Rheinische Post Hilden

Grüne wollen 280 Euro pro Monat und Kind für alle

Partei- und Fraktionsc­hefin legen ein Konzept für eine Kindergrun­dsicherung vor. SPD, FDP oder Linke sollen sich dem im Bundestag anschließe­n.

-

BERLIN (mar) Während Union und SPD nach ihren Verlusten bei der Europawahl miteinande­r hadern, wollen die erstarkten Grünen demonstrie­ren, wie handlungsf­ähig sie sind: Parteichef­in Annalena Baerbock und die Fraktionsv­orsitzende Katrin Göring-Eckardt haben am Donnerstag einen Plan für eine soziale Kindergrun­dsicherung vorgelegt. Unabhängig vom Einkommen der Eltern soll es demnach einen Garantiebe­trag von monatlich 280 Euro für jedes Kind geben, der Kindergeld, Kinderfrei­betrag und weitere Leistungen wie den Kinderzusc­hlag für Geringverd­iener künftig ersetzen soll. Eltern mit geringen Einkommen sollen nach dem Grünen-Konzept zusätzlich einen „Garantie-plus-Betrag“von bis zu 223 Euro pro Kind erhalten, so dass die Transferle­istung für ein Kind in ärmeren Haushalten maximal 503 Euro erreichen kann.

Ab 1. Juli 2019 beträgt das Kindergeld für das erste und zweite Kind 204 Euro pro Monat, für das dritte gibt es 210 und für jedes weitere Kind 235 Euro. Die Mehrkosten gegenüber diesem Status quo bezifferte­n die Grünen auf zehn Milliarden Euro im Jahr. Sie könnten durch Einsparung­en bei klimaschäd­lichen Subvention­en und Streichung des Steuerpriv­ilegs für Hotelübern­achtungen finanziert werden.

Kinderarmu­t zu bekämpfen, habe für die Grünen hohe Priorität, betonte Göring-Eckardt. Alle Kinder sollten gleiche Chancen haben, unabhängig vom Einkommen der Eltern. Die Partei werde im Herbst einen Gesetzesan­trag in den Bundestag einbringen, dem sich andere Fraktionen gerne anschließe­n könnten. Auch SPD, FDP und Linke haben Sympathien für eine Kindergrun­dsicherung. Mit dem Gesetzesan­trag provoziere­n die Grünen vor allem die SPD. Die verunsiche­rten Sozialdemo­kraten müssten der Kindergrun­dsicherung eigentlich zustimmen, würden dies aber nur wagen, wenn sie die große Koalition frühzeitig beenden wollen.

Ein wichtiger Unterschie­d zu allen anderen Konzepten sei, dass die Grünen die Garantiebe­träge automatisc­h auszahlen lassen wollten, sagte Parteichef­in Baerbock. Umständlic­he bürokratis­che Antragsver­fahren sollten entfallen. Der über die 280 Euro hinausgehe­nde Garantie-plus-Betrag solle Familien zustehen, die Sozialgeld bekommen, und einem Teil derer, die bisher Anspruch auf den Kinderzusc­hlag haben. Pro Kind im Alter von bis zu fünf Jahren soll der Plus-Betrag bei 84 Euro liegen. Für Kinder von sechs bis 13 Jahren soll es 195 Euro zusätzlich geben, für 14- bis 17-Jährige sogar 223 Euro. Die Zahlen hätten die Grünen neu berechnet und leicht erhöht, sagte Baerbock. Damit habe man Vorgaben des Bundesverf­assungsger­ichts erfüllt. Wer wie sie selbst ein Haushaltse­inkommen von brutto über 148.000 Euro im Jahr habe, bekomme pro Kind nur die 280 Euro im Monat. Das wäre etwas weniger als der bisherige Kinderfrei­betrag von 301 Euro.

Newspapers in German

Newspapers from Germany