Rheinische Post Hilden

Dreßen rast in Wengen aufs Podest

Der Deutsche kann seinen dritten Platz beim Klassiker in der Schweiz im Jahr nach seiner Knieverlet­zung kaum fassen.

- VON MANUEL SCHWARZ UND MAXIMILIAN HAUPT

WENGEN (dpa) So richtig fassen kann Thomas Dreßen seinen famosen Comeback-Winter immer noch nicht. Nach dem Podest-Coup bei der legendären Lauberhorn-Abfahrt in Wengen kam der Skirennfah­rer aus dem Grinsen kaum heraus, weder beim Plaudern im Ziel neben Sieger Beat Feuz, noch beim Gruppenfot­o am Fuße von Eiger, Mönch und Jungfrau oder beim exklusiven Helikopter­flug zur Siegerehru­ng runter ins Tal. „Das war mega, es hat richtig Spaß gemacht“, sagte der 26-Jährige.

In Kitzbühel vor zwei Jahren war der Mittenwald­er sensatione­ll an die Weltspitze gestürmt, nach einem schweren Knie-Schaden und der langen Verletzung­spause in der vorigen Saison holt Dreßen nun famos zu den Besten auf. „Er macht es überragend gut“, lobte Alpinchef Wolfgang Maier, den Dreßen schon mit seinem Sieg bei der Abfahrt in Lake Louise und Platz drei im Super-G von Gröden verblüfft hatte. „Das dritte Podium ist deutlich mehr, als wir von ihm erwartet haben.“Dreßen aber hat dieses entscheide­nde Gespür für Geschwindi­gkeit und Schnee. Auf der verkürzten Wengen-Abfahrt gelang ihm am Samstag eine fast ideale Fahrt. Einzig kurz nach dem Start patzte er leicht. „Da habe ich nicht die Eier gehabt, dass ich voll durchziehe“, sagte er. Danach raste er makellos gen Ziel und war im unteren Abschnitt schneller als alle Rivalen, inklusive dem Schweizer

Rekordsieg­er Feuz und dem zweitplatz­ierten Dominik Paris. „Er weiß sehr gut, wo man schnell fahren muss, damit man Rennen gewinnt“, sagte Cheftraine­r Christian Schweiger.

Drei Abfahrtssi­ege hat Dreßen in seiner noch jungen Speed-Karriere bereits eingefahre­n, so viele wie kein anderer Deutscher. „Man weiß ja, dass er besondere Fähigkeite­n hat. Das hat er heute wieder unter Beweis gestellt. Er hat ein irrsinnige­s Potenzial in der Abfahrt“, lobte Alpin-Chef Maier. In Wengen sorgte Dreßen ganz nebenbei für das erste Abfahrtspo­dium eines deutschen Athleten seit 29 Jahren – 1992 war Markus Wasmeier beim Klassiker im der Schweiz Zweiter geworden.

Und nun geht es am Wochenende nach Kitzbühel, dorthin, wo der

Stern Dreßens 2018 so richtig aufgegange­n war. „Ich freue mich riesig“, sagte der oberbayeri­sche Sportler vor dem wichtigste­n Rennen des Winters. Zunächst gehe es aber darum, sein noch nicht topfittes Knie vorzuberei­ten auf den wilden Ritt die Streif hinunter. „Ich werde schauen, dass das Knie die nächsten Tage noch eine Pause bekommt: ein bisschen hochlagern, den einen

oder anderen Physiother­apeuten besuchen“, kündigte Dreßen an. „Dann werde ich schon parat sein.“

Die Verantwort­lichen im Deutschen Skiverband bemühen sich nun darum, den Hype um ihren besten Rennfahrer einzuordne­n. „Wir sind immer noch im Habachtste­llung“, bemerkte Maier. Die schwere Verletzung inklusive Kreuzbandr­iss, Meniskus- und Knorpelsch­aden sei schließlic­h gerade mal gut ein Jahr her. „Wir setzen ihn nicht unter Druck.“Schweiger sagte vor der Rückkehr nach Kitzbühel: „Ich glaube, dass wir den Fehler nicht machen dürfen, dass wir daraus einen Mega-Hype machen.“

Im Slalom ist der Deutsche Skiverband ebenfalls von den Leistungen eines Rückkehrer­s abhängig. Linus Straßers ist dort der beste Deutsche. In Wengen patzte der 27 Jahre alte Münchner allerdings in Finale kurz vor dem Ziel. Straßer belegte Rang 17 und verschenkt­e ein besseres Resultat.

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FOTO: GABRIELE FACCIOTTI/AP Der deutsche Skirennfah­rer Thomas Dreßen beim Sprung bei der Lauberhorn­abfahrt in Wengen. Der Deutsche wurde beim traditions­reichen Weltcup un der Schweiz Dritter.

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