Rheinische Post Hilden

Welches Tier schwimmt denn da?

Fische, Frösche, Enten und Schwäne leben im Wasser und bewegen sich im kühlen Nass problemlos voran. Doch auch viele Landtiere können schwimmen.

- VON BRIGITTE BONDER

Erst vor Kurzem überquerte ein Reh den Rhein mitten in Duisburg. Spaziergän­ger berichten, dass das Wildtier zielstrebi­g über den Rheindeich zum Ufer spazierte und schnell und sicher auf die andere Seite des Flusses nach Duisburg-Walsum schwamm. Die Ausflügler waren überrascht, dass sich das grazile Tier so gut gegen die Strömung durchsetze­n konnte. „Fast alle Säugetiere können von Geburt an schwimmen“, erklärt Professor Christophe­r Bridges von der Heinrich-Heine Universitä­t Düsseldorf (HHU). „Die meisten gehen jedoch nur im Notfall so tief ins Wasser, zum Beispiel wenn sie auf der Flucht sind.“

In Skandinavi­en schwimmen ganze Rentierher­den zu neuen Weidegründ­en, auch riesige Elche können auf der Suche nach Futter im Wasser längere Strecken zurücklege­n. In Afrika hängen Zebras und Gnus auf der Flucht einen Löwen ab, indem sie Flüsse durchquere­n. Beispiele für schwimmend­e Landtiere gibt es viele. „Im wissenscha­ftlichen Sinn ist das Schwimmen eine Fortbewegu­ng im oder auf dem Wasser in eine orientiert­e Richtung“, erklärt Bridges. Der Experte leitete die Abteilung Ecophysiol­ogie des Institut für Stoffwechs­elphysiolo­gie an der HHU und beschäftig­t sich inzwischen insbesonde­re mit der Forschung im Bereich Aquakultur­en. „Im Wasser gibt es natürlich sehr schnelle Schwimmer, wie den Thunfisch. Er erreicht Spitzenges­chwindigke­iten von bis zu 90 Stundenkil­ometern.“Auch Delfine sind Spezialist­en im Schwimmen. „Wenn wir die Evolutions­geschichte betrachten, lebten zunächst alle Tiere im Meer und konnten schwimmen“, betont Bridges. „Erst im Laufe von Millionen Jahren entwickelt­en sich die Landtiere. Bei ihnen steckt die Schwimmfäh­igkeit daher noch in den Genen.“Eine Ausnahme bei den Säugetiere­n gibt es allerdings. Genau wie der Mensch müssen Menschenaf­fen, wie Schimpanse­n, Gorillas oder Orang-Utans, das Schwimmen erst erlernen. Sie würden in tieferen Gewässern ertrinken.

Die meisten Landtiere können sich zwar gut über Wasser halten, bewegen sich aus wissenscha­ftlicher Sicht aber nicht wirklich schwimmend vorwärts. Viele Arten suchen Wasserstel­len nur auf, um zu trinken. „Seen und Flüsse bieten ihnen in heißen Sommern zudem eine erfrischen­de Abkühlung“, erklärt Bridges. Die Tiere würden allerdings nicht freiwillig weiter ins Wasser gehen, um zu schwimmen. Hat jedoch ein Feind die Verfolgung Professor Christophe­r Bridges Heinrich-Heine-Universitä­t aufgenomme­n, fliehen Landtiere auch durch tiefere Gewässer. Für Beutetiere wie Gnus oder Zebras ist ein See oder ein Fluss auf der Flucht vor einem Löwen oftmals die einzige Rettung. Löwen scheuen das Wasser und lassen die Beute häufig lieber entkommen, anstatt ihr ins Wasser zu folgen. Auch die meisten Hauskatzen meiden Gewässer, viele Hundebesit­zer hingegen kennen die Schwimmlei­denschaft ihrer Tiere. „Bestimmte Hunderasse­n wie Neufundlän­der oder Labradore schwimmen sehr gerne“, weiß der Experte.

Es gibt jedoch auch viele Tierarten, die vom Wasser abhängig sind und schwimmen müssen, um an ihre Nahrung zu gelangen. Dazu gehören Krokodile, Schildkröt­en und Wasserbüff­el, aber auch Enten, Schwäne und Biber. Für andere wiederum stellt Wasser eine große Gefahr dar. „Insekten werden über ein verzweigte­s Röhrensyst­em mit Sauerstoff versorgt“, erklärt Bridges. Befindet sich ihr Körper im Wasser, können sie nicht mehr atmen und ertrinken schnell. Wer Insekten in trockenen Sommern eine Trinkhilfe bieten möchte, sollte eine Tränke mit einem flachen Zugang bauen. Es reicht, eine Schale mit Steinen nur zur Hälfte mit Wasser zu füllen. Die Steine sollten aus dem Wasser schauen, so können Bienen und Hummeln sicher landen und trinken.

„Fast alle Säugetiere können von Geburt an schwimmen“

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FOTO: GETTY IMAGES/SHALAMOV Die schwimmend­en Schweine auf den Bahamas sind eine Sensation. Doch auch bei uns heimische Landtiere wie Hunde oder Rehe können sich im Wasser fortbewege­n.
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