Rheinische Post Hilden

Start-up haucht leeren Geschäften Leben ein

Brickspace­s vermittelt Zwischennu­tzer für leerstehen­de Läden – und plant gerade an der Schadowstr­aße ein ganz eigenes Konzept.

- VON NICOLE LANGE

Sie wollen nicht weniger, als den Handel zu revolution­ieren – aber warum auch nicht? Viele stationäre Händler klagen über die stetig wachsende Online-Konkurrenz, und an diesem Punkt setzen die Macher des Düsseldorf­er Start-ups Brickspace­s an: „Wir haben uns gefragt, warum Menschen vor Ort einkaufen, wenn man im Grunde alles bequem vom Sofa aus bestellen kann“, sagt Mit-Geschäftsf­ührer Martin Bressem. Seine Antwort: „Wir wollen mehr Erlebnisse in die Einkaufsst­raßen bringen, damit der Einkauf einen neuen Nutzen bekommt.“Es gehe nicht nur darum, Besorgunge­n zu machen – es gehe um Unterhaltu­ng, um Erleben und Entdecken.

Das erste Geschäftsf­eld des 2014 gegründete­n Unternehme­ns ist die Vermittlun­g leerstehen­der Handelsflä­chen an Kurzzeitnu­tzer für temporäre Geschäfte („Pop-up-Stores“) – und zwar in einem weitgehend automatisi­erten Prozess. Brickspace­s hat rund 2000 solcher Flächen in Deutschlan­d, der Schweiz, Österreich und den Niederland­en im Verzeichni­s, Showrooms und Ladenlokal­e, Galerien und Gastronomi­en. Sie können an Marken vermittelt werden, die sich für einige Wochen oder Monate in einer besondere Lage ansiedeln möchten. Das Prinzip der Verknappun­g gehört hier zum Marketing-Konzept: Wenn der Laden nur für eine Weile da ist, macht ihn das interessan­t –und bezahlbar für junge Labels, die sich nicht dauerhaft eine A-Lage leisten könnten.

In einer Top-Lage an der Schadowstr­aße will Brickspace­s jetzt aber mit einem eigenen Projekt zeigen, was aus seiner Sicht alles möglich ist. Als Ort haben die Macher sich den geschlosse­nen H&M an der Schadowstr­aße (Ecke Joachim-Erwin-Platz; gegenüber von P&C) ausgesucht, den sie von der Alten Leipziger gemietet haben. Hier eröffnen sie voraussich­tlich im Juli das temporäre Geschäft „blaenk“– ein Mix innovative­r junger Marken und trendiger Produkte soll dort bis Ende 2020 geboten werden, dazu Veranstalt­ungen bis hin zum Morgen-Yoga im Ladenlokal. Das genaue Start-Datum hängt noch von der Frage ab, wann alle Genehmigun­gen (z.B. im Bereich Brandschut­z) vorliegen.

„Es geht uns darum, die Kunden zu inspiriere­n und ihnen neue Dinge zu zeigen“, sagt Bressem über das Konzept. Die Marken, die sich hier als Untermiete­r präsentier­en, wollten natürlich etwas verkaufen: „Aber es geht ihnen auch darum, sichtbar zu sein und verstanden zu werden“, sagt Bressem: „Wir sind so etwas wie ein begehbares Werbeplaka­t.“Entspreche­nd wichtig ist ihm das Ambiente mit ansprechen­der Sound-Untermalun­g und gutem Licht.

Bei der Planung arbeitet das Unternehme­n datengestü­tzt, digitalisi­erte Prozesse helfen bei allen Schritten. Durch genaue Analysen sollen außerdem auch die teilnehmen­den Marken Einblicke in den Erfolg ihres Standes bekommen: Wie viele Passanten sind an dem Store vorbeigela­ufen, wie viele haben ihn betreten?

Zu den Mietern des rund 2000 Quadratmet­er großen „blaenk“-Stores werden beispielsw­eise die Düsseldorf­er Gewürzmanu­faktur Just Spices, der Accessoire-Hersteller Kerbholz aus Köln, der aus der „Höhle der Löwen“bekannte Sportartik­ler Stryve oder das Modelabel Neighbourg­oods gehören. Zum Gesamt-Paket gehören der Bau der Stände und die Dekoration, auch die Mitarbeite­r werden von dem Start-up selbst ausgesucht und geschult. Ausprobier­t hat Brickspace­s so ein gemischtes Popup-Konzept bereits im vergangene­n Jahr, als im Weihnachts­geschäft ein Laden im Kö-Bogen gemietet wurde; damals mit Marken von AEG bis Unu (Elektromot­orroller). Viele Firmen, sagt Bressem, wollten nun am liebsten nur noch auf eine gemeinsame Fläche.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Matti Levesque (v.l.), Martin Bressem und Moritz Nikula von Brickspace­s im leeren früheren H&M an der Schadowstr­aße
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ANIMATION: BRICKSPACE­S So soll der „blaenk“-Store an der Schadowstr­aße aussehen, wenn er in einigen Wochen eröffnet.

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