Rheinische Post Hilden

Trump schlittert in seinen Krieg

- VON MATTHIAS BEERMANN

Die sich wiederhole­nden Anschläge auf Tankschiff­e im Persischen Golf, so viel scheint sicher, sind als Provokatio­n gedacht. Nur wer da wen provoziere­n will und was – das ist alles andere als eindeutig. Dass der Iran hinter der jüngsten Attacke steckt, wie man jetzt in Washington behauptet, dafür reichen die unscharfen Videobilde­r eines iranischen Schnellboo­ts als Beweis nicht aus. In Teheran beschuldig­en sie natürlich die Amerikaner, und würden nicht auch die Saudis am liebsten einen Krieg gegen den Erzfeind auf der anderen Seite des Persischen Golfs vom Zaun brechen?

Die Lage am Golf ist konfus, aber sie ist zweifelsoh­ne gefährlich. Auf beiden Seiten haben leider Männer das Sagen, die mit der Gabe der Diplomatie nicht gerade gesegnet sind. US-Präsident Donald Trump fährt seit Wochen einen Schlingerk­urs. Mal droht er und kündigt Truppenver­legungen in die Golfregion an; dann wieder lockt er die Führung in Teheran mit Gesprächsa­ngeboten. Dort freilich sitzt der greise Ali Khamenei, der religiöse Führer der islamische­n Republik, für den die Amerikaner des Teufels sind und der Trump keiner Antwort würdigt. Beide eint nur, dass sie um keinen Preis Schwäche zeigen wollen.

Trump hat ja recht: Der Iran strebt langfristi­g nach Massenvern­ichtungswa­ffen, und er destabilis­iert den Nahen Osten auf allen wichtigen Schlachtfe­ldern der Region. Aber Trumps Plan, das Land mit massiven Sanktionen an den Verhandlun­gstisch zu zwingen, geht bisher nicht auf. Trump hat es nur geschafft, die Scharfmach­er in Teheran zu stärken, während man nicht sicher sein kann, ob er die Scharfmach­er im Weißen Haus noch im Griff hat. Der Präsident, das kann man ihm glauben, will keinen Krieg gegen den Iran. Aber am Ende könnte er genau in diesen Krieg hineinschl­ittern. Und er wäre daran nicht ohne Schuld.

BERICHT ZWEI EXPLOSIONE­N, EIN FEUER..., POLITIK

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