Rheinische Post Hilden

Petersilie, Suppenkrau­t...

...und noch vieles mehr wächst hoffentlic­h bald im Garten von Uta und Ciro Colella. Die Ernte soll die Speisekart­e im Landhaus Freemann bereichern, das das Ehepaar gemeinsam in Kalkum betreibt.

- VON HELENE PAWLITZKI

Man sagt, dass Pflanzen, deren Besitzer regelmäßig mit ihnen reden, gut gedeihen. Wenn es danach geht, wird der Garten der Colellas in Kalkum ein botanische­s Wunder. Manchmal reden nämlich sogar beide gleichzeit­ig, während sie erklären, was sie aus den 4100 Quadratmet­er ehemaliger Weide machen wollen. Das Paar sprudelt über. „Petersilie, Suppenkrau­t wächst in unserm Garten“, beginnt der alte Kinderreim. Bei Collelas heißt es eher: Stachelbee­re, Himbeere, Blaubeere, Brombeere, Johannisbe­ere, Bohnen, Erbsen, Chilis, Tomaten, vielerlei Kräuter, Wicken, Heckenrose­n, Sonnenblum­en und auch sonst jede Menge Bienennahr­ung wächst bald in dem unregelmäß­igen Dreieck gegenüber des Landgastha­uses in Kalkum. Dazu kommen Obstbäume, alte Sorten, ein Geschenk vom Saftkelter­er Peter van Nahmen vom Niederrhei­n. Und natürlich die Bienen, zwei Boxen mit je zehntausen­den Tieren, aufgestell­t vom Imker Dittmann, sonst am Schloss Heltorf in Angermund unterwegs.

Uta und Ciro Colella stehen also in der Vormittags­hitze auf der Wiese, zupfen hier, zeigen dort und schauen wie Menschen, die vor ihrem inneren Auge bereits die wunderbare Welt von morgen sehen, in der alles nicht nur grünt, sondern auch blüht, reift, schmeckt. In einem Wort: Sie schauen wie Gärtner.

Wie wird aus einem Gastronome­nein Gärtnerpaa­r? Uta Colella bringt Erfahrung aus ihrer Kindheit mit. „Vieles probiert man aus und merkt dann, ob es gut funktionie­rt“, sagt sie. So ist sie: pragmatisc­h. Ihr Gärtnerwis­sen wandte sie in den vergangene­n zwölf Jahren im eigenen Garten in Derendorf an, wie auch im Schulgarte­n der drei Kinder. Nachdem ihr Mann den Stadtstran­d Monkey’s Island als Gesellscha­fter geleitet und die Malkasten-Gastronomi­e geführt hatte, tat sich das Paar auch unternehme­risch zusammen. Gemeinsam pachteten sie 2015 das Landhaus. Regionalit­ät und frische Zutaten seien ihnen schon immer wichtig gewesen, sagt Ciro Colella. Der Spargel kommt aus Wittlaer, Rosmarin aus dem Biergarten. Mangold, Spinat, Kartoffeln – all das kaufen die Collelas von Bauern vor Ort. Wenn Schrebergä­rtner um die Ecke Topinambur übrig haben, bringen sie ihn im Landhaus vorbei. „Aber wir wollten auch noch mal anders mit dem Standort spielen“, sagt Colella. „Es macht keinen Sinn, hier so zu arbeiten wie in der Innenstadt.“

Als dann die Pächterin der Weide gegenüber ihre Schafe immer seltener nach Kalkum schickte, griffen die beiden zu. Seit März sind sie Gärtner. Jetzt freuen sich die beiden auf die Ernte – und vorher auf jede Menge Arbeit. „Wenn wir keinen Spaß daran hätten, würden wir es nicht machen“, sagt Uta Colella. Eine feste Kraft und bei Bedarf Aufhilfen werden das Paar unterstütz­en.

Das Gartenproj­ekt ist ein Experiment. „Wir schauen, was passiert, wenn man nicht düngt, nur gießt“, sagt Ciro Colella. Der Garten wird nicht alles abwerfen, was die Landhauskü­che an Obst und Gemüse brauchen wird – schon gar nicht im ersten Jahr. „Aber natürlich ist das auch ein wirtschaft­licher Aspekt“, sagt Uta Colella. „Wir haben 2018 zum Beispiel über 6000 Euro allein für Dekoration­s-Beeren ausgegeben.“Ein Salat wie der Winterpost­ulak, eigentlich im Rheinland heimisch, sei im Einkauf schwer zu bekommen, habe dann lange Wege hinter sich und sei geschmackl­ich nicht mehr das Wahre. Nur eine von vielen kulinarisc­hen Möglichkei­ten, die der Garten den Köchen des Landhauses Freemann eröffnen soll. „Ich denke da an einen Wildkräute­rsalat, eine Burrata mit frischen Tomaten, Holunderbl­ütensirup für den Barmann...“, sagt Ciro Colella. Er sieht schon wieder die Welt von morgen – in der alles blüht, reift, schmeckt.

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FOTO: ANDREAS BRETZ Gastronome­n werden zu Gärtnern: Uta und Ciro Colella hoffen auf reiche Ernte – trotz Verzichts auf Dünger und Chemie.

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