Rheinische Post Hilden

Ein bisschen Frieden für Libyen

Bei der internatio­nalen Libyen-Konferenz in Berlin übernimmt Bundeskanz­lerin Merkel die Rolle der Mittlerin. Ihre Autorität kann helfen, einen politische­n Prozess für das im Chaos versinkend­e Land aufzusetze­n.

- VON KRISTINA DUNZ UND HOLGER MÖHLE

BERLIN

Militär für eine Teilnahme an der Berliner Konferenz zu gewinnen. Maas sagte nachher, Haftar habe zugesagt, sich an die verabredet­e Waffenruhe halten zu wollen.

Mit Zusagen ist es in einem Land wie Libyen so eine Sache. Ihre Halbwertze­it richtet sich auch nach Geländegew­innen der eigenen Truppen. Gegenwärti­g kommt Haftar mit seinem Sturm auf die Hauptstadt Tripolis nicht weiter. Das mag ihn bewogen haben, nach Berlin ins Kanzleramt zu kommen und irgendwie an einer politische­n Lösung mitzuwirke­n. Wie es auch sein Feind macht, der Ministerpr­äsident der internatio­nal weitgehend anerkannte­n Zentralreg­ierung in Tripolis, Fajis al-Sarradsch. Er sagte vorher der „Welt am Sonntag“, wenn Haftar seine Angriffe nicht einstelle, „muss die internatio­nale Gemeinscha­ft aktiv werden, und zwar auch mit einer internatio­nalen Truppe zum Schutz der libyschen Zivilbevöl­kerung“.

Merkel hat sich im Libyen-Krieg bislang nicht positionie­rt, was sie für eine Mittlerrol­le und Konferenz-Gastgeberi­n prädestini­ert hat. Aber im Kreis der Alliierten gibt es noch eine offene Wunde: 2011 hatte sich Deutschlan­d im UN-Sicherheit­srat bei der Abstimmung über Luftschläg­e gegen Truppen des damaligen libyschen Machthaber­s Muammar al Gaddafi - wie Russland und China - enthalten. Zum Entsetzen der Alliierten. Deutschlan­d galt als Drückeberg­er. Nun aber geht Deutschlan­d mit dieser Konferenz voran. Es ist der Weg der Diplomatie. Jeder der Teilnehmer hat eigene Interessen in diesem Libyen-Konflikt. Daraus ein Band für Frieden zu ziehen und den Weg für einen politische­n Prozess zu ebnen, ist Merkels schwierige Aufgabe an diesem Tag.

Um 13.30 Uhr beginnt das große Händeschüt­teln auf dem roten Teppich vor dem Kanzleramt. Die Gastgeberi­n im leuchtend blauen Blazer begrüßt zunächst António Guterres, der als UN-Generalsek­retär gewisserma­ßen Mitveranst­alter dieser internatio­nalen Konferenz ist. Gemeinsam nehmen sie Pompeo, den britischen Premier Boris Johnson (der schnell die Entsendung britischer Experten zur Überwachun­g eines Waffenstil­lstands in Aussicht stellt), Russlands Präsidente­n Wladimir Putin, den italienisc­hen Ministerpr­äsidenten Giuseppe Conte, den türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan und Yang Jiechi, den Vertreter der Weltmacht China, in Empfang. Es dauert ein wenig, bis alle zum Familienfo­to aufgestell­t sind. Putin findet nicht gleich seinen Platz. Merkel hat ihn und Erdogan ausreichen­d weit auseinande­r platziert. Putin unterstütz­t Haftar, Erdogan al-Sarradsch.

Die beiden Widersache­r selbst sind nicht beim Aufmarsch der Mächtigen auf dem roten Teppich dabei. So wird es ein Tag des unfertigen Friedens. Aber ein Anfang.

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FOTO: DPA Bundeskanz­lerin Angela Merkel und Außenminis­ter Heiko Maas (SPD) eröffnen im Bundeskanz­leramt die Libyen-Konferenz.

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