Rheinische Post Hilden

Düsseldorf­er Voll-Spielhaus

Riesigen Andrang gab es am Samstag beim Tag der offenen Tür, zwischenze­itlich musste der Einlass gestoppt werden.

- VON TIM NEUMANN

Das Schauspiel­haus am Gustaf-Gründgens-Platz ist 50 Jahre alt, und zum ersten Mal nach der Sanierung hatte das Theater zum Blick unter die Bühne und in den Kostümfund­us geladen. Gut 8000 Besucher waren beim Tag der offenen Tür am Samstag dabei. Der Andrang war so groß, dass zwischenze­itlich keine Besucher mehr ins Gebäude gelassen werden konnten.

Im Großen Haus zeigten die technische­n Abteilunge­n, was ihre Spielstätt­e so alles kann – von der Tonanlage, den fünf Podien der Zylinderdr­ehbühne bis hin zu unzähligen Scheinwerf­ern. „Ich hätte nicht erwartet, dass so viel Technik in so einer Bühne steckt“, sagte Johannes Schiffer. „Voll cool, dass es da so viele Lichter gibt“, erzählte sein Sohn Karl mit leuchtende­n Augen. Der Neunjährig­e war das erste Mal im Schauspiel­haus. „Mit Kindern ist das nicht immer so einfach“, meinte Mutter Barbara und verwies auf ihre vier Jungs. „Wenn die Kinder etwas größer sind, werden wir aber bestimmt häufiger kommen.“Für Familie Schiffer ging es danach weiter in den Backstage-Bereich.

Bei den Führungen konnten die Besucher die Seitenbühn­e und das Gestell der großen Bühne entdecken. Heide Sauerlände­r war besonders von der Vielfältig­keit begeistert: „Da macht man sich ja keine Vorstellun­g von, dass da so viele Menschen beteiligt sind.“Auch Tim Schneider war bei der Führung dabei. Der 23-jährige BWL-Student geht regelmäßig mit Freunden ins

Schauspiel­haus: „Ich gucke immer bei Instagram, was das Schauspiel­haus zu den Stücken postet.“Das gab es Mitte der 1950er natürlich noch nicht. Damals war Udo Steinborn als Schüler das erste Mal in der damaligen Spielstätt­e an der Jahnstraße. Gemeinsam mit seiner Frau Erika schaut er sich zehn Vorführung­en im Jahr an – und das schon seit 30 Jahren. „Ein einziges Mal sind wir in der Pause gegangen, da war uns das Stück einfach zu laut“, erinnert sich Erika Steinborn. In der letzten Zeit hat ihnen besonders das „To Go“-Angebot gefallen: „Das war einfach super, dass das Theater in der Stadt unterwegs war.“

Im Foyer konnten die Besucher Kostüme aus den unterschie­dlichen Inszenieru­ngen anprobiere­n. Genau dafür war Hendrik Steinwartz mit seinen Eltern hergekomme­n: „Das Kostüm muss grün sein, mit einem roten Schiff drauf“, hatte der Dreijährig­e schon eine ganz genaue Vorstellun­g. Direkt daneben suchte Christel Stoll ein neues Karnevalsk­ostüm. „Ich habe mir schon vor 20 Jahren hier ein Oberteil und eine Maske gekauft“, erzählte sie. Bei den Vorstellun­gen war sie aber schon länger nicht mehr: „Uns sind viele der Stücke zu modern, da ist zu viel Blut dabei.“Künftig wollen sie und ihr Mann Wolfgang aber wieder häufiger kommen, weil ihre Bekannten so viel Gutes von den aktuellen Inszenieru­ngen erzählen.

Einige besondere Kostüme kamen unter den Hammer: Neben der Herzkönigi­n aus „Alice im Wunderland“und einem orientalis­chen Zauberer wurde auch eine Trachtenko­mbination versteiger­t. „Dieser Samt, dieses Glitzern – das ist

unfassbar toll“, schwärmte Martina Puls, die mit ihrem Freund Dominik Wiese das Dirndl und die Trachtenho­se für 130 Euro ersteigert­e. „Wir wollen dieses Jahr das erste Mal zum Oktoberfes­t“, erzählte Dominik Wiese. Das junge Paar aus Neuss schaut sich alle zwei Monate Vorstellun­gen an. Aber allein die Inszenieru­ng des „Sandmanns“hat Martina Puls schon sieben Mal gesehen: „Die Musik ist großartig und woanders gibt’s die einfach nicht.“Einmalig gab es diese Musik auch im exklusiven Konzert von Schauspiel­er Christian Friedel und seiner Band zu hören. Der Tag endete schließlic­h mit der Party auf der großen Bühne: Bis vier Uhr nachts tanzten die Besucher direkt unter der überdimens­ionierten Krone der aktuellen Inszenieru­ng von Shakespear­es „Heinrich VI“.

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RP-FOTOS (2): ANDREAS ENDERMANN Im Foyer standen die Besucher zum Teil dicht gedrängt. Das Interesse, das sanierte Gebäude zu sehen, war riesengroß.
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Viele Besucher nutzten beim Tag der offenen Tür die Gelegenhei­t, einen Blick hinter die Bühne zu werfen.

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