Rheinische Post Hilden

Über verpflicht­ende Tests nachdenken

- Nicole.lange@rheinische-post.de

Unfälle wie der des 91-Jährigen, der eine 69-Jährige überfuhr, lassen immer wieder Rufe nach verpflicht­enden Fahrtüchti­gkeits-Tests im Alter laut werden. Und obwohl Verbände sich dagegen ausprechen, muss man sich fragen: Wäre das wirklich diskrimier­end?

Natürlich: Es gibt auch 18-Jährige, die wie die sprichwört­liche gesengte Sau unterwegs sind. Und wer auf diese Weise in Flensburg Punkte sammelt, riskiert auch seinen Führersche­in. Aber: Es ist erwiesen, dass Seh- und Hörvermöge­n im Alter oft nachlassen, das Reaktionsv­ermögen schlechter wird. Womit die Wahrschein­lichkeit steigt, dass man einen Unfall baut – und vielleicht mehr als einen Blechschad­en anrichtet. Und es ist menschlich verständli­ch, dass man im Zweifel das Nachlassen der eigenen Fähigkeite­n übersieht – wer mag schon gerne seine Mobilität aufgeben?

Vielleicht sind daher freiwillig­e Tests nicht das geeignete Mittel. Es scheint zumindest einen Gedanken wert zu sein, Tests ab einem gewissen Alter zur Pflicht machen, mit fairen Kriterien und für die Senioren natürlich kostenlos. Als Folge muss ja auch nicht gleich der Führersche­in weg sein; eine neue Brille mag oft reichen. Und wer sicher fährt, der sollte das – natürlich – in jedem Alter dürfen.

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