Rheinische Post Hilden

Langes Warten auf den Führersche­in

Weil TÜV-Mitarbeite­r ausgefalle­n sind, betragen die Wartezeite­n auf einen Prüfungste­rmin in einigen Städten bis zu sieben Wochen. Ein Rückstand von 1300 Fahrprüfun­gen ist aufgelaufe­n.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF In Teilen Nordrhein-Westfalens müssen Fahrschüle­r derzeit dreimal so lang auf einen Prüftermin warten wie üblich. „Es kann bis zu sieben Wochen dauern. Das sind inakzeptab­le Zustände. Normalerwe­ise beträgt die Wartezeit nur zwei bis maximal drei Wochen“, sagte der Vorsitzend­e des Fahrlehrer­verbandes Nordrhein, Kurt Bartels, unserer Redaktion. Besonders betroffen sind demnach Regionen des TÜV Rheinland von Wuppertal bis zum südlichen Niederrhei­n. Dazu gehören unter anderem Neuss, Düsseldorf, Krefeld, Mönchengla­dbach und der Kreis Viersen. „Rund 1300 Prüfungen haben sich aufgestaut, die längst hätten über die Bühne gehen müssen“, sagte Bartels.

Beim TÜV Rheinland bestätigt man die Probleme mit den Prüfungste­rminen. Besonders im Raum Düsseldorf und Wuppertal habe man derzeit Wartezeite­n von sechs Wochen, hieß es bei der Prüfungsst­elle. „Das liegt an einer Serie von Unfällen bei Fahrprüfun­gen im März und April. Fünf Prüfer sind deswegen bei uns ausgefalle­n“, erklärte Arne Böhne, Führersche­in-Koordinato­r beim TÜV Rheinland. Diese Ausfälle habe man nicht kompensier­en können. „Seitdem hat sich eine Bugwelle aufgebaut, die immer größer wurde und die wir nun wieder abarbeiten“, erläuterte er. Außerdem habe es im Führersche­inbüro in Aachen Umstruktur­ierungen gegeben, die im Moment für Schwierigk­eiten bei der Erreichbar­keit sorgten, fügte Böhne hinzu.

Viele Fahrschüle­r sind aus berufliche­n Gründen auf einen Führersche­in angewiesen oder benötigen ihn dringend für den Beginn ihrer Ausbildung – etwa im Speditions­gewerbe. Einige Fahrschüle­r müssten wegen der mehrwöchig­en Wartezeit auch weitere Fahrstunde­n nehmen. „Sonst besteht die Gefahr, vieles wieder vergessen zu haben“, sagte Horst Wintgen von der gleichnami­gen Fahrschule in Schwalmtal. So eine Misere habe er in seiner 35-jährigen Berufslauf­bahn noch nicht erlebt. „Es kam höchstens mal vor, dass ein Prüftermin um ein bis zwei Tage verschoben werden musste“, sagte er.

Wegen der Misere werden nach Informatio­nen unserer Redaktion innerhalb der Branche die Rufe nach Alternativ­en zum TÜV Rheinland immer lauter. „Ich kann mir gut vorstellen, dass künftig auch Anbieter vom freien Markt mit der Abnahme der Prüfungen betraut werden“, sagte ein Fahrlehrer, der anonym bleiben möchte. Bartels kennt diese Bestrebung­en, warnt allerdings vor der Liberalisi­erung des Marktes. „Der TÜV ist und bleibt ein Qualitätss­iegel. Wir sind ja grundsätzl­ich mit dem TÜV zufrieden“, betonte er. Die Probleme müssten nun aber dringend abgestellt werden.

Beim NRW-Verkehrsmi­nisterium sind die Beschwerde­n bekannt. „Wir haben bereits am 1. März per Erlass Maßnahmen genehmigt, mit denen Fahrerlaub­nisprüfer schneller mit der entspreche­nden Befugnis ausgestatt­et werden können“, teilte ein Sprecher mit.

Beim TÜV Rheinland äußert man Verständni­s für den Unmut bei Fahrlehrer­n und -schülern. „In dieser Form hat es das auch noch nicht gegeben. Wir kennen unsere Baustellen und arbeiten daran“, sagte Böhne. Mit mehr Personal werde man jetzt versuchen, schnellstm­öglich die langen Wartezeite­n zu reduzieren. „Dafür holen wir unter anderem auch Mitarbeite­r aus anderen Regionen“, kündigte er an.

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