Rheinische Post Hilden

Das Kükenschre­ddern muss endlich aufhören

- VON EVA QUADBECK

Rechtlich ist die Praxis, männliche Küken zu schreddern oder zu vergasen, weiterhin statthaft – moralisch ist es ein Skandal. Jetzt ist Landwirtsc­haftsminis­terin Julia Klöckner gefragt. Sie muss ein Datum festlegen, ab wann das Kükentöten in Deutschlan­d verboten ist – und zwar zeitnah.

Seit Jahren verspricht die Regierung, die grausame Praxis zu beenden. Es ist auch etwas geschehen. Inzwischen gibt es Techniken, das Geschlecht des Kükens im Ei zu erkennen. Dadurch kann sortiert werden, bevor die Tiere schlüpfen. Diese Technik muss dringend und schnellstm­öglich in Serie gehen. Die Eierpreise müssten um zwei Cent pro Stück steigen. Das ist vertretbar. Schnell wird es aber nur gehen, wenn Klöckner ein Datum festlegt.

Ihr Vorgänger im Amt hatte versproche­n, das Kükenschre­ddern Ende 2017 zu beenden. Jetzt gibt es noch nicht einmal ein neues Datum, wann das Töten aufhören soll. Da muss sich die große Koalition nicht wundern, dass sie an Rückhalt in der Bevölkerun­g verliert. Dieses Thema darf nicht weiter auf die lange Bank geschoben werden. Zumal die öffentlich­e Stimmung klar für ein Ende des Kükentöten­s ist. Die Zahl der Verbrauche­r, die aufgeklärt und mit gutem Gewissen einkaufen und sich ernähren wollen, wächst ohnehin.

Die Ministerin hat genug Hebel, eine ethisch korrekte Lösung umzusetzen. Sie könnte zum Beispiel das Tierschutz­gesetz präzisiere­n. Darin ist festgelegt, dass Tiere nur aus „vernünftig­em“Grund getötet werden dürfen. Der Text könnte genauer gefasst werden, dass wirtschaft­liche Gründe für die Produzente­n von Eiern und Fleisch zwar eine Rolle spielen müssen, sie aber nicht zu groben ethischen Verstößen führen dürfen. Jedes Jahr mehr als 40 Millionen Küken nur zum Sterben schlüpfen zu lassen, ist eben nicht vertretbar.

BERICHT KÜKENSCHRE­DDERN BLEIBT ERLAUBT, TITELSEITE

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