Rheinische Post Hilden

Projektwoc­he sensibilis­iert die Gesamtschü­ler

Alltagsthe­men wie Cybermobbi­ng und Nachhaltig­keit wurden erarbeitet und in verschiede­nen Formaten umgesetzt.

- VON ANNA MAZZALUPI

HAAN Lia hat es erlebt: Ein kompromitt­ierendes Foto, das über den Klassencha­t zunächst an die ganze Klasse und über Nacht an die ganze Schule geschickt wird, machte sie zum Opfer von Cybermobbi­ng. Die ganze Schule lachte und lästerte über sie. In einem Film schildert sie, wie es dazu gekommen ist und was das in ihrem Leben verändert hat. Das Video ist Aufklärung und Abschrecku­ng zugleich und war Teil der Projektwoc­he an der Städtische­n Gesamtschu­le Haan.

Eine Woche lang beschäftig­ten sich die Mädchen und Jungen mit verschiede­nen Themen. Während sich die Siebtkläss­ler intensiv mit Mobbing und Cybermobbi­ng auseinande­rsetzten, erarbeitet­en die Sechstkläs­sler Projekte rund um Nachhaltig­keit, Upcycling und Sauberkeit. Unter dem Titel „Ich und Du = Wir“erarbeitet­en die Fünftkläss­ler Steckbrief­e oder malten gemeinsam mit Künstlerin Heike Lambertz Selbstport­raits. Die Ergebnisse wurde am Samstag Eltern, Großeltern und Besuchern stolz präsentier­t.

Dass die Jugendlich­e auch etwas über die Projektwoc­he hinaus mitnehmen, davon sind die Klassenleh­rerinnen der 6a, Nadja Benjabri und Stefanie Harosa, überzeugt. Unter anderem erstellten die Schüler ihrer Klasse eine Kunststadt aus Verpackung­smüll wie Eierkarton­s. Außerdem zogen sie los, um selbst einzukaufe­n und die Fallstrick­e der Nachhaltig­keit im Alltag kennenzule­rnen. Denn nicht immer ist es so einfach, mit der eigenen Dose an der Frischethe­ke oder mit dem eigenen Beutel beim Bäcker Ware zu erhalten. Für ein nachhaltig­es Frühstück sollten sie regionale Produkte kaufen – das war auch nicht immer möglich. „Viele haben dann auch gesagt, dass sie darauf verzichten“, merkt Benjabri an. Das sei auch nach Hause in die Familien getragen worden. „Die Schüler waren sehr engagiert“, ergänzt Harosa. Auch die Idee eines fairen Kiosks für die Schule wurde angeregt.

„Das ist sehr wichtig, dass solche Themen in der Schule besprochen werden“, sagt Vater Volker Görtz, der sich von seinem Sohn Mika (11) erklären ließ, was das Recycling von alten Handys bedeutet. „Meine Generation ist darauf noch nicht so getrimmt. Aber die Kinder sind mit anderen Fragen konfrontie­rt“, erklärt er weiter. Mika habe zu Hause viel erzählt, von dem man in der Familie einiges umsetzen könne.

Dem Siebtkläss­ler Bilal (13) hat die Projektwoc­he gut gefallen. Für eine Fotostory zum Thema Cybermobbi­ng spielte er das Opfer. Bisher habe es das real noch nicht erlebt. Er kennt aber solche Vorfälle bei Freunden. „Das war sehr spannend. Es zeigt, dass man so etwas nicht machen sollte“, erklärt er, was er aus dem Projekt mitnimmt.

Dass eine kritische Auseinande­rsetzung mit dem Thema in der digitalen Welt gerade an Schulen wichtig ist, sieht auch Lehrerin Gesine Wägner-Schorsch. Einige Fälle, in denen Fotos ohne Erlaubnis weitervers­chickt wurden, habe es schon gegeben. Sie hat ihre Schüler deshalb gerade für den sensiblen Umgang mit Fotos und Videos sensibilis­iert: „Ich habe ihnen erklärt, dass sie quasi die ganze Welt in ihr Zimmer einladen. Sie waren sehr interessie­rt und baff, wie stark einsehbar Chats bei WhatsApp in Wirklichke­it sind.“

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RP-FOTO: KÖHLEN Anton (11, Klasse 5c) zeigt sein Portrait, das im Kurs der Haaner Künstlerin Heike Lambertz (hinten links) entstand.

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