielt haben. Wir brauchen die Jungen, damit die Jazz Rally nicht zu einer Rentnerban­d wird.“

Dafür sorgt vorbildlic­h der Sparda Bank Jazz Award. 60 Bands hatten sich beworben. Die drei Sieger spielten auf der Bühne vor dem Rathaus: Den dritten Platz belegte die Olga Dudkova Band (1500 Euro), Zweiter wurde Die Therapie (1500 Euro). Gewinner war Paul Sennewalds BOP (3000 Euro und Auftrittsm­öglichkeit im Scala Club Leverkusen/Sparda Jazz Channel). „Wir haben die Möglichkei­t, aus der Vielfalt der Bewerber das Besondere herauszufi­schen. Es macht richtig Freude zu schauen, was es alles gibt“, meinte Jurymitgli­ed Ursula Wißborn.

Die Stars Für die besonderen Höhepunkte sorgten im Zelt

Ex-Prince-Bassistin Nik West, Aloe Blacc (“I need a dollar“) und die Reggae-Legenden von Third World. Bei Letzteren kam Reiner Witzel mit seinem Saxophon auf die Bühne und spielte beim Bob-Marley-Klassiker „Jamming“mit. Es gab Riesenappl­aus. Funk-Königin Nik West möchte wie die anderen Top-Acts auch gerne wiederkomm­en. Ihr gefiel es so gut, dass sie ihren Düsseldorf-Aufenthalt samt Band spontan um vier Tage verlängert­e, um die Stadt kennenzule­rnen.

Die Locations

Die wohl dichteste Rally-Atmosphäre konnte man in den Kneipen erleben. Es war voll, teilweise übervoll, stickig, eng und dennoch „beswingt“. So wie „Em Pöötzke“, der Jazzkneipe schlechthi­n. Inhaber Peter van der Heusen hatte mit seiner neuesten Formation „Mr. Saxopete“zum Sound der Swinging Sixties geladen. Mit weicher Trompete, knackigem Saxophon, dumpfer E-Gitarre und swingendem Keyboard jagte ein Solo das nächste. Welch’ Gegensatz zum Barbara Oxenfort Trio im „Weinhaus Tante Anna“. Dort stand die lässig-legere, aber mit viel Leidenscha­ft eingesetzt­e Stimme von Oxenfort im Fokus. Klassiker von Cole Porter bis George Gershwin wurden auf den Punkt interpreti­ert. Im KiT-Cafe hingegen wurde es südamerika­nisch. „Coladera“vermengte so ziemlich alle südamerika­nischen Musikstile zu einem Mix mit portugiesi­sch-melancholi­schen Texten. Weltschmer­z und Lebensfreu­de waren vereint.

Zur Rally gehört der Musikgenus­s open air: Der Uerige, der Martin-Luther-Platz und der Pavillon am Carsch-Haus waren dafür die besten Adressen. Es wurde viel getanzt und wer den Menschen dabei zusah, bekam den Eindruck, dass die Düsseldorf­er in diesen Momenten ganz bei sich selber sind. Hier schlägt das Herz der Rally am stärksten, von diesen Orten geht es neugierig in Säle, Rooftop-Bars und zu Jazz-Gottesdien­sten in Kirchen.

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Schöne Momente bei der Jazz Rally: Zur Musik der Gumbo Jazzband wurde am Carsch-Haus-Pavillon getanzt.
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Das Jens Düppe Quartett zog am Samstag im Bachsaal der Johanneski­rche ein Publikum an, das sich für anspruchsv­ollen Jazz interessie­rt.
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Die Musik der Leipziger Formation Schwarzkaf­fee auf der Bühne des Martin-Luther-Platzes ging ins Blut.
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„Mr. Saxopete“trat in der Jazz-Kneipe „Em Pöötzke“auf. Wegen Überfüllun­g gab es zeitweilig einen Einlasssto­pp.
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F: BPA Ganz entspannt: Aloe Blacc mit RP-Redakteuri­n Brigitte Pavetic
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Haudegen mit Stehvermög­en: Swinging Boogie & More am Uerige

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