Fridays for Future tritt fürs Klima in die Pedale
In Düsseldorf trafen sich die Anhänger der Klimaschutzbewegung erstmals zu einer Rad-Demo für mehr Fahrradwege und besseren ÖPNV.
Am Freitagmittag ist die Oberkasseler Brücke für Autos gesperrt. Stattdessen bahnt sich eine große Radfahrgruppe den Weg aus der Innenstadt zur Brücke, um den Rhein zu überqueren. Die ganze Fahrbahn ist für sie frei. Rund 130 Schüler, Studenten, Arbeitnehmer und Senioren geben voller Begeisterung ein Klingelkonzert, während sie über die für den Moment autofreie Brücke fahren. So wünschen sie es sich eigentlich immer. Und dafür demonstrieren sie.
Wie jede Woche war am Freitag eine Fridays for Future-Demo geplant, bei der sich Schüler und Unterstützer gemeinsam treffen, um die Politik auf ihre Klima-Forderungen aufmerksam zu machen. Dieses Mal war es aber eine besondere Demonstration. Die Ortsgruppe der Fridays for Future hatte alle interessierten Düsseldorfer dazu eingeladen, ihr Fahrrad mitzubringen und fürs Klima in die Pedale zu treten.
Die Forderungen der Fridays for Future-Gruppe sind die Einhaltung des 1,5º-Ziels und konkret für Deutschland den Kohleausstieg bis 2030. Eine Versorgung durch erneuerbare Energie zu 100 Prozent und das Erreichen von Nettonull bis 2035 sowie eine CO2-Steuer.
Dieses Mal wollen die Demonstranten jedoch besonders auf Düsseldorfs Mobilitäts-Infrastruktur aufmerksam machen. Die Idee kam den Organisatoren durch das Projekt Stadtradeln. Unter dem Motto „Fahrad for Future – FahrRadweg, Auto weg“, demonstrieren sie für eine fahrradfreundliche Politik, in der nicht mehr das Auto Priorität hat, sondern Fahrrad und ÖPNV. „Wir fordern eine Stadt der kurzen Wege. Die Rahmenbedingungen müssen sich ändern, damit die Menschen eine andere Wahl als das Auto haben“, sagen die Organisatoren.
Mountainbikes, Lastenräder, Leih-Räder, Hollandräder oder alte Drahtesel – nach kurzer Zeit hatte sich eine bunt gemischte Truppe am Rathaus zusammengefunden. Nicht nur, was das Fahrgestell angeht. Bei dem Schülerstreik waren dieses Mal auffallend viele Erwachsene dabei. Sabine Kring verzichtet aufs Autofahren und nutzt gerne das Rad. „Wir möchten zeigen, das Radfahren nicht nur eine Alternative ist, sondern auch eine Lösung ist.“Auch Josef Höhenrieder ist heute dabei. An seinem Fahrrad hat der Vater und Großvater Schilder befestigt mit den Aufschriften „Kindern und Enkeln eine Zukunft“und „Flugbenzin besteuern! Fahrrad und ÖPNV fördern“. Wolfgang Zimmermann war schon oft bei Friday for Future dabei. „Es ist eine gute Sache, die man unterstützen muss“, sagt der 69-Jährige.
Oberbürgermeister Thomas Geisel und den NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst waren von der Ortsgruppe Düsseldorf eingeladen, sich an der Aktion zu beteiligen. Während Oberbürgermeister Geisel sich zu einem Gespräch mit den Organisatoren getroffen habe, wäre von Wüst keine Rückmeldung gekommen, so Lukas Mielczarek, Mit-Organisator von Fridays for Future. „Herr Geisel hat zwar gesagt, dass er hinter unseren Themen steht. Wir fordern aber verbindliche Zusagen. Wir müssen jetzt handeln. Wir fordern, dass 90 Prozent des Verkehrs ÖPNV sind.“
Gegen 11.30 Uhr trat die Gruppe in die Pedalen und startete vom Rathaus aus Richtung Königsallee. Ausgerüstet mit Aufklebern, Buttons, Schildern, Fahnen und passenden T-Shirts. Mit Fahrradklingeln und Rufen wie „SUV fahren ist nicht schick, deutsche Autos sind zu dick“und „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns den Radweg klaut“verschafften sich die Radler Gehör. Einige Radfahrer, die in der Stadt unterwegs waren, schlossen sich der Demo spontan an.
Auf der anderen Rheinseite angekommen, fuhren die Aktivisten gezielt zum Comenius-Gymnasium. Dort gab es eine Kundgebung, weil, so Lukas Mielczarek, die Schule Sanktionen für die Teilnahme bei Fridays for Future verhängt. Von dort aus radelte die Truppe durch Oberkassel über die Rhein-Knie-Brücke. Dieses Mal war nur der Fahrradweg freigegeben. Vor dem Landtag versammelte sich die Gruppe und beendete die Rad-Demo, wie sie sie begonnen hat: Mit einem Klingelkonzert. Die Zehntklässlerinnen Lotte und Sophie waren schon oft dabei und fanden die Demo heute super. „Es war sehr gut organisiert und hat Spaß gemacht. Und gute Stimmung ist sowieso immer“, sagen die beiden.
Auch Organisator Lukas Mielczarek zeigte sich äußert zufrieden. Obwohl bei den üblichen Freitagsdemos die Teilnehmerzahl etwa doppelt so hoch ist. „Es war schön, dass wir heute die Möglichkeit hatten, auf der anderen Rheinseite unterwegs zu sein, wir wollen schließlich alle erreichen. Wir haben unsere Message, dass mehr Platz für Fahrradverkehr da sein muss, gut auf die Straße gebracht. Wir hoffen, dass in der Politik etwas passiert.“