Projektwoche sensibilisiert die Gesamtschüler
Alltagsthemen wie Cybermobbing und Nachhaltigkeit wurden erarbeitet und in verschiedenen Formaten umgesetzt.
HAAN Lia hat es erlebt: Ein kompromittierendes Foto, das über den Klassenchat zunächst an die ganze Klasse und über Nacht an die ganze Schule geschickt wird, machte sie zum Opfer von Cybermobbing. Die ganze Schule lachte und lästerte über sie. In einem Film schildert sie, wie es dazu gekommen ist und was das in ihrem Leben verändert hat. Das Video ist Aufklärung und Abschreckung zugleich und war Teil der Projektwoche an der Städtischen Gesamtschule Haan.
Eine Woche lang beschäftigten sich die Mädchen und Jungen mit verschiedenen Themen. Während sich die Siebtklässler intensiv mit Mobbing und Cybermobbing auseinandersetzten, erarbeiteten die Sechstklässler Projekte rund um Nachhaltigkeit, Upcycling und Sauberkeit. Unter dem Titel „Ich und Du = Wir“erarbeiteten die Fünftklässler Steckbriefe oder malten gemeinsam mit Künstlerin Heike Lambertz Selbstportraits. Die Ergebnisse wurde am Samstag Eltern, Großeltern und Besuchern stolz präsentiert.
Dass die Jugendliche auch etwas über die Projektwoche hinaus mitnehmen, davon sind die Klassenlehrerinnen der 6a, Nadja Benjabri und Stefanie Harosa, überzeugt. Unter anderem erstellten die Schüler ihrer Klasse eine Kunststadt aus Verpackungsmüll wie Eierkartons. Außerdem zogen sie los, um selbst einzukaufen und die Fallstricke der Nachhaltigkeit im Alltag kennenzulernen. Denn nicht immer ist es so einfach, mit der eigenen Dose an der Frischetheke oder mit dem eigenen Beutel beim Bäcker Ware zu erhalten. Für ein nachhaltiges Frühstück sollten sie regionale Produkte kaufen – das war auch nicht immer möglich. „Viele haben dann auch gesagt, dass sie darauf verzichten“, merkt Benjabri an. Das sei auch nach Hause in die Familien getragen worden. „Die Schüler waren sehr engagiert“, ergänzt Harosa. Auch die Idee eines fairen Kiosks für die Schule wurde angeregt.
„Das ist sehr wichtig, dass solche Themen in der Schule besprochen werden“, sagt Vater Volker Görtz, der sich von seinem Sohn Mika (11) erklären ließ, was das Recycling von alten Handys bedeutet. „Meine Generation ist darauf noch nicht so getrimmt. Aber die Kinder sind mit anderen Fragen konfrontiert“, erklärt er weiter. Mika habe zu Hause viel erzählt, von dem man in der Familie einiges umsetzen könne.
Dem Siebtklässler Bilal (13) hat die Projektwoche gut gefallen. Für eine Fotostory zum Thema Cybermobbing spielte er das Opfer. Bisher habe es das real noch nicht erlebt. Er kennt aber solche Vorfälle bei Freunden. „Das war sehr spannend. Es zeigt, dass man so etwas nicht machen sollte“, erklärt er, was er aus dem Projekt mitnimmt.
Dass eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema in der digitalen Welt gerade an Schulen wichtig ist, sieht auch Lehrerin Gesine Wägner-Schorsch. Einige Fälle, in denen Fotos ohne Erlaubnis weiterverschickt wurden, habe es schon gegeben. Sie hat ihre Schüler deshalb gerade für den sensiblen Umgang mit Fotos und Videos sensibilisiert: „Ich habe ihnen erklärt, dass sie quasi die ganze Welt in ihr Zimmer einladen. Sie waren sehr interessiert und baff, wie stark einsehbar Chats bei WhatsApp in Wirklichkeit sind.“