Müll vermeiden? Sehr gern! Aber wie?
Bei jedem Besuch der Müll-Sammelstelle in Flingern regt sich das schlechte Gewissen: Denn jeder von uns produziert Abfall in riesigen Mengen.
Am Ende landet das ganze Zeug in riesigen, offenen Behältern: Hier Pappe, dort Metall, daneben Holz und um die Ecke der so genannte Restmüll. Zig Kubikmeter, bestehend aus Dingen, die mal gekauft und für wichtig gehalten wurden. Wer auf dem Recylinghof neben der Müllverbrennung in Flingern nicht nachdenklich wird angesichts der Folgen unseres Wohlstandes, dem ist nicht zu helfen. Klar, wir beruhigen unser Gewissen und trennen brav nach Wertstoffen, werfen PC und TV-Geräte in einen wartenden Übersee-Container, Kabel in eine große Kiste und Leuchtkörper in die daneben. Dass über allem „Recycling“steht, gibt uns zudem ein gutes Gefühl – das kann wieder verwendet werden. Stimmt, aber einiges davon wurde auch – nach uns die Sintflut – häufig nach Fernost verschifft. Der Restmüll wird verbrannt, immerhin.
Also überlegen wir, wie man Abfall vermeiden könnte. Guter Gedanke, aber schwer umzusetzen. Der neue Flachbildschirm steckt in einem gigantischen Karton, innen sichert eine riesige Konstruktion aus Styropor das Ganze. Muss das sein? Es gab Zeiten, da ging das anders. Bestellt man bei Amazon und Co, kommen manchmal kleine Teile in sehr großen Kartons, aufgefüllt mit zerknülltem Papier zwecks Sicherung des Inhalts. Warum die Behältnisse so groß sind? Keine Ahnung.
Noch schwieriger wird es beim Lebensmittelkauf. Der Supermarkt unseres Vertrauens am Belsenplatz, erst wenige Jahre alt, ist prima sortiert, das Personal sehr freundlich. An der Käsetheke kommt immer die Frage „Möchten Sie noch zusätzliches Papier für den Käse?“Nein, danke – zumal das kein Papier, sondern eine spezielle Konstruktion mit Kunststoffbeschichtung auf der Innenseite ist. Der eh schon in klarer Folie
steckende Camembert oder Chevre d’Argental wird stets zusätzlich eingewickelt und kommt dann, zusammen mit den anderen Sorten, in eine weitere Tüte. Das Ganze wandert daheim umgehend in den Müll, weil Käse atmen soll. Natürlich tragen die Leute vom Service Einweg-Handschuhe, da es Bedenken gab, wenn sie die Wurst oder den Käse anfassen. Offenbar für manche eine Art Hygiene-Super-GAU. Wie haben wir das in früheren Jahren nur überlebt, als es solche Ideen noch nicht gab? Jedenfalls quellen die Mülleimer hinter der Wurst- und Käsetheke abends über von allerlei Hüllen, Folien und diesen dünnen Handschuhen, die – je nach Tätigkeit – dauernd gewechselt und nie mehrfach benutzt werden. Ähnlich bei Obst oder Gemüse. – alle auf einer eingeschweißten Pappschachtel. Warum nur? Neulich sahen wir an der Kasse eine Frau, die ein Büschel Bananen in einen Plastikbeutel gesteckt hatte. Und zwar einen von dieser hauchdünnen Sorte, die man sich überall greifen und befüllen kann und die Aldi nun mit einem Cent pro Stück berechnen will. Gute Idee, finden wir, nur zu billig.
Wo sind eigentlich die guten alten dreieckigen Papiertüten geblieben, die einst neben dem Obst oder den Kartoffeln an einer Kordel gebündelt hingen? Vermutlich zu teuer oder zu wenig umsatzsteigernd. Klar, sie hielten Feuchtigkeit nicht lange aus, aber immerhin verrotten sie binnen weniger Tage – und nicht, wie die aus Kunststoff, erst nach zig Jahren.