Rheinische Post Hilden

Brasiliens Favela-Tänzer proben für das Weltkunstz­immer

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(henl) Die Angst vor dem Anderen ist ein Phänomen der heutigen Zeit. Vor allem Populisten benutzen sie als politische­s Instrument. In Brasilien wie in Deutschlan­d ist eine antidemokr­atische und diskrimini­erende Politik auf dem Vormarsch. Mit diesem Thema beschäftig­t sich das Austauschp­rojekt Medo/Angst im Rahmen der ersten Summer School des Weltkunstz­immers. „Wir wollen mehr Austausch und uns länger mit einem Thema beschäftig­en“, sagt die Kuratorin Janine Blöß. „Es soll nicht nur ein Event sein, nachdem die Zuschauer wieder nach Hause gehen.“

Dazu hat sie mit Ben Riepe eine weltweit aktiven Düsseldorf­er Choreograp­hen eingeladen, ein Tanzstück mit brasiliani­schen Tänzern zu erarbeiten. So soll die Entstehung des Stückes „Medo/Angst“, das im Juli im Rahmen des Asphalt-Festivals in Düsseldorf ausgeführt wird, gezeigt werden, zum Beispiel in offenen Proben und Gesprächen mit den Performern. Das Casting und erste Proben fanden noch in Salvador statt, nun leben und proben die sechs brasiliani­schen Performer im Weltkunstz­immer. „Die Tänzer sind alle aus der Peripherie, das was man früher Favela nannte“, sagt Ben Riepe, der zwei Monate in Salvador recherchie­rte. Für sie sei es sehr wichtig, dass sie in Deutschlan­d als schwarze, homosexuel­le Männer aus dem Armenviert­el eine Sichtbarke­it bekommen, die ihnen im immer konservati­veren Brasilien verwehrt bleibe.

Daneben finden im Rahmen der Summer School Filmscreen­ings, Performanc­es, Workshops und ein choreograp­hiertes Dinner statt. „Das ist ein hybrides Format aus Essen, Gemeinscha­ft, Erleben und Atmosphäre“, sagt Ben Riepe. Zusammen mit den brasiliani­schen Tänzern wird er so ein partizipat­ives Dinner gestaltet, auf das man sicher gespannt sein darf. Termine sind am 19. und 23. Juni. Im Filmprogra­mm läuft am 26. Juni mit „Die andere Heimat“den letzten Teil von Edgar Reitz Filmreihe „Heimat“, in dem die Auswanderu­ngswelle von Hunsrücker­n nach Brasilien im 19. Jahrhunder­t thematisie­rt wird. Daneben wir der sehr sehenswert­e Film „Space is the Place“über den Musiker und Afrofuturi­sten Sun Ra am 17. Juni gezeigt.

„Nach den ganzen harten politische­n Themen schließen wir die Summer School dann am 5. Juli mit einer Healing Disco ab“, sagt Janine Blöß.

Info Alles über die Summer School unter www.weltkunstz­immer.de

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