Rheinische Post Hilden

Die Meisterin der Miniatur-Klaviere

-

Es sieht ein wenig aus, wie in einer Puppenstub­e. Vier Miniatur-Klaviere stehen auf dem Teppichbod­en in dem kleinen Zimmer unter dem Dach. sitzt mittendrin. Ihre Liebe zur Musik entdeckte die Düsseldorf­er Pianistin schon früh. Dafür war vor allen Dingen ihr musikalisc­her Großvater verantwort­lich, der ihr verschiede­ne Instrument­e zeigte. Besonders Klaviere taten es ihr an: „Ich glaube, ich fand die Tasten einfach toll“, sagt Frederike Möller und lacht.

Seit ihrem fünften Lebensjahr spielt die studierte Musikwisse­nschaftler­in Klavier. Die kleinen sogenannte­n Toy-Pianos, die jetzt unter ihrem Dach stehen, kamen erst vor sechs Jahren dazu. Damals brachte eine japanische Bekannte sie auf die Idee, sich mit den Miniatur-Instrument­en zu beschäftig­en. Denn in Japan, Frankreich und den USA sind die Toy-Pianos deutlich weiter verbreitet als in Deutschlan­d. Dort findet man sie in den Spielzeuga­bteilungen großer Kaufhäuser. „Auf der Verpackung steht: Für Kinder ab drei Jahren und Profis“, Frederike Möller, die den Hinweis schon amüsant findet. Das beweist die Vielseitig­keit der kleinen Instrument­e, die bis vor einigen Jahren in Musikgesch­äften hierzuland­e noch gar nicht erhältlich waren. „Wollen Sie das Ihrem armen Kind wirklich antun?“, habe sie der Verkäufer im Musikladen gefragt, als sie auf der Suche nach ihrem ersten Toy-Piano war. „Ich habe bloß gesagt: ‚Das ist für mich‘“, erzählt

Frederike Möller

die Pianistin grinsend. Daraufhin bestellte sie es dann kurzerhand im Internet. Bis heute ist das „Kleine Rote“, wie sie es liebevoll nennt, ihr Lieblingss­tück.

Grundsätzl­ich sind ein Toy-Piano und ein Klavier ganz unterschie­dliche Instrument­e. Von außen ist besonders der Größenunte­rschied zu einem Klavier deutlich zu erkennen. Trotzdem kann man den Kontrast vor allem hören. „Der Klang der Toy-Pianos ist einfach toll“, schwärmt die Pianistin, während sie ein wenig auf dem „Kleinen Roten“herumklimp­ert. Es klingt mehr nach einem Xylophon, statt nach einem Klavier, wenn sie darauf spielt. Insgesamt vermittele ein Toy-Piano ihrer Meinung nach ein ganz anderes Gefühl. Es sei ein freundlich­es Instrument, das Menschen fröhlich mache. Wann immer sie damit unterwegs sei, bekäme sie nur positives Feedback. „Selbst wenn ich es bloß unter dem Arm trage.“Außerdem sind die Toy-Pianos so klein, dass man sie immer selbst zu den Konzerten mitbringen kann. „Sonst muss man immer das nehmen, was an Klavieren angeboten wird“.

Niedlich anzuschaue­n ist es zwar, das Miniatur-Klavier ist aber mehr als ein Spielzeug. Für Möller ist es eine Kunstform. Kabarett könne man mit ihm genauso machen wie profession­elle Konzerte spielen. Diese Vielfalt nennt sie liebevoll „Augenzwink­ernde Ernsthafti­gkeit“. Eine Einstellun­g, die Frederike Möller auch nutzt, wenn sie mit ihren Toy-Pianos auf Tour geht. „Man sitzt eben auf dem Boden

oder auf einem Tisch“, sagt sie, und das sei eine ganz andere Perspektiv­e. Einen besonders kuriosen Moment mit ihrem Miniatur-Klavier wird sie wohl nie vergessen. „Ich musste es für ein Musikvideo mit in die Badewanne nehmen. Und es war gar nicht so leicht, das Toy-Piano auf meinen Knien zu balanciere­n.“Im vergangene­n Jahr gründete Frederike Möller das Toy-Piano-Festival und organisier­te dafür eine Reihe von Auftritten, um das Instrument bekannter zu machen. Auch in diesem Jahr wird die Veranstalt­ung in Düsseldorf stattfinde­n – allerdings mit nur einem Termin. Dafür sei das Konzert-Programm um einiges komplexer. Am Sonntag, 10. November, spielt Frederike Möller mit ihren Toy-Pianos in der Neanderkir­che auf und präsentier­t dort Stücke von Clara Schumann. Dass die Organisati­on des Festivals viel Arbeit ist, macht der Pianistin nichts aus: „Natürlich frage ich mich manchmal: ‚Warum mache ich das alles eigentlich?‘ Aber dann sehe ich, wie fröhlich es die Menschen macht. Und das ist Ansporn genug.“

Lea Grote

 ?? RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN ?? Die Pianistin Frederike Möller mit ihren Miniatur-Klavieren in ihrem Musikzimme­r in Golzheim
RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Die Pianistin Frederike Möller mit ihren Miniatur-Klavieren in ihrem Musikzimme­r in Golzheim
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany