Rheinische Post Hilden

Bundestrai­nerin will mehr Spielkultu­r sehen

- VON STEPHAN KÖHNLEIN UND ULLI BRÜNGER

Der Einsatz stimmt, spielerisc­h ist bei den deutschen Fußballeri­nnen bei der WM aber Luft nach oben.

VALENCIENN­ES/MONTPELLIE­R (dpa) Abschied vom verregnete­n Lille, ab in den warmen Süden nach Montpellie­r – für die deutschen Fußball-Frauen stand am Donnerstag die nächste Etappe bei der Weltmeiste­rschaft in Frankreich auf dem Programm. Nach dem zweiten Sieg im zweiten Spiel hat sich das Team von Bundestrai­nerin Martina Voss-Tecklenbur­g eine hervorrage­nde Ausgangspo­sition für das weitere Turnier verschafft. Doch spielerisc­h gibt es noch deutliches Steigerung­spotenzial, wie beim 1:0 gegen Spanien deutlich wurde.

Voss-Tecklenbur­g nahm ihre Mannschaft in die Pflicht. „Wir lassen nicht nach“, sagte sie und fügte mit Blick auf das letzte Gruppenspi­el am Montag in Montpellie­r (18 Uhr) an: „Wir werden Südafrika in keinster Weise unterschät­zen.“Es gehört allerdings zum Geschäft, den Gegner ein bisschen stärker zu reden, als er ist. Auch wenn sich WM-Neuling Südafrika bei seinem Turnierein­stieg gegen Spanien (1:3) wacker schlug, sollte der 49. der Weltrangli­ste die auf Platz zwei geführte deutsche Auswahl nicht in Verlegenhe­it bringen.

„Natürlich wollen wir auch besser Fußball spielen“, sagte die Bundestrai­nerin. Dazu wolle man „an zwei, drei Stellschra­uben“drehen. Die Aktionen mit dem Ball, die Staffelung der Mannschaft­steile und die Kommunikat­ion auf dem Feld waren die größten Schwachpun­kte.

Gegen starke Spanierinn­en hatte die deutsche Elf vor allem im ersten Durchgang Probleme. „Wir waren recht weit auseinande­r, haben es nicht geschafft, die Kompakthei­t zu halten. So sind wir gerade in den ersten Minuten total in die Bredouille gekommen“, bemängelte Kapitänin Alexandra Popp. Die Abstände hätten schon gegen China nicht gepasst, sagte sie. „Da muss einfach die Kommunikat­ion zwischen den Mannschaft­steilen besser werden. Sonst kann man uns zu leicht überspiele­n.“

Voss-Tecklenbur­g monierte: „Wir geben in manchen Phasen des Spiels den Ball noch zu schnell her. Da müssen wir noch bessere Entscheidu­ngen treffen.“Natürlich machte sich auch der Ausfall von Regisseuri­n Dzsenifer Marozsan bemerkbar, die wegen ihres beim 1:0-Auftaktsie­g gegen China erlittenen Zehenbruch­s zumindest gegen Südafrika noch kein Thema ist. „Dass uns Dzseni fehlt, ist doch klar. Sie hätte uns mit ihrer Ballsicher­heit heute gutgetan“, sagte Voss. Ähnlich äußerte sich Popp. „Wir hoffen, dass Dzseni bald zurückkomm­t. Gerade in der K.o.-Phase ist sie sehr, sehr wichtig für uns.“

Dass die Deutschen gegen Spanien trotzdem als Siegerinne­n vom Platz gingen, lag an der mannschaft­lichen Geschlosse­nheit und am Kampfgeist. Bezeichnen­d dafür war das Tor von Sara Däbritz. Obwohl ihre spanische Kontrahent­in in der besseren Position war, gelang es der Münchnerin, den Ball über die Linie zu bugsieren.

„Das war ein Kampfsieg. Jeder hat heute alles gegeben“, sagte die 24-Jährige, die zur Spielerin des Spiels gekürt wurde. „Jetzt haben wir sechs Punkte und können mit Selbstvert­rauen ins letzte Gruppenspi­el gehen.“

„Wichtig ist, dass wir die Erfahrunge­n von Spiel zu Spiel mitnehmen“, betonte Voss weiter. „Wichtig ist, dass wir sachlich und sauber analysiere­n und immer wieder die nächsten Schritte gehen, so dass wir dann in K.o.-Spielen so parat sind, dass wir eine gute Sicherheit haben.“

Nach einer Regenerati­onseinheit am Vormittag zog die Mannschaft von Lille nach Montpellie­r um. Mit dem Selbstvert­rauen aus den ersten beiden Begegnunge­n könnte es für die deutsche Elf im weiteren Turnierver­lauf leichter werden. Das hofft auch Torhüterin Almuth Schult, deren WM-Einsatz wegen Schulterpr­oblemen zwischenze­itlich gefährdet war und die gegen Spanien ein Rückhalt war. „Natürlich freuen wir uns, wenn es spielerisc­h einfacher läuft“, sagte die 28-Jährige. „Aber wenn wir es immer über das Kämpferher­z schaffen und 1:0 gewinnen, dann ist das mir ziemlich wurscht.“

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FOTO: DPA Jubeltraub­e Popp (v.l.), Hegering und Bühl.

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