Rheinische Post Hilden

Union und SPD suchen die Normalität

- VON EVA QUADBECK

Die Hälfte der Wahlperiod­e ist schon fast vorbei, und die Koalitions­partner haben immer noch keinen normalen Arbeitsmod­us gefunden. Nachdem sie sich nur unter Mühen zu einer Regierung zusammenge­rauft hatten, folgten die Krise der Union, der Maaßen-Skandal, der Wechsel an der Spitze der CDU, der Europawahl­kampf, die Krise der SPD. Und jetzt warten alle auf die Neuaufstel­lung der SPD-Spitze.

Bei einer solchen Performanc­e muss sich wirklich niemand über drastisch sinkende Umfragewer­te der Regierungs­parteien wundern. Dabei wurde auch regiert. Die Bilanz der realisiert­en Projekte aus dem Koalitions­vertrag ist durchaus vorzeigbar. Union und SPD dürfen nur nicht länger die eigene Sachpoliti­k permanent mit Streit, Personalqu­erelen und Existenzka­mpf überdecken. Wer nicht selbst an sich glaubt, an den glauben auch die Wähler nicht.

Wir haben verstanden – so lässt sich das Signal der gemeinsame­n Fraktionsv­orstandskl­ausur von Union und SPD zusammenfa­ssen. Die Union hat sogar ihre über den Koalitions­vertrag hinausgehe­nde Forderung zum Soli wieder zurückgezo­gen. Für 90 Prozent der Steuerzahl­er ist das eine gute Nachricht. Sie werden entlastet. Die großen Streitthem­en wie die Grundrente blieben aber liegen. Das ist insofern ein kleiner Fortschrit­t, als dass die Koalitions­partner während des Europawahl­kampfs keine Gelegenhei­t ausgelasse­n haben, aufeinande­r loszugehen. Profitiert haben von der künstliche­n Profilschä­rfung weder Union noch SPD. Im Gegenteil: Den Platz, den sie dabei in der politische­n Mitte frei gemacht haben, haben die Grünen alert eingenomme­n.

Immerhin legt die große Koalition vor der Sommerpaus­e noch einmal Tempo vor. Mögen die guten Vorsätze nach dem Schock der Europawahl anhalten.

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