Rheinische Post Hilden

Dürfen Freiwild die Toten Hosen covern?

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DÜSSELDORF (hols) Die Band Freiwild singt gerne Lieder, in denen Heimat und Patriotism­us eine Rolle spielen, weswegen der Gruppe seit Jahren vorgeworfe­n wird, sie fische am rechten Rand. Zu den Kritikern gehören auch Kollegen: Als Freiwild 2013 den Echo bekommen sollten, also jenen Preis, den zunächst kaum jemand ernstnehme­n und schließlic­h niemand mehr haben wollte, weswegen er inzwischen abgeschaff­t wurde, protestier­te unter anderem die Band Kraftklub dagegen. Freiwild wurden damals dann auch von der Preisverle­ihung ausgeladen, und vielleicht wurmt sie das noch immer, denn nun haben sie ein Album angekündig­t, das ausschließ­lich Coverversi­onen enthalten soll, und zwar von Bands, von denen sie kritisiert wurden.

„Unsere Lieblingsl­ieder“wird die Platte heißen, sie kommt mit einem Cover, das ein offensicht­lich heiteres und musikaufle­gendes schwarzes Schaf unter vielen doof guckenden weißen Schafen zeigt, und enthält neun Stücke von Kraftklub, den Ärzten, Feine Sahne Fischfilet und den Toten Hosen. Das Posting, mit dem Freiwild ihre Fans bei Instagram über die Veröffentl­ichung informiert­en, ist betont sarkastisc­h gehalten. „Neun Stücke deutscher Moralkultu­r“werde man covern, heißt es, „Lieder für das Gute im Menschen von guten Menschen“. Die Platte sei eine Hommage an Künstler, die „von Kritik und Medien als quasi unantastba­r behandelt werden“, steht da auch, und: „Danke, dass ihr uns lehrt, was ,wahre Werte’ sind.“

Natürlich werden sich nun einige fragen, ob die das dürfen, ob Freiwild die Toten Hosen nicht um Erlaubnis fragen müssen, wenn sie „Zehn kleine Jägermeist­er“covern. Die Antwort: Müssen sie nicht, sofern sie das Lied eins zu eins nachspiele­n. Text und Musik dürfen nicht verändert werden. Erst wenn sie frei damit umgehen würden, müssten sie eine sogenannte Bearbeitun­gsgenehmig­ung einholen.

So weisen die Musiker aus Südtirol in ihrem Posting vorsorglic­h darauf hin, dass sie die Lieder nicht „interpreti­eren“werden, sondern als Originale nachspiele­n. Bezahlen müssen sie dennoch: Von den Tantiemen der Songs werden wie bei Coverversi­onen üblich je 30 Prozent an den Komponiste­n und den Texter des Originals und 40 Prozent an deren Verlag abgeführt.

Die Kommentare unter der Ankündigun­g sind zwar mehrheitli­ch zustimmend: „Hammer“, „Mega“, „genau mein Humor“. Einige Follower kritisiere­n die Aktion jedoch. Einer schreibt: „unnötiges provoziere­n, ihr wisst das ganz genau und es ist einfach nur ekelhaft“. Ein anderer urteilt: „Ihr seid am Rande der Einfallslo­sigkeit angekommen.“

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