Autoverkäufe gehen weiter zurück
BERLIN (dpa) Die deutschen Autobauer haben derzeit wenig zu feiern. Kaum müssen die für die deutsche Volkswirtschaft so wichtigen Unternehmen viele Milliarden Euro in Elektroantriebe, Batterietechnik und Vernetzung im Auto stecken, da brechen ihnen lange Zeit verlässliche Märkte regelrecht weg. Volkswagen und Daimler meldeten für ihre Kernmarken VW und Mercedes-Benz am Mittwoch weitere Rückgänge beim Autoverkauf rund um den Globus. Experten sind in Sorge, dass die Autoproduktion dieses Jahr drastisch sinkt.
In China herrscht nach mehr als 20 Jahren Boom Tristesse. Die Autokäufer reagieren höchst sensibel auf die Zollstreitigkeiten zwischen den USA und Peking, außerdem wächst die Wirtschaft im Reich der Mitte nicht mehr so rasant wie früher. Der Markt in Europa will auch nicht so recht anspringen, nachdem vergangenen Herbst neue Abgasmessverfahren eingeführt wurden. Und in den USA drohen – neben der Zolldiskussion – höhere Zinsen die Nachfrage der oft auf Pump kaufenden Autofahrer abzuwürgen.
Volkswagen liegt mit seiner Kernmarke nach fünf Monaten mit weltweit rund 2,46 Millionen ausgelieferten Autos fünf Prozent unter dem Vorjahr. Daimler verkaufte mit der Stammmarke Mercedes-Benz bisher knapp fünf Prozent weniger Autos, bei Audi waren es fast sechs Prozent weniger. BMW muss die Zahlen für Mai erst noch vorlegen.
Für den Automobilexperten Ferdinand Dudenhöffer steht die Industrie weltweit vor einer tiefen Krise. Laut einer Studie des Forschungsinstituts CAR der Universität Duisburg-Essen könnte 2019 der globale Absatz neuer Autos um gut fünf Prozent auf 79,5 Millionen Stück sinken. Ein derart starker Einbruch war nicht einmal nach der Finanzkrise 2008 beobachtet worden. Dudenhöffer sieht die vom US-Präsidenten Donald Trump angezettelten Zollkriege und Sanktionen als wichtigsten Grund. Die Untersuchung rechnet für das Gesamtjahr 2019 mit einem Rückgang von rund zehn Prozent in China. In Westeuropa werde das Minus mit drei Prozent moderater ausfallen. China stand demnach zuletzt für mehr als ein Viertel der weltweiten Autoproduktion.
Die große Koalition will am 24. Juni bei einem Spitzentreffen im Kanzleramt über die Zukunft der Branche beraten. An dem Gespräch bei Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sollen mehrere Bundesminister, die Spitzen von Union und SPD sowie Vertreter von Autobranche und Gewerkschaften teilnehmen.