Rheinische Post Hilden

In der Familienpo­litik geht noch was

- VON ANTJE HÖNING

Es tut sich was: Im Unicef-Ranking zur Familienpo­litik steht Deutschlan­d im Vergleich von 41 Nationen auf Platz sechs. Ein gutes Ergebnis, erst recht im Vergleich zum Schlusslic­ht Schweiz, wo Frauen noch bis vor Kurzem gesetzlich verpflicht­et waren, den Haushalt zu führen, und Väter bis heute mal gerade einen Tag Elternzeit bekommen. Kein Wunder, dass die Schweizeri­nnen im Kampf gegen die Rückständi­gkeit ihres Staates zum nationalen Frauenstre­ik am Freitag aufrufen.

Deutschlan­d dagegen hat sich gesellscha­ftlich wie politisch stark gewandelt: Vor 30 Jahren mussten Frauen sich rechtferti­gen, wenn sie Kinder und Karriere wollten. Teilzeit ließe sich nicht organisier­en, bügelten kurzsichti­ge Firmen Frauen gerne ab. Dann kam das Recht auf Teilzeit und der Fachkräfte­mangel, die die Firmen zum Umdenken zwangen. Heute ist Elternzeit für Mütter und Väter Standard, die Aufgabente­ilung kommt voran. Zudem pumpten Länder und Kommunen Milliarden in den Ausbau der Kinderbetr­euung, vor allem für die unter Dreijährig­en.

Doch Geld allein löst keine Probleme. Schaut man auf die Effizienz, fällt das Urteil zu Deutschlan­d mäßiger aus: 150 (!) familienbe­zogene Leistungen gibt es in Deutschlan­d. Da wird viel nebeneinan­der und gegeneinan­der gefördert – und einen großen Teil der Leistungen finanziere­n Familien nach dem Motto „linke Tasche, rechte Tasche“auch noch selbst. Anstatt jedem Minister sein Pläsierche­n wie die Flops Elterngeld plus oder Pflegedarl­ehen zu gönnen, braucht es Familienpo­litik aus einem Guss: eine qualitativ hochwertig­e Betreuungs­infrastruk­tur und eine Bündelung der vielen Leistungen zu einem familienfr­eundlichen Steuermode­ll. Große Koalitione­n können große Würfe wagen, die aktuelle vertändelt­e ihre Zeit mit dem Streit um Familienge­ld und Mütterrent­e.

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