Rheinische Post Hilden

Ein Sommelier mit Schuhtick

-

Neben seiner Familie hat zwei Leidenscha­ften, die eigentlich überhaupt nicht zusammenpa­ssen: Turnschuhe und Wein.

So sammelt der 39-jährige Vater dreier Kinder Sneaker. Und was die Anzahl der Schuhe betrifft, da würde ihn so manche Frau beneiden. „Ich hab sie noch nie gezählt“, sagt er, aber über hundert sind es schon. Dabei hat der studierte Betriebswi­rt ein Faible für eine Marke: Nike. Er sammelt aber auch Adidas, Puma und Reebock. Es ist selbstvers­tändlich, dass er nur Sneaker trägt, und seinem Gegenüber schaut er auch sofort auf die Füße, ein Blick und schon nennt er den Namen des Modells:

sagt er knapp. Ein Fachmann eben. Durch Hip-Hop und durchs Skaten sei er zu seiner Leidenscha­ft für Turnschuhe gekommen.

Vor 20 Jahren begann seine Sammelei mit einem Schuh namens Janoski. „Der war gut und günstig“, erinnert er sich. Und Askitis gerät ins Schwärmen, wenn es um seinen Schuhtick geht, erst recht, wenn er von „What the Dunk“berichtet. Noch nie gehört? Dabei handelt es sich um einen Nike-Schuh, der aus verschiede­nen Sammlermod­ellen besteht und zurzeit im Internet für rund 4000 Euro (oder mehr) zu haben ist. „Weil er nicht mehr hergestell­t wird“, sagt Askitis. Und natürlich besitzt er einen „What the Dunk“, so wie andere Limited Editions. Also wenn Schuhe nur in einer begrenzten

Antonios Askitis Pharell Williams,

Auflage hergestell­t werden. Einige Schuhe sind übrigens noch original verpackt und wurden noch nie an den Füßen getragen. Das steigert den Wert. Und an dieser Stelle zeigt sich schließlic­h doch eine Parallele zu seiner zweiten Liebe: dem Wein.

Antonios Askitis war bis vor zwei Jahren Besitzer des D’Vine an der Lorettostr­aße (heute Rob’s Kitchen). Und wie der Name es verspricht, ging es um Wein – vor allem um deutschen: Askitis liebt Rieslinge, erst recht die von der Mosel, aber auch griechisch­e und alle anderen Weine. Mit 29 Jahren Restaurant­besitzer, mit 35 Sommelier. 2012 hatte der Betriebswi­rt Toni, wie ihn seine Freunde gerne nennen, erfolgreic­h in Koblenz seine Ausbildung abgeschlos­sen. Überhaupt: Wein hat es ihm angetan. Tonis „Bring-A-Bottle-Abende“haben ihn Gewächse kosten lassen dürfen, die er nie hätte bezahlen können. „Wer hat schon die Möglichkei­t, einen 47er Margeaux zu probieren?“, fragt er. „Das hat mich weitergebi­ldet.“

Und es ist sein Ziel, seine Berufung, Leuten zu vermitteln, dass das Getränk nichts Hochgestoc­henes ist: „Wein ist unkomplizi­ert. Das ist mein Credo. Ich möchte den Wein aus der elitären, dekadenten Ecke rausholen.“Und da war er in den vergangene­n zwei Jahren bereits auf unkomplizi­erte Weise erfolgreic­h. Er hat für die ProWein moderiert, aber auch Interessen­ten unter einem bestimmten Thema durch die Messehalle­n geführt. „Moderation­en sind mein Ding“, sagt Askitis. Der direkte Kontakt zu den Menschen, das sei seine Stärke. Aber er ist auch immer auf der Suche, neue junge deutsche Winzer zu etablieren, wenn er von ihnen überzeugt ist. Deshalb reist er viel, war gerade erst in Würzburg, um den dortigen Wein zu testen. Er hilft Restaurant­s bei der Beratung von Weinkarten. „Sachversta­nd und Wirtschaft­lichkeit spielen da eine Rolle.“Er möchte gerne asiatische­n Restaurant­s helfen. Die haben seines Erachtens nur selten eine gute Weinkarte. Aber man kann Askitis auch für private Weinabende buchen. Außerdem organisier­t er beispielsw­eise außergewöh­nliche Weinproben. Nein, nicht in irgendeine­m Restaurant oder Weinkeller, sondern per Internet: Die nächste Probe auf Instagram steht am Montag, 1. Juli, um 20.30 Uhr auf dem Programm. Dann wird er live eine Flasche Rimparer Kobersberg, ein 2017er Müller-Thurgau vom Weingut Franziska Schömig aus Franken, gemeinsam mit seinen Followern öffnen. Die müssen sich vorher jedoch eine eigene Flasche organisere­n.

Eine verrückte Idee, wie zahlreiche seiner Filme. So ein Eiswein-Tasting in 2500 Meter Höhe oder gar vom Hockenheim Ring, wo er unter dem Motto „Vollgas“in einem Porsche bei 240 km/h edle Gewächse testet. Askitis ist eben immer für eine Überraschu­ng gut. „Wein soll Bock machen“, sagt er. Und dafür lässt er sich jede Menge einfallen.

Birgit Wanninger

 ?? RP-FOTO: ANNE ORTHEN ?? Wenn Toni Askitis keine Weine verkostet, ist er oft mit Skateboard und Sneakern im Skatepark in Eller anzutreffe­n.
RP-FOTO: ANNE ORTHEN Wenn Toni Askitis keine Weine verkostet, ist er oft mit Skateboard und Sneakern im Skatepark in Eller anzutreffe­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany