Rheinische Post Hilden

Malteser schützen sich – auch gegen Angriffe

Die Jahresspen­de der Sparkassen-Rentner kommt dem Malteser Hilfsdiens­t zugute. Der kann sie gut gebrauchen – zum eigenen Schutz.

- VON PETER CLEMENT

HAAN An diesen Einsatz im vergangene­n September können sich alle Rettungskr­äfte noch besonders gut erinnern: Damals gingen plötzlich 20 junge Männer bei der Haaner Kirmes abends in der Nähe des Autoscoote­rs aufeinande­r los. Bei der Prügelei seien Messer, Schraubenz­ieher und Reizgas zum Einsatz gekommen, teilte die Polizei damals mit.

Nach dem Notruf rückten die Beamten mit starken Kräften an, um die beiden rivalisier­enden Gruppen

„Die Respektlos­igkeit gegenüber den Rettern hat deutlich zugenommen“

Thomas Körblein (Ortsgruppe­nleiter Malteser Hilfsdiens­t)

zu trennen. Inmitten dieses Tumults versuchten Rettungskr­äfte, sich um die Verletzten zu kümmern. Denn insgesamt acht Menschen erlitten wegen des Gases Reizungen der Atemwege und Augen, darunter ein unbeteilig­tes elfjährige­s Mädchen. Zwei Verletzte kamen sogar ins Krankenhau­s. Die übrigen wurden vor Ort vom Rettungsdi­enst betreut – und dessen Mitarbeite­r wurden dabei mehrfach bedroht, behindert und beschimpft.

Thomas Körblein erinnerte jetzt noch einmal ganz bewusst an den Vorfall vom vergangene­n September. Der Vorsitzend­e der Haaner Ortsgruppe im Malteser Hilfsdiens­t war zu Gast in der Stadt-Sparkasse, um eine großzügige Spende der Sparkassen-Rentner entgegenzu­nehmen.

Die hatten, wie bereits in den vergangene­n fünf Jahren, auf Weihnachts­geschenke verzichtet und das Geld an einen von ihnen ausgewählt­en Verein der Region vergeben, in diesem Fall die Malteser. Für die 1250 Euro werde er zehn Schutzhelm­e anschaffen, verkündete Körblein und erläuterte dann, dass diese in Zeiten zunehmende­r Aggressivi­tät gegenüber Rettungskr­äften immer wichtiger seien.

„Früher konnten wir uns bei unseren Fortbildun­gen immer auf Erste Hilfe konzentrie­ren“, berichtete der Malteser-Chef. Heute rede man immer öfter über Deeskalati­ons-Strategien und Selbstvert­eidigung Eine Tendenz, die auch die Feuerwehr Haan bestätigt: „Es geht dabei weniger um tatsächlic­he körperlich­e Angriffe“, erläutert der stellvertr­etende Feuerwehrc­hef Mirko Braunheim: „Aber mit Anfeindung­en und

Beschimpfu­ngen haben auch wir es vor allem im Rettungsdi­enst immer wieder zu tun.“

Eine Videokampa­gne für mehr Respekt gegenüber Einsatzkrä­ften von Feuerwehr, Rettungsdi­enst und Polizei hatte erst im Oktober vergangene­n Jahres in Dortmund eine emotionale Premiere. Dabei ging es nicht um hollywoodr­eife Blaulicht-Szenen, sondern um die harte Realität im Alltag: Etwa, wenn Retter nach einem Verkehrsun­fall verletzte Personen aus einem Wrack befreien und zeitgleich Gaffer im Vorbeifahr­en die Kamera draufhalte­n. Aber auch dann, wenn Polizisten im Einsatz massive Gewalt erfahren.

Auch wenn Opfer von Verkehrsun­fällen oder Gewalttate­n wehrlos am Boden liegen, gefilmt oder fotografie­rt und ihrer Würde beraubt werden, wenn die Daten ungefragt im Internet erscheinen, ist jede Grenze

überschrit­ten.

Landesweit haben die Rettungsdi­enste inzwischen Probleme mit dem Heranführe­n von ehrenamtli­chen Nachwuchsk­räften.

Die Malteser in der Stadt Haan versuchen dem entgegenzu­wirken, indem sie beispielsw­eise im vergangene­n Jahr 14 Schüler der Gesamtschu­le in einer Schul-AG zu Ersthelfer­n ausbildete­n – wöchentlic­h für zwei zusätzlich­e Schulstund­en am Nachmittag. Das fördert Zusammenha­lt, der auch später im Einsatz wichtig sein kann.

Für die Rentner der Stadt-Sparkasse Haan steht fest: „Auch in diesem Jahr kommt unsere Spende wieder genau an der richtigen Stelle an.“Wie lange und ob es weitergeht, konnte Sparkassen-Chef Udo Vierdag noch nicht sagen: „Wir hatten uns ja zunächst einmal auf fünf Jahre geeinigt“, erinnerte er. Die seien jetzt rum. Allerdings vergehe bis zur nächsten Weihnachts­feier ja auch noch einige Zeit. „Wir werden in aller Ruhe über eine mögliche Verlängeru­ng reden“, kündigte Vierdag an. Sowohl die Rentner als auch die Ehrenamtle­r würde das freuen.

 ?? RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN ?? Sparkassen-Senioren spenden an den Malteser-Hilfsdiens­t. Vorne: Thomas Körblein (Malteser). Hinten von links Udo Vierdag (Vorstandsc­hef der Stadt-Sparkasse Haan), Gudrun Schmülgen, Heinz Schmülgen und Karl-Heinz Küllenberg.
RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Sparkassen-Senioren spenden an den Malteser-Hilfsdiens­t. Vorne: Thomas Körblein (Malteser). Hinten von links Udo Vierdag (Vorstandsc­hef der Stadt-Sparkasse Haan), Gudrun Schmülgen, Heinz Schmülgen und Karl-Heinz Küllenberg.

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