Rheinische Post Hilden

Dortmund feiert Haaland

Der neue Stürmer des BVB trifft zum Einstand dreimal und führt die Dortmunder zum Sieg gegen Augsburg.

- VON CHRISTIAN KUNZ UND MARTIN MORAVEC

AUGSBURG (dpa) Mit dem Spielball als wertvoller Trophäe unter dem Arm schritt Erling Haaland nach seinem Mega-Debüt mit Dreierpack stolz durch die Katakomben des Augsburger Stadions. „Wenn ich ehrlich bin, habe ich nicht von drei Toren geträumt, sondern von zweien – und das war schön“, sagte der erst 19 Jahre alte Norweger. Nicht nur mit der irren Tor-Show, sondern auch mit seiner coolen, unbekümmer­ten Art erstaunte Haaland nach dem 5:3 sogar die Chefs von Borussia Dortmund. „Ein Traum-Debüt. Ich habe kurz mit ihm gesprochen, und er hat gesagt: Das ist der Grund, warum ihr mich gekauft habt“, berichtete Sportdirek­tor Michael Zorc. „Und das stimmt.“

1:3 lag der bis dato enttäusche­nde BVB beim FC Augsburg zurück – dann kam Urgewalt Haaland. Drei Tore, die für einen Fußball-Teenie imponieren­de Körperspra­che und eine beeindruck­ende Kaltschnäu­zigkeit im Abschluss verhindert­en den Rückschlag zum Rückrunden­start der Bundesliga.

Wie einst Pierre-Emerick Aubameyang beim Debüt im Jahr 2013 – ebenfalls gegen Augsburg – traf Haaland beim Borussia-Start gleich dreifach. Wie Robert Lewandowsk­i (2011) und der nun vor dem Abschied stehende Paco Alcácer (2018) bejubelte er seinen ersten Dreierpack, richtig, gegen Augsburg. „Ich wollte so viel positive Energie wie möglich reinbringe­n und das Spiel drehen“, beschrieb es Haaland.

Reihenweis­e lobten ihn Gegner wie Teamkolleg­en. 20 Millionen Euro zahlte der BVB im Winter an Red Bull Salzburg für das Sturmjuwel, das so viele europäisch­e Topklubs liebend gern verpflicht­et hätten. Doch Haaland und sein Vater, der frühere Premier-League-Profi Alf-Inge Haaland, sahen nach dem Fußball-Biotop Salzburg das Karrieresp­rungbrett Dortmund als perfekte nächste Entwicklun­gsstufe an. Ein Stück ist Haaland damit der Gegenentwu­rf zu Wunderknab­e Martin Ödegaard. Der Landsmann wechselte mit 16 zu Real Madrid und wartet fünf Jahre später noch auf den großen Durchbruch.

„Wahnsinnig viel Geld“hätte Haaland bei einem Wechsel zu Cristiano Ronaldos Juventus Turin oder zu Manchester United verdienen können, verriet der frühere norwegisch­e Bundesliga-Profi und Haaland-Kenner Jan Aage Fjörtoft am Samstag in Augsburg. „Manchester United ist in Norwegen wie Allah, Gott und Buddha gemeinsam, trotzdem denken die nach, wo er sich besser entwickeln kann“, sagte der Sky-Experte.

Acht Tore in der laufenden Champions-League-Saison, jetzt drei zum Bundesliga-Debüt – bei seinem märchenhaf­ten Aufstieg scheint die Mischung aus Babyface und Dolph Lundgren in dessen Rolle als Boxer Ivan Drago durch nichts zu stoppen zu sein. „Man hat spüren können, mit wie viel Überzeugun­g er auf den Platz gegangen ist. Er bringt ein ganz neues Element ins Spiel“, sagte Augsburgs Manager Stefan Reuter. Die Tore von Florian Niederlech­ner (2) und Marco Richter waren für sein erst mutiges und dann übermütige­s Team zu wenig.

Gewohnt zurückhalt­ender analysiert­e Trainer Lucien Favre. „Er will lernen, er ist aufnahmefä­hig, hat eine top Mentalität und hat mit 19 viel Potenzial“, sagte der Fußball-Fachmann über den Super-Joker. Bei aller Freude über Haaland: Favre war ziemlich angefresse­n wegen der mangelhaft­en Defensivar­beit seines Ensembles. Den Toren von Haaland (3), Julian Brandt und Jadon Sancho standen beim Tabellenvi­erten drei Gegentreff­er gegenüber. „Das macht mir Sorgen. So wirst du am Ende nicht deine Ziele erreichen“, warnte Zorc.

Der Sportdirek­tor ließ durchblick­en, dass „Rohdiamant“Haaland in seinem bis 2024 datierten Vertrag eine Ausstiegsk­lausel haben könnte. „Wenn man weiß, wer alles noch im Boot war, diktiert man nicht die Bedingunge­n“, erklärte Zorc vielsagend. Was der Verzicht auf Alcácer am Samstag für die Zukunft des Spaniers bedeutet, verriet Zorc nicht. Mehr und mehr zeichnet sich aber eine Rückkehr in die Heimat ab.

Lange soll dagegen Haaland noch die BVB-Fans jubeln lassen. „Heiland Haaland“oder „Haalleluja­h“wurde der Jungstar schon überschwän­glich sakral gepriesen. Doch selbst am „absolut fantastisc­hen“Einstandst­ag, wie es der Shootingst­ar selbst umschrieb, wirkte er wunderbar geerdet. Und alles glückte auch ihm nicht. Beim Weg aus dem Stadion verlief er sich.

 ?? FOTO: IMAGO IMAGES ?? Dortmunds neuer Torjäger Erling Haaland jubelt über seinen dritten Treffer im Spiel gegen Augsburg.
FOTO: IMAGO IMAGES Dortmunds neuer Torjäger Erling Haaland jubelt über seinen dritten Treffer im Spiel gegen Augsburg.

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