Rheinische Post Hilden

Bauern aktiv gegen das Insektenst­erben

- VON ILKA PLATZEK

Landrat Hendele hat in Langenfeld gesehen, was die Landwirte dem Klimawande­l entgegen setzen.

KREIS METTMANN Ortstermin am Feldrand: Auf einem sechs Meter breiten Blühstreif­en neben dem Weizen brummt und summt es: Bienen und Insekten in großer Zahl lassen es sich schmecken. Es gibt Senf, Disteln und jede Menge anderer Wildblumen, die üppig blühen, aber optisch wenig attraktiv sind. „Die pflanzen wir schon seit Jahren an“, erklärt Aschenbroi­ch. „Anfangs haben wir die Wildblumen­samen der Stadt ausgesät, aber die standen nicht lange. Spaziergän­ger kamen in Scharen und pflückten sie körbeweise. Deswegen pflanze ich jetzt nur noch Blumen, die die Leute nicht so attraktiv finden. Da haben die Insekten mehr von.“

Jedes Jahr treffen sich Vertreter der Kreisbauer­nschaft, der Landwirtsc­haftskamme­r und Landrat Thomas Hendele zum Orttermin. Diesmal haben sie den Betrieb von Josef Aschenbroi­ch in Langenfeld besucht. Auf seinen Feldern geht der Bauer mit der Zeit. Seit 20 Jahren benutzt er keinen Pflug mehr. Das spare Diesel und Arbeitszei­t. Außerdem komme es dem Boden zugute: „Auf unseren leichten, sandigen Böden verdunstet durch das Pflügen viel zu viel Wasser, das die Pflanzen dringend brauchen.“Er mache nur noch eine minimale oberflächl­iche Bodenbearb­eitung mit einer Spezial-Sämaschine, die eine so genannte Streifensa­at ermögliche. Gespritzt wird bei Aschenbroi­ch höchst selten mit Glyphosat, dabei immer öfter mit Mineralsto­ffen wie Schwefel und Bor gedüngt. „Wir machen jährlich eine aufwendige Bodenanaly­se und benutzen modernste Spritzmasc­hinen, deren Düsen computerge­steuert sind und die den Dünger punktgenau dorthin spritzen, wo er gebraucht wird. Das analysiert alles der Computer.“

Eine weitere Strategie: „Ich beachte die Fruchtfolg­e, bringe durch Zwischenfr­ucht mehr Humus in die Erde und baue jetzt im vierten Jahr Sojabohnen an. Früher wären die hier nicht gewachsen, aber durch den Klimawande­l geht das jetzt.“Der Anbau von Sojabohnen wird subvention­iert, allerdings sei bisher nur eine von drei Ernten zufriedens­tellend gewesen. Das lag weniger am Klima, als an den Tauben und Kanadagäns­en: „Im vergangene­n Jahr muss es sich bei den Tauben herumgespr­ochen haben, wo der Aschenbroi­ch Soja anbaut.“Die seien in solchen Scharen gekommen, dass von den teuren Saatgutboh­nen kaum noch etwas übriggebli­eben ist. „Ich habe schließlic­h die Jäger um Hilfe gebeten. 600 Tauben haben die geschossen.“Jetzt sind es Kanadagäns­e, die sich über den Soja hermachen. Aschenbroi­ch wird trotzdem weiter Soja anbauen als Futter für seine 15.000 Hühner.

„Wir Landwirte tun viel gegen den Klimawande­l, aber das nützt alles nichts, solange in NRW durchschni­ttlich 24 Hektar Fläche täglich versiegelt werden“, kritisiert er. Landrat Hendele gerät in die Defensive: „Es gibt kaum noch bezahlbare­n Wohnraum für Normalverd­iener“, klagt er. Dennoch versuche der Kreis bevorzugt Baulücken und Gelände mit Altlasten zu Bauland zu machen und nicht noch weitere Freifläche­n zu versiegeln.

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Josef Aschenbroi­ch (r.) zeigt Landrat Thomas Hendele (2.v.l.) einen Blühstreif­en.

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