Ortsbus ist gut für das Hildener Klima
Der Ortsbus 3 verbindet den Norden der Stadt über den Bahnhof und die Innenstadt mit dem Süden. Mit jährlich rund 670.000 Fahrgästen ist er ein Erfolgsmodell. Die Verwaltung hat schon seit Jahren Pläne für eine zweite Ortsbuslinie in der Schublade.
HILDEN Was kann Hilden für den Klimaschutz tun? Seit der Europawahl und den Riesengewinnen für die Grünen ist das für die politischen Parteien keine theoretische Frage mehr, sondern eine sehr konkrete. Denn im nächsten Jahr ist Kommunalwahl. Kein Politiker wird es sich leisten können, dieses Thema zu ignorieren. Nach einer Experten-Anhörung im Februar hat der Stadtrat das Thema erst einmal vertagt.
Rund 19 Prozent des in Deutschland ausgestoßenen CO2 wird durch den Verkehr verursacht. Ein Linienbus im öffentlichen Nahverkehr verbraucht bei durchschnittlicher Auslastung pro 100 Personenkilometer etwa die Hälfte Kraftstoff gegenüber einem Pkw und produziert auch nur etwa die Hälfte an Kohlendioxidemissionen eines Autos für die gleiche zurückgelegte Strecke. Busfahren sorgt für bessere Luft und hilft auch gegen verstopfte Straßen. Früher stand am Heck von Linienbussen häufig: „Statt eines Busses könnten jetzt auch 100 Pkw vor ihnen her fahren.“
Hilden ist die Stadt im Kreis Mettmann, wo bereits heute Busse und Bahnen am meisten genutzt werden (18,4 ÖPNV-Anteil am motorisierten Verkehr). Der Ortsbus 3 - anfangs als „Geisterbus“verspottet - wird heute von etwa 670.000 Fahrgästen jährlich genutzt und ist ein Erfolgsmodell. Die Verwaltung hat seit Jahren Pläne für eine zweite Ortsbuslinie in der Schublade, bestätigt Lutz Groll, ÖPNV-Experte im Rathaus auf Nachfrage unserer Zeitung. Sie sollte Quartiere im Süd-Westen und Osten der Stadt anschließen. Mangels Interesse wurden die Pläne aufgegeben. Eine Ortsbuslinie ist kaum kostendeckend zu betreiben, weil sonst die Tickets zu teuer werden. 2017 (aktuellere Zahlen liegen noch nicht vor) hat die Ortsbuslinie O3 1,159 Millionen Euro erlöst. Der Aufwand betrug aber 1,358 Millionen Euro. Das bedeutet. Der O3 hat ein Defizit von 199.000 Euro eingefahren. Deshalb gehört die Verkehrsgesellschaft Hilden (sie betreibt die Ortsbuslinie und hat damit die Rheinbahn beauftragt) zu den Stadtwerken Hilden. Diese können Verluste mit Gewinnen steuermindernd verrechnen - mit dem Segen des Finanzamtes. Neben einer Ortsbuslinie gibt es aber noch andere, kostengünstigere Mobilitätsmodelle. Etwa den Bürgerbus. In Erkrath ist er seit acht Jahren unterwegs und hat bereits 250.000 Fahrgäste befördert. Träger ist ein gemeinnütziger Verein. Der Minibus mit acht Plätzen fährt eine vorgegebenen Linienstrecke von Haltestelle zu Haltestelle ab. Der Tarif ist vom VRR genehmigt. Am Steuer sitzen Freiwillige, die ehrenamtlich ohne Bezahlung arbeiten. Sie müssen die gleichen Anforderungen erfüllen wie die Rheinbahnfahrer und werden auch von dem Verkehrsunternehmen geschult. Die Rheinbahn wartet übrigens auch die beiden Bürgerbusse. Erkraths Bürgermeister Christoph Schultz nennt den Bürgerbus einen „Mehrwert für die Stadt“.
2007 hatte der Stadtentwicklungsausschuss beschlossen, auch in Hilden einen Bürgerbus einzuführen. Er sollte die Bezirke Meide/ Elb besser erschließen. Der Bürgerverein machte damals eine Umfrage: Nur sechs Prozent der befragten Bürger hatten überhaupt eine Meinung zum Bürgerbus, je zur Hälfte positive oder negativ. „Wir haben
verschiedene Bürgervereine angesprochen, aber keine Freiwilligen als Fahrer gefunden“, erinnert sich Lutz Groll. Das könnte heute, zwölf Jahre später, möglicherweise anders sein. Mehr als 25.000 Hildener sind über 50 Jahre alt, fast die Hälfte der Einwohner. Wenn man mehr Ältere für das Busfahren begeistern könnte, wäre das auch ein ökologischer Beitrag für das Stadtklima.
Was ist mit Taxibussen? In Ratingen sind sie seit rund zehn Jahren im Einsatz. Betreiber ist ein örtliches Taxiunternehmen im Auftrag der Rheinbahn. Es gelten die normalen Tickets. Der Taxibus fährt einen vorgegebenen Linienweg und muss 20 Minuten vor Bedarf telefonisch bestellt werden. „Die Rheinbahn setzt Taxibusse in Ratingen dort ein, wo Linienbusse wegen zu schmaler Straßen nicht fahren können“, erläutert Monika Link-Giesen, Sachgebietsleiterin operative Angebotsplanung. Private Taxi-Unternehmen stünden für diese Aufgabe nicht gerade Schlange, erzählt sie. Sowohl für den Bürgerbus als auch den Taxibus gelte: In beiden Fällen muss die Rheinbahn gefragt werden und zustimmen. Denn das Verkehrsunternehmen möchte keine Konkurrenz auf ihren bestehenden Linienwegen. Anruf-Sammeltaxen bietet die Rheinbahn übrigens schon seit einigen Jahren nicht mehr an. In Benrath hat es sie einmal gegeben. Sie sollten Fahrgäste von einer Endhaltestelle aus über eine Strecke befördern, die zu Fuß zu weit war. Die Fahrgäste mussten für das Taxi zusätzlich einen Obolus entrichten. Das Modell habe sich nicht bewährt und sei deshalb eingestellt worden, so die Rheinbahn.