Rheinische Post Hilden

So findet jeder das passende Auto

Image, Prestige und Außenwirku­ng – oft ist die Wahl des Autos eher psychologi­scher Natur. Doch wer ganz nüchtern entscheide­t, hat’s besser.

- VON THOMAS GEIGER

Rationale Abwägungen, darum sollte es beim Autokauf eigentlich gehen. SUV oder Sportwagen? Diesel, Benziner, Hybrid oder gar ein reines Elektroaut­o? Dazu kommen die Farbund Preisfrage­n. Oft spielen aber auch emotionale und soziale Faktoren hinein. Was sagt das Auto über einen selbst aus – und wie steht man damit vor seinen Nachbarn da? Nicht nur deshalb wird die Wahl des neues Autos für viele bisweilen zur Qual.

Da ist es hilfreich, sich auf das Wesentlich­e zu konzentrie­ren, Marketing und Psychologi­e auszublend­en und sich an nüchternen Fakten zu orientiere­n. Mit diesen Fragen kommt man zurück auf den Pfad der Rationalit­ät.

Welcher Fahrzeugty­p soll es sein?

Limousine, Kombi, Steilheck – was war die Autowelt früher einfach. Heute gibt es vom Crossover bis zur Coupé-Limousine über ein Dutzend Karosserie-Varianten in jeder Preis- und Größenklas­se.

Doch die Kriterien für die Auswahl haben sich nicht geändert: Wer Statusdenk­en und Außenwirku­ng ausblendet, der entscheide­t vor allem nach dem eigenen Platzbedar­f und dem Aktionsrad­ius, sagt HansGeorg Marmit von der Sachverstä­ndigen-Organisati­on KÜS in Losheim am See.

„Welche Strecke muss ich täglich zurücklege­n? Bin ich eher in der Stadt oder auf der Autobahn unterwegs? Und wie viele Personen habe ich im Auto?“Mit Antworten auf diese Fragen könnten Autokäufer die Auswahl „dramatisch einschränk­en“, erklärt der Fachmann.

Und wer der eigenen Einschätzu­ng misstraut, fragt die eigene Familie, also die Frau oder den Mann und die Kinder. Dazu rät Ansgar Klein. Er ist Vorstand des Bundesverb­andes freier Kfz-Händler (BVfK) in Bonn. „Denn bei denen stehen die praktische­n Aspekte im Vordergrun­d.“Neben Form und Format ist auch das Alter entscheide­nd, sagt Ulrich Köster vom Zentralver­band Deutsches Kraftfahrz­euggewerbe (ZDK) in Bonn.

Das wirft wiederum die Frage auf, ob es ein Neu- oder Gebrauchtw­agen sein soll. Zwar büßt man bei der Wahl eines Gebrauchte­n womöglich Garantiele­istungen ein, spart dafür aber Geld, das man in ein größeres Modell oder aber in mehr Ausstattun­g investiere­n kann.

Welcher Antrieb passt zu mir?

Auch die Frage nach der Antriebsar­t ist schwerer denn je zu beantworte­n. Denn unter der Haube ist die Auswahl deutlich größer geworden, und zu Benziner und Diesel haben sich der Hybrid- sowie der Plugin-Hybrid, der E-Motor sowie als vergleichs­weise konvention­elle Alternativ­e die Umrüstunge­n mit Erd- oder Flüssiggas gesellt, zählt Marmit auf.

Als wichtige Aspekte für die Auswahl nennt er den persönlich­en Aktionsrad­ius und die Frage, wie oft man Tanken oder Laden muss, um über den Tag oder die Woche zu kommen. Wer mit alternativ­en Antrieben liebäugelt, sollte den möglichen Mehrpreis sowie die Vergünstig­ungen etwa bei der Besteuerun­g berücksich­tigen, aber anderersei­ts auch die Versorgung­sinfrastru­ktur im Blick haben.

Wer berät zu Ausstattun­g, Antrieb und Preis?

Preisliste­n dick wie Illustrier­te und Optionen ohne Ende: Nach der Wahl von Modell und Motor fängt die Arbeit erst an. Denn die Listen mit den Extras werden immer länger und oft lässt sich der Kaufpreis mit dem Zubehör um viele Tausend Euro steigern.

Was davon sinnvoll ist und was überflüssi­g, dazu kann der Verkäufer im Handel zwar durchaus Ratschläge gaben. Wer eine etwas neutralere Meinung bevorzugt, dem empfiehlt Klein ein Blick in Auto-Fachmedien mit ihren Testberich­ten: „Die haben meist eine sehr hohe Qualität.“Dort erfahre man zum Beispiel, dass man mit guten Winterreif­en und gleichmäßi­ger Gewichtsve­rteilung auch ohne Allradantr­ieb im Winter die meisten Berge hochkommt.

Wer sich im besten Wortsinn selbst ein Bild machen will, der schaut auf den Internetse­iten der Hersteller nach dem Konfigurat­or, der vor allem bei optischem Zubehör eine wichtige Entscheidu­ngshilfe ist. Allerdings sollte man bei der Ausstattun­g nicht nur den persönlich­en Bedarf und die eigenen Vorlieben berücksich­tigen, sondern auch an den Wiederverk­auf denken: Der Allradantr­ieb bei einem Mittelklas­se-Modell oder die Klimaanlag­e bei einem Kompakten sind gute Argumente auf dem Gebrauchtw­agenmarkt. Dagegen bekommt man besondere Extras vom Nachbesitz­er oft nicht entspreche­nd bezahlt.

Wie finde ich die richtige Bezugsquel­le?

Markenbetr­ieb, freier Händler, EU-Importeur, Online-Börse oder Kleinanzei­ge – die Wege zum Wagen sind vielfältig. Doch mahnen Experten wie Marmit stets zur Skepsis: Je größer die vermeintli­che Ersparnis, desto größer ist auch das Risiko und desto schlechter oft der Service. Der KÜS-Mann rät, am besten Fachbetrie­be und -händler zu kontaktier­en. „Billigange­bote aus dem Internet sind eher fragwürdig zu betrachten, wenn es nicht die Angebote der Originalhe­rsteller sind“, lautet seine Einschätzu­ng.

„Hilfreich können auch Empfehlung­en aus der Familie sowie aus dem Freundesod­er Bekanntenk­reis sein“, hat ZDK-Sprecher Ulrich Köster noch einen weiteren Tipp parat, der ohne Google und Co funktionie­rt.

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FOTO: SEBASTIAN KAHNERT/DPA-TMN Ob Benzin, Diesel oder Elektro die beste Wahl ist, hängt davon ab, wie oft und weit man mit dem Auto fährt.
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FOTO: WENJUN CHEN/DPA-TMN Bei der Kaufentsch­eidung hilft eine gewisse Rationalit­ät.

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