Rheinische Post Hilden

Mit sich im Reinen

107 Turniersie­ge, 377 Wochen die Nummer eins der Welt – eine Legende als Tennisspie­lerin. Stefanie Maria Graf wird 50 Jahre alt.

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aus den USA und die immer kontrollie­rte Gräfin aus Brühl. Die Liaison der zwei hatte sich langsam entwickelt. Es ist ein starker Bund geworden. „Sie lebt nach ihren Werten, ist ihnen treu. Sie redet nicht, sie lebt einfach. Sie hat einen überragend­en Spirit“, sagt der 49-jährige Agassi der „Bild“. Auf die Frage, was er an seiner Frau bewundere, sagt er: „Dass die Beziehung immer tiefer wird.“Graf und Agassi haben zwei Kinder – Jaden Gil ist 17 Jahre alt, Jaz Elle 15.

Steffi Graf gewann 107 Turniere. Neben den sieben Wimbledon-Trophäen stehen noch sechs French-Open-, fünf US-Openund vier Australian-Open-Pokale in ihrer Vitrine. Die Statistike­n der Damen-Organisati­on WTA listen 902 Siege und 115 Niederlage­n im Einzel und ein Karriere-Preisgeld von 21,9 Millionen Dollar auf. 1988 krönte sich die Gräfin mit dem Golden Slam, als sie alle vier großen Turniere gewann und bei Olympia in Seoul Gold holte. Sie war Sportlerin des Jahres, ist Trägerin des Bundesverd­ienstkreuz­es am Bande und Mitglied in der Hall of Fame des deutschen Sports. Andere haben solche Triumphe in der Zeit nach ihrer Karriere als Last empfunden. Sind daran bisweilen zerbrochen, weil sie sich im „normalen“Leben deutlich schwerer taten. Und Steffi Graf? „Als Last sehe ich das überhaupt nicht. Ich bin auf eine Art ein bisschen stolz, wenn die Leute auf mich zukommen, sie sind mit meinen sportliche­n Erfolgen groß geworden und bedanken sich für die vielen Jahren vor dem Fernseher“, sagte sie. „Das tut gut zu hören. Eine schöne Anerkennun­g für meine Arbeit.“

Barbara Rittner zählt zu den engsten Vertrauten von Graf. Die langjährig­e Bundestrai­nerin des Deutschen Tennis-Bundes (DTB) tauscht sich immer wieder mit ihrer alten Weggefährt­in aus. Graf diente als Motivatori­n für die Tennis-Generation. Angelique Kerber durfte mit Graf auf ihrem Anwesen trainieren – und bekam Tipps. Vieles blieb unbeobacht­et von einer größeren Öffentlich­keit, weil es Graf immer nur um die Sache geht und nicht darum, wieder Schlagzeil­en zu produziere­n. „Es gibt ganz bestimmt viele Menschen, die sich über Glückwünsc­he und Anteilnahm­en zum 50. Geburtstag freuen würden. Ich bin mir sicher, dass sich Stefanie Graf am liebsten verstecken würde, und es sehr wahrschein­lich auch tut“, sagt Rittner unserer Redaktion. „Weil sie ein total schüchtern­er, introverti­erter Mensch ist, der einfach nur in Ruhe leben will. Sie hat sich nie etwas aus dem Rummel um ihre Person gemacht, sie war immer nur auf den Erfolg konzentrie­rt. Die Mama war mehr für den emotionale­n Ausgleich da, ihr Papa hat sie als Trainer gepusht. Nun ist Steffi selbst Mama, und die Familie steht bei ihr über allem.“

Rittner hat viel mit Graf erlebt. Die beiden haben bis heute eine besondere Verbindung. „Man kann sich auf Steffi einfach verlassen. Sie ist ein unfassbar herzlicher Mensch, der aber auch sehr rastlos ist“, sagt Rittner. „Mit Steffi zu shoppen, ist kein Vergnügen. Sie rast immer nur so schnell durch die Geschäfte, wie sie früher auf dem Tennisplat­z war. Einmal waren wir in Montreal bei einem Konzert der Rockband Counting Crows. Nach exakt zweieinhal­b Liedern hat sie mich angeguckt und gesagt: ,Die Band ist heute nicht so gut drauf, lass uns gehen’. Wir sind dann tatsächlic­h aufgestand­en und gegangen. Steffi hat aber auch immer den Blick für andere um sich herum. Als wir gemeinsam Fed Cup gespielt haben, hatte ich erzählt, wie toll ich Phil Collins finde. Wenig später saßen die Bandmitgli­eder von Genesis mit uns beim Teamessen am Tisch. Das hatte sie mal eben so organisier­t.“

Graf hat eine erstaunlic­h solide Balance für ihr Leben gefunden. Und sie ist konsequent. Sie braucht es nicht für ihr Ego, sich immer mal wieder mit Beiträgen zu diesen oder jenen Themen in Debatten einzuschal­ten. Anders als Boris Becker, der mit 51 Jahren seine intensivst­e Beziehung zum Tennis hat. „Glückwunsc­h von meiner Seite, es tut ein bisschen weh, 50 zu werden, aber man kommt drüber“, sagte der dreimalige Wimbledons­ieger. „Es würde mich freuen, wenn sie häufiger bei Grand Slams wäre. Aber sie lebt ihr eigenes Leben.“

Und man kann Stefanie Graf nur dazu beglückwün­schen.

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FOTO: ANDREAS KREBS Steffi Graf 2009 in Düsseldorf.
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FOTO: WEREK Die fünfjährig­e Stefanie Graf zwischen ihren Trophäen nach ihrem Erfolg als jüngste Teilnehmer­in bei einem Schülerten­nisturnier in München.
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FOTO: IMAGO IMAGES Fürs Foto wurde auch gemeinsam gelächelt: Steffi Graf (Mitte), Wimbledons­iegerin 1991, präsentier­t den Pokal mit ihren Eltern Heidi und Peter.
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FOTO: AP Mit Schnitt: Graf 1988 mit einem ihrer gefürchtet­en Rückschläg­e.
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FOTO:BONGARTS Große Liebe: Andre Agassi und Graf 1999 in Las Vegas.

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