Kitas müssen handyfrei werden
Die Landesregierung sollte die Träger beim Handy-Verbot unterstützen.
In vielen Kitas ist es ein alltägliches Bild. Hektische Eltern bringen ihre Kleinen morgens in die Einrichtung, tippen nebenbei Nachrichten in ihre Handys oder telefonieren. Ein eiliger Kuss – wenn überhaupt – und schon sind sie weg. Mehr Missachtung geht kaum. Kein Ehepartner würde solch ein Verhalten auf Dauer dulden.
Es ist daher richtig, dass zehn Essener Kitas jetzt ein Handy-Verbot verhängt haben – und zwar für Eltern und Erzieher. Zuvor hatten weder Aufklärungsversuche noch Ermahnungen etwas gebracht. Viel zu oft lenkt das Smartphone mit Nebensächlichkeiten ab, wenn es in der realen Welt um
viel Wichtigeres geht. Und was könnte es beim Abschied von einem Kleinkind Wichtigeres geben als die volle Aufmerksamkeit in diesem Moment? Dasselbe gilt übrigens für das Wiedersehen am Nachmittag. NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP) täte gut daran, bei den Kita-Trägern auf ein Handy-Verbot zu drängen. Schwieriger ist es hingegen, ein entsprechendes Verbot an Schulen durchzusetzen, obwohl vieles dafür spricht. Denn mangels schuleigener Geräte müssen Schüler im Unterricht vielfach ihre eigenen Smartphones benutzen. Wie will ein Lehrer da noch unterscheiden, ob er es auch zu privaten Zwecken nutzt? Dabei sind es Studien zufolge gerade die leistungsschwächeren Schüler, denen das Zocken während des Unterrichts am meisten schadet.
Völlig unterschätzt wird zugleich, welchen Schaden Handys in den Pausen anrichten. Sie verhindern nicht nur, dass die Kinder sich miteinander statt mit ihren Geräten beschäftigen (mal abgesehen vom gemeinsamen Youtube-Gucken). Sie fördern auch Mobbing-Tendenzen unter Mitschülern. All das sollte Grund genug sein, Handys in den Pausen grundsätzlich zu verbieten.