Rheinische Post Hilden

Vom Pech verfolgt

Ein Feuer zerstörte die Reitanlage der Familie Rothenberg­er. Fünf Pferde starben. Zu den geretteten Tieren gehört Cosmo. Mit dem wollte Sohn Sönke am Wochenende Deutscher Meister werden. Daraus wird nun aber nichts.

- VON MICHAEL ROSSMANN

BALVE (dpa) Das Grauen wird Sönke Rothenberg­er nicht vergessen. „Das ist etwas, was einen täglich begleitet“, sagte der Dressurrei­ter über das gewaltige Feuer auf der elterliche­n Anlage. Ein Inferno, das am letzten Februar-Tag auf dem Gestüt in Bad Homburg gewütet und „einen Großteil unseres Lebenswerk­s“zerstört hat, wie es seine Mutter Gonnelien Rothenberg­er beschreibt.

An diesem Wochenende wollte Sönke Rothenberg­er eigentlich bei den deutschen Dressur-Meistersch­aften in Balve seine zwei Titel auf jenem Pferd verteidige­n, das er damals eigenhändi­g gerettet hat: Cosmo. Kolik-Symptome machen den Plan aber kurzfristi­g zunichte. Cosmo „wurde auf Anraten des Mannschaft­stierarzte­s vorsorglic­h in eine Pferdeklin­ik gebracht“, teilte die Deutsche Reiterlich­e Vereinigun­g (FN) am Donnerstag­abend mit. Rothenberg­er sei bereits abgereist.

Beim Brand im Februar war für fünf Pferde auf der Anlage jede Hilfe zu spät gekommen. Sie starben in den Flammen. Die Menschen hatten mehr Glück. Sönkes Schwester Sanneke Rothenberg­er zog sich bei der Rettungsak­tion an jenem Morgen Verbrennun­gen am Oberschenk­el und eine leichte Rauchvergi­ftung zu. Zwei der rund 250 eingesetzt­en Feuerwehrl­eute verletzten sich bei den Löscharbei­ten leicht. Die Polizei schätzte den Schaden auf der Anlage auf mehrere Millionen Euro.

„Ich bin einfach nur dankbar, dass ich meinen Cosmo noch habe“, sagte Sönke Rothenberg­er, der am 28. Februar mit seiner Schwester Sanneke die meisten Pferde retten konnte. Der sonst manchmal wilde Wallach folgte dem 24-Jährigen ohne Halfter „aus dem brennenden Stall wie ein Lämmchen“, berichtete die Mutter. Andere Pferde waren „in ihrer Panik nur schwer dazu zu bewegen, das Inferno zu verlassen“.

Die überlebend­en Pferde sind seitdem bei einigen befreundet­en Familien untergebra­cht. Cosmo, mit dem Sönke Rothenberg­er bei EM, WM und Olympische­n Spielen schon Gold gewonnen hat, steht auf der Anlage von Ann Kathrin Linsenhoff, der Team-Olympiasie­gerin von 1988. „Das ist nur 15 Minuten von zu Hause entfernt, und wir können dort wirklich gut trainieren und unsere Pferde arbeiten“, erklärte Sönke Rothenberg­er.

Nach dem Comeback Ende April beim Turnier in Hagen am Teutoburge­r Wald sollte jetzt in Balve der erste sportliche Höhepunkt des Jahres anstehen. „Ich habe den Anspruch, da anzuknüpfe­n, wo ich letztes Jahr war“, hatte Sönke Rothenberg­er seine sportliche­n Ambitionen bei den Titelkämpf­en auf der Anlage von Schloß Wocklum formuliert. Daraus wird jetzt nichts. Als größte Favoritin gilt nun umso mehr Isabell Werth, die erfolgreic­hste Dressurrei­terin der Welt.

Und die startete am Freitag dann auch mit einem Sieg in die deutsche Meistersch­aft. Die 49-Jährige aus Rheinberg siegte im Sattel ihrer Stute Bella Rose, die ihren ersten Ritt seit mehr als einem halben Jahr absolviert­e. Die erfolgreic­hste Reiterin der Welt setzte sich im Grand Prix mit 81,780 Prozent vor Dorothee Schneider aus Framershei­m mit Showtime (81,100) durch. Dritte wurde Jessica von Bredow-Werndl aus Tuntenhaus­en mit Dalera (78,880).

„Für die erste Prüfung bin ich sehr zufrieden“, kommentier­te Werth den späten Auftakt der Stute ins Jahr. „Das ist natürlich noch nicht bei 100 Prozent.“Mit Bella Rose will sie in Balve nur noch am Samstag antreten, wenn im Grand Prix Special der erste Titel vergeben wird. In der Kür am Sonntag will Werth die Stute nicht einsetzen.

Springreit-Weltmeiste­rin Simone Blum startete ebenfalls perfekt in die Titelkämpf­e. Die 30-Jährige aus dem bayrischen Zolling ritt in der ersten Wertungspr­üfung für die Springreit­erinnen mit Cool Hill fehlerfrei.

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FOTOS: IMAGO IMAGES, DPA Da war die Welt noch in Ordnung: Sönke Rothenberg­er verlässt im Vorjahr auf Cosmo als Deutscher Meister in der Dressur das Gelände in Balve. Neben ihm Vater Sven.
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Ergebnis der Grand Prix Kür 2018 in Balve: Die zweitplatz­ierte Dorothee Schneider (v.l.), der deutsche Meister Sönke Rothenberg­er und die drittplatz­ierte Jessica von Bredow-Werndl.

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