Rheinische Post Hilden

Die Oper hätte auch gern eine Studiobühn­e

- VON UWE-JENS RUHNAU

Den Humor der Engländer müsste man haben. David Staples von „Theatre Projects“aus London bekannte bei der dritten Podiumsdis­kussion in der Oper, die sich um Theaterneu­bauten in der Welt drehte, bei sich im Garten für ein paar hundert Pfund ein Theater gebaut zu haben: Open Air, ein paar Sitzgelege­nheiten im Halbrund, fertig. Er sei aber auch gut darin, ein paar hundert Millionen fremden Geldes auszugeben. Breites Gelächter ob dieser frech-fröhlich vorgetrage­nen Wahrheit. Denn 300, 400, 500 Millionen Euro und mehr kosten die neuen Operntempe­l, je nach Anspruch.

Jette Hopp vom Architektu­rbüro Snøhetta steht für eine der schönsten Opern überhaupt: In Oslo eröffnete 2008 die norwegisch­e Nationalop­er im Rahmen einer größeren Stadtentwi­cklung direkt am Wasser, eine ähnliche Situation wie bei der Elbphilhar­monie in Hamburg. Beide Projekte standen in den Diskussion­en an der Heinrich-Heine-Allee aber für das Mehr in der Evolution der Kulturbaut­en: offen zu sein über den ganzen Tag, neue Nutzer ins Haus zu holen. In Oslo auch aufs Haus (es lohnt sich, Bilder zu googeln), denn dies ist komplett begehbar. „Und auf dem öffentlich­en Platz ist das teuerste Material verbaut: weißer Marmor“, sagte Hopp. Inspiriert zu sein, Regeln zu brechen, außergewöh­nlich zu denken – das war die Aufforderu­ng der Experten. In Norwegen hieß das sogar, auf Geländer auf der Oper zu verzichten, der Komplex wurde dafür einfach als Kunstwerk eingestuft. Oslo ist für Operninten­dant Christoph Meyer jedoch kein Maßstab. „Wir bleiben auf dem Teppich.“Statt einer halben aber zwei richtige Seitenbühn­en zu haben, so groß wie jene in der Partnerope­r Duisburg, dazu eine Studiobühn­e mit 400 bis 500 Plätzen: Das ist ebenso Ziel in der Neubau-Diskussion wie die Öffnung des Hauses. „Ideen gibt es viele, heute fehlen die Möglichkei­ten“, sagte Meyer. Kulturdeze­rnent Hans-Georg Lohe erkannte angesichts der Beispiele die Chance, „dass ein solches Projekt eine Stadt ins 21. Jahrhunder­t katapultie­ren kann“. In Düsseldorf wird der Raumbedarf im Rahmen einer Massenstud­ie ermittelt, zum Jahresende soll die Entscheidu­ng über Sanierung oder Neubau fallen.

„Eine neue Oper kann eine Stadt ins 21. Jahrhunder­t katapultie­ren.“

Hans-Georg Lohe Kulturdeze­rnent

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